In der Formel 1 lief es in diesem Jahr für Alpine bestenfalls mittelprächtig. Mit 120 Punkten belegte der Werks-Rennstall in der Teamwertung den sechsten Platz, ganze 160 Zähler hinter dem Fünften (Aston Martin) und 740 Punkte hinter Weltmeister Red Bull. Ein Abschneiden im Niemandsland der Königsklasse des Rennsports ist sicher nicht das, was sich die stolzen Franzosen sich vorstellen. Schließlich soll der Glamour der Formel 1 auch auf die Sportwagen aus Dieppe (Normandie) abstrahlen. Zumal bis zum Jahr 2030 sieben neue Boliden aus der „Traumgarage“ (so nennen die Alpine-Manager das Programm) auf die Straße rollen.
Die Neuen sollen selbstverständlich emissionsfrei unterwegs sein. So hat es Renault-Chef Luca de Meo bei seinem Besuch am Ärmelkanal festgelegt. „Emissionsfrei bedeutet aber nicht zwangsläufig batterieelektrisch“, stellt Robert Bonetto, Vice President von Alpine Engineering klar. Was der Techniker damit meint, sieht man beim Rennsport-Prototypen „Alpenglow“, der von einem Wasserstoff-Verbrennungsmotor angetrieben wird.
Ansonsten stehen aber sportliche E-Mobile ganz oben auf der Agenda. Wenn es um die Power-Stromer geht, wartet jeder auf eine elektrische A110. Der Alpine schlechthin, der dem Porsche E-Boxster Paroli bieten soll. Letzterer kommt bereits im kommenden Jahr auf den Markt.
A110 wird 2026 vollelektrisch
Die vielen Fans von Alpine müssen sich hingegen noch bis Ende 2026 gedulden. Wie das Auto aussehen könnte, zeigt schon einmal das Konzeptauto A110 E-ternité, bei dem die Batteriepakete vorne sowie hinten und eben nicht zwischen den Achsen verstaut sind. Um die elektrische Alpine-Ägide einzuläuten, nimmt die Renault-Tochter viel Geld in die Hand und stellt den elektrischen Zweisitzer auf eine neue Architektur APP (Alpine Performance Platform), die wie Bonetto betont, kein Derivat einer bestehenden Renault-Architektur sein wird.
Allerdings dämpfen die Alpine-Entwickler im gleichen Atemzug die Erwartungen. Eine Eins-zu-eins-Transformation des agilen Mittelmotorsportlers in das elektrische Zeitalter wird es nicht geben.
Keine künstlichen Motorengeräusche
Zu den Traditionen, die auch bei einem E-Alpine beibehalten werden, gehört die Authentizität. „Wir täuschen nichts vor“, stellt der Produkt-Verantwortliche Charlie Biardeau klar. Er erteilt einem künstlich generierten Verbrennungsmotorgeräusch samt eingesetzten Schaltvorgängen, wie sie beim Hyundai Ioniq 5N Teil des Pakets sind, eine klare Absage. Der Klang der E-Maschine werde maximal moduliert, aber nicht verfälscht. Dennoch soll der E-Alpine A110 dem Besitzer eine besondere Erfahrung bieten, damit auch der nächste A110 das Leuchtturm-Auto für die gesamte Modellpalette bleibt.
Damit sich die neue Architektur, auf der E-A110 steht, auch rechnet, müssen Synergien her und der Technik-Rohbau mehrfach verwendet werden. Das wird auch bei Alpine so sein. Deswegen wird die neue Architektur sehr flexibel sein und verschiedene Fahrzeugtypen ermöglichen. Allerdings kommt diese Basis nicht bei allen sieben neuen Modellen zum Einsatz.
A290 geht mit 165-kW-Motor an den Start
Schon gar nicht beim Alpine A290, dem sportlichen Bruder des Renault 5 E-Tech Electric, der im auf dem nächsten Genfer Automobilsalon (28. Februar-3. März 2024) sein Debüt feiern wird. Der A290 wird ebenfalls auf der CMF-B EV-Plattform stehen. Natürlich nicht ohne Änderungen, die dem sportlichen E-Kleinwagen den Pepp verleihen, den das Serienmodell nicht hat. Unter anderem wird der Vorderwagen des A290 verändert. Dazu bekommt der Alpine Torque Vectoring und eine Mehrlenkerachse.
Die Studie Alpine A290_ß gibt jedenfalls schon einen konkreten Ausblick auf das Serienmodell. Die Abmessungen für den Alpine A290, der voraussichtlich im Spätsommer in den Handel kommt, stehen fest: 3,99 Meter lang, 1,82 Meter breit und 1,52 Meter hoch. Der kurze Radstand von nur 2,53 Metern garantiert Agilität.
Eine Sache, an der die Techniker tüfteln, sind die Bremsen, bei denen der Übergang von Rekuperation zur „analogen“ Verzögerung soll geschmeidig ablaufen. Biardeau verspricht einen exakten Druckpunkt und dass die Bremse leicht zu dosieren sein wird. „Wir sind viele Konkurrenzprodukte gefahren und waren enttäuscht“, sagt der Techniker. Der A290 wird rund 165 kW oder 224 PS Leistung haben – deutlich mehr als der Renault 5 E-Tech Electric, der voraussichtlich mit einem 100 kW starken Motor an den Start geht. Auch die Zellen für den Lithium-Ionen-Akku werden eigens für den Alpine entwickelt. Erwartet wird eine Speicherkapazität von 52 kWh wie bei der aktuellen Topversion der Renault Zoe.
Neue Performance-Batterie von Verkor
Der fünftürige GT X-Over, der im Alpine-Geburtsort Dieppe vom Band läuft und den Antrieb des A290 nutzt, komplettiert 2025 das dynamische E-Trio. Dabei setzt man bei Renaults Power-Abteilung auf NMC-Batterien (Nickel-Mangan-Cobalt), deren Zellen beim Start-up Verkor in der ersten Gigafactory in Dünkirchen produziert werden.
„Der Alpine wird das erste Auto mit der neuen Performance-Batterie sein“, verspricht der Chefentwickler des elektrischen Antriebsstrangs, Frédéric Lenindre. Anders als beim Scenic haben die zwölf Module des Akkus eine Kapazität von 89 Kilowattstunden, also zwei kWh mehr. Beim Antrieb kommt 400-Volt-Technik zum Einsatz. Das Laden von zehn auf 80 Prozent soll zunächst in etwa 20 Minuten erledigt sein. Bis 2028 soll die Ladezeit aber auf zwölf bis 15 Minuten fallen. Die Energiedichte der NMC-Akkus soll hingegen weiter steigen. Das hilft sicher der Dynamik-Gleichung.