Ein Kia gegen einen Porsche Targa 4S, einen Ferrari California T, einen Mc Laren 570 S, einen Mercedes AMG GT und einen Lamborghini Urus – wie geht ein solches Rennen wohl aus?
Eigentlich sollte der Koreaner gegen die Supersportwagen aus Europa keine Chance haben. Aber Achtung: Das Elektroauto namens EV6 GT, das Kia ins Rennen schickt, hat einen Allradantrieb und eine Antriebsleistung von 430 kW (584 PS). Und das Rennen, das die Koreaner auf der Landebahn eines Flugplatzes irgendwo in der Welt inszeniert haben, geht auch nur über 400 Meter. Und so endet das „Drag Race“ der ungleichen Fahrzeuge denn auch mit einer faustdicken Überraschung: Der Kia hat dank eines maximalen Drehmoments von 740 Newtonmeter vom Start weg die Nase vorn – und wird erst kurz vor dem Ziel vom 419 kW (570 PS) starken McLaren überholt.
Quod erat demonstrandum, hätte mein Lateinlehrer gesagt. Auf deutsch: Was zu beweisen war. Ein Elektroauto kann sehr wohl mit einem Supersportwagen mithalten. Das wissen wir dank Tesla eigentlich schon eine ganze Weile. Nun will es auch Kia ab Sommer auch mit dem neuen EV6 GT beweisen, einem „Crossover“ aus einer sportlichen Fließheck-Limousine und einem Rallye Car, wie es Designchef Karim Habib bei der (virtuellen) Weltpremiere formulierte.
Das Schwestermodell des Ioniq 5 von Hyundai soll nicht weniger als die „E-Mobilitätsgrenzen neu definieren“, wie es in der Pressemitteilung heißt. Vor allem aber soll die Modellreihe die südkoreanische Marke auf ein höheres Level heben – in die Premiumklasse des Automobilbaus. Die technischen Voraussetzungen dafür sind gut: Wie der Porsche Taycan verfügt der Kia EV6 über eine 800 Volt-Architektur, mit deren Hilfe der Lithium-Ionen-Akku des Elektroautos mit bis zu 350 kW an einer Schnellladestation geladen werden kann. In nur vier Minuten sollen so am DC-Lader 100 Kilometer Reichweite nachgeladen werden können. Und wie der Porsche Taycan soll auch der Kia EV6 GT anschließend mit einer Höchstgeschwindigkeit von 260 km/h die Fahrt fortsetzen können – wo immer das in Zukunft noch möglich sein wird.
Angeboten wird der Kia EV6 mit Heck- und Allradantrieb, als Standardmodell mit einem 125 kW starken Heckmotor und einem Akku, der 58 Kilowattstunden (kWh) Strom speichern kann. Darüber gibt es eine GT-Line, die es wahlweise auch mit einem 173 kW oder 239 kW starken Allradantrieb gibt. Die GT-Line gibt es auch in einer Langstreckenversion – dann ist ein 77,4 kWh großer Akku an Bord. Bei allen Versionen identisch ist der Radstand von 2,90 Meter, eine Länge von knapp 4,70 Meter sowie ein Gepäckraum, der je nach Sitzkonstellation zwischen 520 und 1300 Liter fasst. Zusätzlich gibt es vorne einen kleinen „Frunk“ für Ladekabel und anderes „Gedöns“ – dergleichen kennt man schon von Porsche Taycan und den Elektroautos von Tesla.
Produziert wird der EV6 ab Juli in Korea, in Europa sollen im September die ersten Exemplare eintreffen. Bis dahin sollen auch die Preise für das neue Elektroauto von Kia feststehen. Während der Pressekonferenz mochte sich dazu noch keiner der Kia-Manager festlegen. Aber die Äußerungen lassen darauf schließen, dass der EV6 etwas teurer werden wird als der aktuelle Kia e-Niro (ab 35.290) oder der Kia e-Soul (ab 33.990 Euro).
Aber wie der Name schon vermuten lässt, wird der EV6 eine neue Generation von Elektroautos von Kia begründen. Geplant sind auf der neuen Elektro-Plattform E-GMP (Electric-Global Modular Platform) insgesamt sieben Modelle – vom EV1 bis zum EV9, mit unterschiedlichen Leistungsdaten, Karosserieformen und entsprechenden Preisen.
Am Horizont zeichnen sich also noch manch andere spannende Rennen ab.