Der GLC hat die C-Klasse bereits vor Jahren als beliebtestes Modell im Hause Mercedes abgelöst. Nachdem die bisherigen Elektromodelle nicht annähernd an die Erfolge der Verbrennergenerationen herankommen konnten, blickt nunmehr alles auf den neuen GLC EQ. Der war einer der Stars der IAA Mibility in München, stand jedoch nicht allein wegen seiner technischen Daten im Schatten des direkten Konkurrenten BMW iX3. Das Team rund um den scheidenden Entwicklungsvorstand Markus Schäfer will jedoch zeigen, dass der Mercedes GLC EQ seinem ärgsten Konkurrenten in nichts nachsteht und diesen in dem einen oder anderen Bereich sogar überflügeln kann. Vor allem im Gelände. Der elektrische GLC soll hier für einen SUV von der Stange neue Maßstäbe setzen und sogar so machen echten Offroader in die Wüste schicken.

Der neue Mercedes-Benz GLC 400 4MATIC mit EQ Technologie (Energieverbrauch kombiniert: 14,9-18,9 kWh/100 km | CO₂-Emissionen kombiniert: 0 g/km | CO₂-Klasse: A)1 | Exterieur: AMG Line; Hightechsilber. Fotos: Mercedes-Benz
Und so werkelt ein Mercedes-Entwicklungsteams unter Leitung von Christoph Böhm seit rund einer Woche an den Dumont Dunes herum, um den Abstimmungen von Fahrwerk und Regelsystemen des GLC, jedoch auch Motor- und Batteriekühlung den letzten Schliff zu verleihen. Am Wochenende sind die Dumont Dünen rund zwei Stunden westlich von Las Vegas ein beliebtes Freizeitziel. Ein gigantischer Sandkasten für die mehr oder weniger erwachsene Offroadfans, die mit Geländewagen, Quads und Baja-Rennern die bis zu 180 Meter hohen Dünenkämme heraufdonnern. Die Stimmung ist auch bei den Entwicklern prächtig, doch die Tage sind lang, denn auch denn der Dünendrift im neuen Mercedes GLC Laune macht, ist das Programm vor Marktstart straffer denn je.
Mit reduziertem Luftdruck in den Sand
So geht es mit Entwicklungsingenieur Michael Heisig auf dem Beifahrersitz auf eine Testrunde im neuen GLC EQ. „Wir haben den Luftdruck der Reifen auf 1,1 bar gesenkt“, erläutert Heisig entspannt, „sonst ist dieser GLC im Serientrimm.“ Heißt: Der weiße Mercedes GLC EQ 400 bietet nicht nur Allradantrieb, sondern auch Luftfederung und Hinterachslenkung. Starterknopf gedrückt und ab geht die wilde Fahrt. Auf dem Zentralbildschirm das Terrain-Programm angesteuert – und der Elektro-Schwabe erledigt den Rest.

Dank 800-Volt-Technik kann der Mercedes GLC EQ Gleichstrom am Schnelllader mit bis zu 320 kW aufnehmen.
Vorteil Elektroantrieb: ohne zeitliche Verzögerung liegen das maximale Drehmoment von 800 Nm und die Spitzenleistung von 360 kW (489 PS) an, mit denen der rund 2,5 Tonnen schwere Koloss die erste Düne erklimmt. Der Schub ist gewaltig, die Räder lenken leicht und problemlos durch den weichen Sand der Dumont Dunes. Das hohe Gewicht des Elektromodells macht sich nur beim Anfahren und den schnellen Bergabpassagen bemerkbar.
Ladeleistungen von bis zu 330 kW
Immerhin sorgt das 94 kWh schwere Batteriepaket zwischen den Achsen für einen niedrigen Schwerpunkt und so verursacht selbst die starke Neigung der 4,85 Meter langen Karosse beim Fahrer für keine nassen Hände. Die Vorteile, die Luftfederung und Hinterachslenkung mit einem Einschlagwinkel von bis zu 4,5 Grad im Alltag mit sich bringen, verpuffen hier im kalifornischen Wüstensand nahezu komplett. Das Zusammenspiel von E-Motoren, Bremseingriffen und Kraftverteilung verschiebt die Grenzen der Fahrdynamik eindrucksvoll, ohne dass ein Verbrenner aufheult oder man sich Sorgen um Kühlung von Achsen und Motor machen muss. So düst der elektrische GLC im seitlichen Drift den nächsten Sandberg hinauf und auf der Schattenseite wieder herunter.

Das Zusammenspiel von E-Motoren, Bremseingriffen und Kraftverteilung verschiebt die Grenzen der Fahrdynamik, ohne dass ein Verbrenner aufheult. So düst der elektrische GLC im seitlichen Drift den nächsten Sandberg hinauf und auch wieder herunter.
Wer hätte gedacht, dass ein Elektro-SUV hier derart glänzen kann. Denn was ein Straßenfahrzeug hier mit Serienreifen, Offroadprogramm und etwas weniger Luft in den Pneus zeigt, ist eine große Schau. Zugegeben: Die Qualitäten im weichen Geläuf werden den geneigten Kunden kaum interessieren, wenn der Mercedes GLC EQ im zweiten Quartal 2026 auf die internationalen Märkte rollt. Dann zählen neben dem Design insbesondere der edle Innenraum und das längst überfällige 800-Volt-Bordnetz, das zum Start immerhin Ladetempi von 330 kW ermöglichen soll.
EQ schlägt Verbrennerversion
Kein absoluter Topwert gegen so machen Wettbewerber aus Bayern oder Fernost, aber endlich auf dem Niveau, was man von einem Mercedes erwartet. Hier dümpeln 400-Volt-Modelle wie EQE, EQC oder EQS bisher weit hinter der Konkurrenz und den eigenen Ansprüchen hinterher. Dass mit einem prall gefüllten Akkupaket dann ohne harten Wüsteneinsatz mehr als 700 Kilometer bis zum nächsten Ladestopp drin sein sollen, ist bei einem Fahrzeug, das bei stattlichen 72.000 Euro startet, zu erwarten.
Der Mercedes-Fan wird beim GLC ernsthaft ins Grübeln kommen, ob die Elektroversion EQ nicht die bessere Wahl ist. Das Design des E-Modells wird gefälliger, die Proportionen auch Dank des 2,97 Meter langen Radstands gelungener als bei der klassisch angetriebenen Version. Und neben dem edlen Interieur gefallen die bequemen Sitze, die einen auch den Wüstendrift genießen lassen sowie das stattliche Großdisplay, das sich vor den Insassen in der ersten Reihe aufbaut. Dabei lässt es sich auch bestens im Fond aushalten, während das Gepäckvolumen im Fond zwischen 570 und 1.740 Litern sich mit dem knapp 130 Liter großen Frunk erweitern lässt. Jetzt muss der BMW ix3 beweisen, was er so drauf hat.