Auch die Sportwagenwelt wird langsam elektrisch. Keiner vollzieht das konsequenter als Porsche. Denn auch die Einsteigermodelle der Stuttgarter, der Cayman und der Boxster, werden in der nächsten Generation nur noch elektrisch angetrieben. Da will Renault nicht zurückstehen: Der Alpine 210, der zusammen mit Lotus entwickelt wird und 2024 auf dem Markt erwartet wird, wird ebenfalls nur noch als Stromer erhältlich sein.

Gewissermaßen einen Vorgeschmack auf das Stromzeitalter gibt das Konzeptauto Alpine A110 E-ternité, das die Sportwagenmarke von Renault an diesem Wochenende (23./24. Juli) im Rahmen des Formel-1-Laufs auf der Rennstrecke von Le Castellet vorstellt. Anlass ist der 60. Geburtstag der ersten Sportwagen-Generation, die 1962 von Firmengründer und Ex-Rennfahrer Jean Rédélé  auf die Straße gebracht worden war. Elf Jahre später hatte Renault die Aktienmehrheit bei Alpine übernommen. 

Nach oben offen

„Ich möchte Alpine elektrifizieren, um den Namen für alle Ewigkeit zu erhalten,“ verkündete der heutige Renault-Chef und frühere Volkswagen-Manager Luca de Meo kurz nach seinem Amtsantritt 2020. Alpine-CEO Laurent Rossi und seine Ingenieure nahmen die Herausforderung an und zeigen nun mit der seriennahen Studie, wie weit sie auf dem Weg bereits gekommen sind.

Akku sorgt für 258 Kilo Mehrgewicht

Als Basis für den E-ternité (genau: die Ewigkeit) nutzten sie die aktuelle Serienversion des A110, die seit 2017 von Renault angeboten wird. Noch mit Benzinmotoren, aber schon mit konsequentem Leichtbau: Das Auto ist in der stärksten Version gerade einmal 1120 Kilogramm schwer.

Der Alpine A110 E-ternité ist mit einem Leergewicht von 1378 Kilogramm um einiges schwerer – der Stromspeicher fordert seinen Tribut. Die Batteriemodule mit einer Speicherkapazität von 60 Kilowattstunden (kWh) sind identisch mit denen des neuen Renault Mégane E-Tech Electric.

Perfekte Balance 
Um eine optimale Gewichtsverteilung auf Vorder- und Hinterachse zu erreichen, wurden die zwölf Batteriemodule in der Front und im Heck verteilt. Die Passagiere hocken tief dazwischen.
Perfekte Balance
Um eine optimale Gewichtsverteilung auf Vorder- und Hinterachse zu erreichen, wurden die zwölf Batteriemodule in der Front und im Heck verteilt. Die Passagiere hocken tief dazwischen.

Um eine optimale Gewichtsverteilung zu erreichen und die insgesamt zwölf Batteriemodule im engen Sportwagen unterzubringen, musste ein spezielles Batteriegehäuse entwickelt werden, das zur Fahrzeugarchitektur passt. So wurden jeweils vier Module in der Front und acht im Heck untergebracht. Die Gewichtsverteilung von 42:58 kommt auf diese Weise der im Serienmodell (43:57) schon sehr nahe. In der späteren Serienversion soll sie noch besser sein: Angepeilt wird ein Leergewicht von 1320 Kilogramm.

Angetrieben wird das Konzeptauto von einem 178 kW (241 PS) starken Elektromotor an der Hinterachse. Dank des maximalen Drehmoments von 300 Newtonmeter soll er den Sportwagen aus dem Stand in 4,5 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen. Im A110-Benziner dauert die Beschleunigung nur einen Wimpernschlag (4,3 Sekunden) weniger. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt beim Stromer wie bei der Basisversion des Benziners 250 km/h, bei der S-Version ist bei 275 km/h Schluss. Um auf die hohe Geschwindigkeit zu kommen, ist im Benziner Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen verbaut. Beim E-ternité reicht ein neues, zweistufiges Doppelkupplungsgetriebe von ZF. Es soll ebenso leichtgängig wie leicht und kompakt arbeiten.

Laden mit bis zu 200 kW

Abstriche müssen nach heutigem Stand nur bei der Reichweite gemacht werden. Denn während der Benziner mit einer Tankfüllung bis zu 550 Kilometer (nach WLTP-Verbrauchsnorm) kommt, muss der Alpine mit Elektromotor spätestens nach 420 Kilometern eine Ladesäule aufsuchen. Immerhin wird sich der Fahrer dank einer maximalen Ladeleistung von 200 kW am High-Power-Charger nicht allzu lange aufhalten müssen.

Das Tablet bringt der Fahrer von zuhause mit
Im Unterschied zum Benziner lässt sich das Dach des Alpine E-ternité öffnen. Neu ist auch das Multimedia-System. Als Zentralbildschirm dient das persönliche Tablet des Fahrers – es wird vor Fahrtbeginn aufgesteckt. Fotos: Renault

Gewissermaßen zum Ausgleich lässt sich beim Alpine A110 E-ternité das Dach öffnen. Die beiden Dachschalen aus recyceltem Kohlenstoff bringen nach der Demontage viel Sonne und frische Luft ins Auto, ohne dass die Steifigkeit der Karosserie leidet. 

Neu sind ebenfalls ein Multimediasystem, das über insgesamt acht Lautsprechern die Musik ausspielt und bei der Darstellung das persönliche Tablet des Fahrers als Zentralmonitor nutzt. Und auch das Thema Nachhaltigkeit kommt nicht zu kurz. Bei einer zweiten Studie des E-ternité ist nicht nur der Innenraum mit Teilen auf Flachs-Basis ausgeschlagen. Selbst Motorhaube, Dach, Heckscheibe, Kühlergrill und die Sitzschalen bestehen aus den Naturfasern, die ähnliche Eigenschaften wie Kohlefaser haben. Entwickelt wurde die Technik vom französischen Unternehmen Terre de Lin.

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