Die Autoindustrie steht durch die Antriebswende vor gewaltigen Herausforderungen. Auch die spanische VW-Tochter Seat kommt um die Umgestaltung der Wertschöpfungskette nicht herum. Vor vier Jahren stellte Seat seinen Zukunftsplan vor, der Investitionen in Höhe von zehn Milliarden Euro ankündigte, um Spanien in Zusammenarbeit mit mehr als 50 Unternehmen zu einem europäischen Zentrum für Elektromobilität zu machen. Die Initiative stellt die größte Einzelinvestition dar, die jemals in der spanischen Automobilindustrie getätigt wurde, um die Entwicklung und lokale Produktion von Elektroautos und vernetzten Fahrzeugen voranzutreiben. Das soll der spanischen Wirtschaft mehr als 2,1 Milliarden Euro einbringen. Allein in das Seat-Stammwerk werden drei Milliarden Euro investiert – doppelt so viel wie vor drei Jahrzehnten, als das Unternehmen seine Fertigung zum ersten Mal seit der Übernahme durch die Deutschen von Grund auf erneuerte.
Die zentrale Säule des Projekts ist die Elektrifizierung der Produktion in Martorell und des Volkswagen-Werks in Pamplona, während gleichzeitig ein Batterie-Ökosystem für Elektrofahrzeuge in Spanien aufgebaut wird. Dazu zählt unter anderem eine neue „Gigafactory“ für Batteriezellen in Sagunto nahe Valencia. Die Batteriefabrik soll zunächst eine jährliche Produktionskapazität von 40 Gigawattstunden (GWh) haben, kann jedoch bei Bedarf auf 60 GWh erweitert werden. Der von der VW-Tochter PowerCo betriebene Industriekomplex wird eine Fläche von rund 130 Hektar einnehmen, hinzu kommt ein Zuliefererpark auf nochmals 70 Hektar Fläche. Mehr als drei Milliarden Euro wendet der VW-Konzern für die Fabrik auf, die nach ihrer Fertigstellung 3000 Menschen Arbeit bieten soll.
Batteriezellen für Cupra Raval und VW ID.2
Parallel wird am Seat-Stammsitz in Martorell mit einem Investment von 300 Millionen Euro eine Fertigungsanlage für Batteriesysteme gebaut. Hier sollen die Batteriezellen aus Sagunto von 500 Beschäftigten zu Modulen zusammengefügt werden – vor allem vor die beiden elektrischen Kompaktmodelle Cupra Raval und VW ID.2, die in Martorell ab Ende 2025 vom Band laufen. Im Jahr darauf wird in Pamplona die Fertigung einer Crossover-Version des VW ID.2 sowie des Skoda Epiq anlaufen. Geplant ist eine Produktion von 1.400 Batteriesystemen pro Tag, die über ein 600 Meter langes Fördersystem direkt an die Montagelinien der Elektroautos geliefert werden. Den für die Produktion nötigen Strom liefern unter anderem 11.000 Solarzellen auf dem Fabrikdach. Sie decken in den Sommermonaten bis zu 70 Prozent des Strombedarfs ab.