Gebrauchte Elektroautos? Gibt es reichlich in entsprechenden Portalen wie mobile.de. 18.847 Stromer werden dort aktuell (20. Januar) angeboten, mit Laufleistungen zwischen wenigen hundert und 672.000 (!) Kilometern, der jüngste ein paar Monate, die ältesten über zehn Jahre alt.

Und natürlich sind alle Auto „im tadellosen Zustand“ oder „bestens gewartet“. Manche Besitzer fügen auch gleich ein Batteriezertifikat bei – um zu belegen, dass der Akku im Mitsubishi iMiEV noch gut in Schuss ist. Der Besitzer eines Nissan Leaf von 2012 mit einer Laufleistung von über 150.000 Kilometern ist aber auch so ehrlich anzugeben, der sein Wagen im Winter nur noch 80 Kilometer mit einer Akkuladung schafft, im Sommer bestenfalls 120 Kilometer. Trotzdem würde er für das Elektroauto gerne immer noch 8650 Euro haben. Der TÜV, schreibt er, sei schließlich noch neu.

Ausschließlich gebrauchte Batterieautos
Das Angebot auf der Internet-Plattform von Aampere ist noch überschaubar. Plug-in Hybride finden sich dort nicht.

Aber ist das Auto diesen Preis wirklich noch wert? Wie sehr kann man den Angaben der Vorbesitzer und Händler trauen? Und wie mindert man das Risiko, einen Fehlgriff zu tun?

Mit den Fragen haben sich Florian Reister (27), Max Rost (28) und Nikolaus Schmidt (26) nach ihrem Studium von Betriebswirtschaftslehre und Fahrzeugtechnik beschäftigt – und in diesem Jahr mit finanzieller Unterstützung verschiedener Business Angels in sechsstelliger Höhe das Startup Aampere aus der Taufe gehoben – eine neue Internet-Plattform, über die ausschließlich Elektroautos gehandelt werden. Einer der Geldgeber ist ihr ehemaliger Professor Markus Lienkamp von der TU München, der früher bei Volkswagen an Fahrerassistenzsystemen arbeitete und Elektroautos konzipierte.

Gebrauchte Stromer mit Sicherheit

Aampere mit Sitz in Bad Liebenzell bei Calw hat sich das Ziel gesetzt, den Kauf oder Verkauf von gebrauchten Elektroautos so einfach zu machen wie die Bestellung einer Pizza. Nur dass es hier als Extra auf Wunsch eine Wallbox gibt statt Champions, wie die Gründer auf ihrer Website scherzen. Der konventionelle – analoge – Kauf oder Verkauf eines Autos ist nicht mehr zeitgemäß, finden die drei Start-up-Gründer. Viel zu viel Zeit gehe dabei verloren, einerseits bei Telefonaten und Besichtigungsterminen, andererseits bei Fahrten durch die Republik die Objekte der Begierde zu besichtigen und und zu prüfen.

Aampere soll als Vermittler einerseits Zeit einsparen und gleichzeitig Vertrauen schaffen, dass das Fahrzeug der Beschreibung des Verkäufers entspricht. Und in diesem besonderen Fall, dass der Akku des Elektroautos noch fit ist. Die Fahrt in die Zukunft der Individual-Mobilität soll schließlich nicht gleich mit einer Enttäuschung beginnen.

Servicepauschale von 990 Euro

Für diesen Zweck entwickeln die drei Gründer gerade zusammen mit IT-Spezialisten am Mobility Technology Center (MTC) einen Batterie-Tracker, der ab Sommer bei einer Fahrt mit dem Stromer um den Block (oder vielleicht auch schon im Stand) Informationen über den so genannten „State of Health“ (SoH), den Gesundheitszustand des Akkus, sammelt und auswertet. Aampere ist der erste Anwender der neuen Prüftechnik.

Bei der Abholung des Elektroautos wird von den Aampere-Mitarbeitern derzeit nur optisch überprüft, ob der Zustand des Fahrzeugs mit den Angaben des Verkäufern übereinstimmt. Fallen dabei erhebliche Mängel auf, hat der Käufer ein Rücktrittsrecht. Ist alles ok, wird das Auto von einem der Aampere-Gründer auf eigener Achse zum Wohnort des Käufers transportiert und vor der Haustür an den neuen Besitzer übergeben. Bequemer geht’s nicht.

Für den Hol- und Bring-Service nimmt Aampere vom Autokäufer eine Servicegebühr von 990 Euro, die beim Kauf des Autos im Internet fällig wird. Der Verkäufer muss fünf Prozent des Verkaufserlöses an den Vermittler überweisen. Damit kommen Florian, Max und Niko auf ihren Schnitt. Vor allem natürlich bei großen und hochwertigen Elektroautos.

Künftig auch Wallboxen im Angebot

Seit August vergangenen Jahres ist die Aampere-Plattform online, derzeit findet im Schnitt ein Elektroauto im Monat einen neuen Besitzer. „Unser Bekanntheitsgrad ist noch sehr geringt“, gibt Finanzchef Niko im Gespräch mit EDISON zu. Aber die Investoren glaubten an das Konzept. Zumal die drei Gründer gerade an Erweiterungen des Angebots arbeiten. So soll der Aktionsradius über Deutschland hinaus erweitert werden – „in Nordeuropa gibt es ein großes Potenzial“. Zudem soll Aampere zu einer „ganzheitlichen Plattform für den Switch zur Elektromobilität“ ausgebaut werden. Künftig könnten hier auch Wallboxen oder PV-Anlagen zur Erzeugung von Solarstrom angeboten werden. Außerdem spricht man mit professionellen Dienstleistern, um den Zustand der Elektroautos vor Auslieferung fachmännisch überprüfen zu lassen.

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