Der Zeitpunkt war sicherlich kein Zufall: Einen Tag vor der Hauptversammlung hat Volkswagen angekündigt, 2027 ein preiswertes Elektroauto unterhalb des ID.2 auf den Markt zu bringen. Das Unternehmen kam damit Fragen von Aktionären nach den Gründen für das Scheitern der Gespräche mit Renault zuvor. Ursprünglich war geplant, eine Renault-Plattform für den gemeinsamen Bau von zwei Elektroautos zum Preis von rnd 20.000 Euro zu nutzen. Gebaut werden sollte der Kleinwagen als VW ID.1 und Renault Twingo Electric in einem Renault-Werk in Slowenien. Doch Widerstände aus dem VW-Betriebsrat hatten das Projekt in der vergangenen Woche scheitern lassen. Renault-Chef Luca de Meo nannte es eine “verpasste Gelegenheit”.
„Aus Europa für Europa“
Nun tritt Plan B in Kraft: Der Bau des elektrischen Kleinwagens im Alleingang – „aus Europa für Europa“, wie Konzernchef Oliver Blume in einer Pressemitteilung ankündigte. Am Preis soll sich dadurch nichts ändern: Der Einstiegspreis soll etwa 20.000 Euro kosten. Das wären rund 5000 Euro weniger als für den ID.2 im Polo-Format, der seine Weltpremiere schon im kommenden Jahr erleben und ab 2026 bei Seat in Martorell produziert werden soll. In anderen Versionen unter anderem auch als Cupra Raval und als Skoda Epiq.
Für Volkswagen-Chef Thomas Schäfer nannte die Entwicklung und die Produktion des neuen Einstiegsmodells in Europa eine große Herausforderung. “Diese Aufgabe ist aufgrund der steigenden Energie-, Material- und Rohstoffkosten anspruchsvoller geworden.” Dennoch brauche man ein solches preiswertes Modell, “damit sich die Elektromobilität in der Breite durchsetzt”. Damit das gelingt, soll das Fahrzeug sowohl in den Punkten Technologie, Qualität und Kundenerlebnis, aber auch im Design „Maßstäbe setzen“.
Die Silhouette des neuen Autos macht da Appetit auf mehr: Chefdesigner Andreas Mindt ist es einmal mehr gelungen, ein Auto zu zeichnen, das mit seiner starken C-Säule und klassischen Proportionen („vorne lang, hinten kurz“) selbst im Gegenlicht sofort als Volkswagen zu erkennen ist. Schon auf der Hauptversammlung dürfte es dafür viel Beifall geben.