Die Seat-Schwestermarke Cupra hat gerade mit dem Born das erste vollelektrische Auto auf der MEB-Plattform des Volkswagen-Konzerns – und ein sportliches Gegenstück zum VW ID.3 vorgestellt. Mit Wayne Griffiths, dem Vorstandsvorsitzenden von Seat und dem CEO von Cupra sprachen wir in einem Video-Call über den neuen Cupra Born, der zum Jahresende auf den Markt kommt, über die weiteren Pläne für die Elektrifizierung der Marke – und auch das neue vollelektrische Stadtauto von Seat, das ab 2025 in Barcelona produziert werden soll.
Herr Griffiths, Gratulation zum neuen Cupra Born. Das ist das bislang schärfste Elektroauto auf der MEB-Plattform des Volkswagen-Konzerns. Der Wagen verfügt in einer besonders sportlichen Variante sogar über einen so genannten E-Boost, mit dem sich die Antriebsleistung vorübergehend steigern lässt. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal, oder?
Das ist in der Tat eine Neuigkeit, die ab Anfang kommenden Jahres zur Verfügung stehen wird. Aktiviert wird die Funktion über einen Knopf am Lenkrad. Den zusätzlichen Schub merkt man schon in der Beschleunigung. Das macht das Auto noch sportlicher.
Für wie lange?
Solange die Batterie hält. Mit der größten Batterie kommt der Born auf eine Reichweite von 540 Kilometer. Wenn die E-Boost-Taste dauerhaft gedrückt wird, sind es entsprechend weniger. Insofern hat es der Kunde in der Hand, ob ihm Reichweite oder Sportlichkeit wichtiger ist. Der E-Boost steht jedenfalls nicht nur einige Sekunden zur Verfügung, das ist eine permanente Leistungssteigerung.
Sie bieten den Born aktuell in vier Varianten mit unterschiedlichen Batteriegrößen und Antriebsstärken an. Welche wird nach ihrer Einschätzung heute am stärksten gefragt sein?
Bei einem neuen Auto sieht man immer wieder, dass die Kunden das Beste vom Besten haben wollen. Das sind oft technikaffine Early Adopters, die das Maximale an Leistung suchen. Das erwarte ich auch beim CUPRA Born: Das stärkste Modell mit der größten Reichweite erwarte ich vorne. Zumal die Marke für Sportlichkeit steht. Und mit dem CUPRA Born wollen wir beweisen, dass ein Elektroantrieb nicht nur vernünftig ist, sondern einen großen Spaß bereiten kann.
Über den Kauf entscheiden aber bekanntermaßen nicht nur emotionale, sondern ökonomische Aspekte. Was wird der Born denn nun kosten?
Der Spaß wird in der Basisversion ab 32.700 Euro beginnen, die aktuelle Topversion startet bei 36.770 Euro.
Wird es eigentlich auch eine Version mit Allradantrieb geben?
Wir hätten gerne von Anfang an einen allradgetriebenen CUPRA Born gehabt. Aber jedes Auto hat im Volkswagen Konzern seinen Platz und muss andere Modelle auch anderer Marken ergänzen. Da es auf der Plattform bereits andere Allradler gibt, müssen wir uns noch ein wenig gedulden. Aktuell gibt es dazu noch keine konkreten Pläne.
Jede Marke hat ihren Platz im Konzern, jedes Auto einen Platz im Gesamtsortiment: Wo steht eigentlich Cupra in Relation zu VW, Audi, Seat, Skoda?
CUPRA kommt von Cup Racing. Also ist die Marke schon einmal sehr sportlich.
Wie Audi?
Ähnlich, aber wir sind nicht Premium. Unsere ersten Autos waren von der Tourenwagen-Meisterschaft geprägt. Die Modelle sind also auf Performance hin optimiert, es sind Autos, die gerne gefahren werden. Wir werden Autos bauen, die vielleicht nicht jeder mag, aber viele lieben. Wer auffallen will, wird bei CUPRA immer ein Angebot finden. Wir sind eine emotionale Marke für heute und jetzt, nicht für die ferne Zukunft.
Wirklich? Immerhin kommt der Born mit einem Antrieb, dem die Zukunft gehört.
Ja, denn es ist ein Auto für eine junge Generation, der die Themen Umwelt und Nachhaltigkeit sehr wichtig ist. Und die Covid-Krise wird die Entwicklung vom Verbrenner hin zum Elektroantrieb sicher noch beschleunigen. Zumal der Strom in immer größerem Umfang aus Erneuerbaren Energien kommt: Elektroautos, die mit Kohlestrom fahren, machen wirklich keinen Sinn.
Beim Cupra Born wird es nicht bleiben. Mit dem Tavascan folgt ja schon bald das nächste Elektroauto der Marke. Und was tut sich in der Beziehung bei Seat?
Wir haben gerade sehr viel in die Marke investiert, in den neuen Leon, in den Ateca…
Das sind aber alles Autos mit konventionellen Antrieben.
Den Leon gibt es auch als Plug-in Hybrid. Aber wir können nicht zeitgleich alle Modell elektrifizieren. Wir müssen auch den Markt abdecken. Und in Europa ist der Markt derzeit nur zu zehn Prozent elektrisch – 90 Prozent der Autos in Europa haben noch einen Verbrenner unter der Haube. Das wird sich in den nächsten Jahren verändern, aber in der Zwischenzeit müssen wir auch die Kunden bedienen, die noch nicht vollelektrisch fahren können oder wollen. Auf unserem Heimatmarkt Spanien brauchen wir die Verbrenner noch eine Weile, um unsere Position als Marktführer halten zu können.
Einen neuen vollelektrischen Seat wird es also so bald nicht geben?
Wir konzentrieren uns jetzt erst einmal auf den MEB-Baukasten und den CUPRA. 2025 werden wir die Demokratisierung der Elektromobilität mit einem neuen vollelektrischen Stadtauto, das wir in Martorell für mehrere Marken des Konzerns bauen werden, vorantreiben.
In Spanien möchte der Konzern gerne auch eine Batteriefabrik bauen. Gibt es bei dem Thema schon Fortschritte oder gar Entscheidungen über den Standort?
Das ist ein Thema von Volkswagen Komponenten. Dort analysiert man verschiedene Standorte. Eine Batteriefabrik auf der iberischen Halbinsel würde uns schon aus logistischen Gründen gut gefallen. Aber hier laufen noch die Gespräche mit der Politik, mit Lieferanten und anderen Stakeholdern. Im Laufe des Jahres wird es Klarheit geben.
Noch einmal zurück zum Born: Sehen Sie für das Modell auch Potenziale außerhalb Europas? In den USA pusht die Regierung Biden gerade die Elektromobilität.
(Lacht) Das wäre ein mutiger Schritt. Aber CUPRA steht auch für Mut. Wir werden mit der Marke deshalb erst einmal nach Australien gehen – also bis ans Ende der Welt. Und mit CUPRA haben wir auch auf anderen Märkten eine Chance, stärkere Präsenz zu schaffen als nur mit Seat. Israel, Mexiko, auch Korea, Japan und China bieten interessante Perspektiven. Aber erst müssen wir Europa rocken, unsere Präsenz hier ausbauen. Aber Sie haben recht: Es spricht einiges dafür, den Schritt in die USA zu gehen. Natürlich nur als Elektromarke.