Das schwedische Batterie-Start-up Northvolt steht vor einer unsicheren Zukunft: Die Hauptinvestoren Volkswagen und Goldman Sachs haben nach Medienberichten beschlossen, ihre Beteiligungen am Unternehmen teilweise beziehungsweise vollständig abzuschreiben. Volkswagen, mit 21 Prozent größter Anteilseigner, nahm laut Reuters eine „signifikante Abschreibung“ vor. Der Autokonzern bezifferte den Wert seiner Beteiligung im aktuellen Geschäftsbericht noch auf 693 Millionen Euro, nachdem er 2022 bei 900 Millionen Euro lag. Auch Goldman Sachs zieht Konsequenzen: Die US-Bank will ihren Einsatz von mindestens 896 Millionen Dollar bis Jahresende auf Null abschreiben, berichtet die Financial Times.
Die Krise bei Northvolt eskalierte im November, als das Unternehmen in den USA Gläubigerschutz beantragte. Zudem trat CEO Peter Carlsson zurück. Das schwedische Unternehmen, das 2016 von Carlsson gegründet wurde, hatte sich zum Ziel gesetzt, in Europa eine großangelegte Produktion von Batteriezellen für Elektrofahrzeuge aufzubauen und so eine Alternative zu chinesischen Herstellern zu schaffen. Zu den namhaften Kunden des Unternehmens zählen große Automobilkonzerne wie BMW und Volkswagen, die beide Batteriezellen von Northvolt beziehen wollten, um ihre E-Fahrzeugproduktion in Europa unabhängiger von chinesischen Importen zu machen. Auch Volvo und Scania gehörten zu den strategischen Partnern, die auf eine lokale und nachhaltige Batterieproduktion setzten. Inzwischen sieht sich Scania nach alternativen Batterie-Lieferanten um.
Mit seinem Versprechen, nachhaltige Batterien aus europäischen Ressourcen zu fertigen, zog Northvolt zudem großes Interesse von Regierungen und Investoren an, die das Start-up als Schlüssel zur Entwicklung einer autarken europäischen Batteriewertschöpfungskette sahen. Doch die aktuellen Schwierigkeiten und Finanzprobleme stellen diese Ambitionen nun in Frage und gefährden die Versorgung der Automobilindustrie mit europäisch hergestellten Batteriezellen.
Bau der Batteriefabrik in Heide geht vorerst weiter
Ein weiteres Anzeichen der Krise: Der schwedische Pensionsfonds AMF, einer der zehn größten Anteilseigner, erklärte, seine Beteiligung ebenfalls zu überprüfen. „Wie jedem klar ist, ist der Wert von Northvolt deutlich niedriger als noch vor einem Jahr“, sagte ein Sprecher des Fonds.
Trotz der finanziellen Schwierigkeiten laufen die Werke in Schweden weiter. Auch die im Bau befindlichen Gigafactories 3 in Heide (Schleswig-Holstein) sowie Fabrik Nummer 6 im kanadischen Montreal bleiben laut Unternehmensangaben bislang unbeeinträchtigt, da sie von eigenständigen Tochtergesellschaften betrieben und finanziert werden.
Die Insolvenzverfahren in den USA bieten Northvolt nun eine begrenzte Atempause vor Forderungen der Gläubiger. Laut Gerichtsdokumenten soll in dieser Zeit versucht werden, langfristige Investoren zu finden, um die europäische Batterieproduktion doch noch zu stabilisieren und zukunftsfähig zu machen.