Früher war vieles einfacher. Ein Auto wurde mit einem Dreh am Zündschlüssel gestartet. Und um ein Fahrrad in Bewegung zu setzen, reichte der Tritt in die Pedale.

Heute ist das Auto ein „Smart Device“ auf Rädern, nach Ansicht so mancher Produktentwickler ein voll vernetzter „Living Room“, der nicht nur dem Personentransport von A nach B dient, sondern bei Bedarf auch als rollender Konzert- und Kinosaal dient und als kleines Konferenzzentrum genutzt werden kann.

Und das Fahrrad? Hat zwar immer noch Pedale, zwei Räder und einen Rahmen. Aber inzwischen immer öfter auch einen Elektromotor, der die Muskelkraft unterstützt und so die Reichweite vergrößert. Und smart ist es natürlich längst auch. Einfach so in den Sattel schwingt sich heute niemand mehr.

  • E-Bike mit 250 Watt Nabenmotor;
  • Lithium-Ionen-Akku mit 360 Wh und 10 Ah;
  • 16,9 Kilogramm Gesamtgewicht inklusive Akku;
  • Höchstgeschwindigkeit 25 km/h;
  • Preise ab 2.290 Euro

Jedenfalls nicht auf das stylishe E-Bike, das belgische Designer unter dem Namen „Cowboy“ für die Verkehrswende und die Anforderungen von Berufspendlern entwickelt haben und das nun in der dritten Modellgeneration zu den Händlern rollt. Mit einem selbst entwickelten, 250 Watt starken Nabenmotor im Hinterrad, einem herausnehmbaren Lithium-Ionen-Akku hinterm Sattelrohr, mit Riemenantrieb und Eingang-Automatikgetriebe – und natürlich allerlei smarten Features wie einem Diebstahlschutz, einer Unfallerkennung undundund. Dazu später mehr.

Cowboy im Test
Nichts für einen wilden Ritt
Das Design-Bike von Cowboy wiegt inklusive Akku keine 17 Kilogramm. Das erleichtert das Handling in der Stadt enorm – und sicher auch den Transport in einer Straßenbahn.

Einfach in den Sattel schwingen und lostreten? Ginge hier prinzipiell schon – es brächte allerdings nur den halben Spaß und würde auch eine Menge mehr Muskelkraft erfordern, um auf Tempo zu kommen. Wer aber als Großstadt-Indianer und Berufspendler die volle Funktionalität des E-Bikes erleben möchte, muss erst einmal mit seinem Smartphone ins Internet, um die „Cowboy“-App herunterzuladen.

Denn nur dann können über eine Bluetooth-Verbindung der Motor und die fest installierte Beleuchtung aktiviert werden. Und nur dann ist das Bike über eine Satellitenverbindung lokalisierbar, um beispielsweise wie im Auto Wegeempfehlungen – aber auch Hinweise auf die Feinstaubbelastungen entlang der Strecke zu erhalten: Die Zeiten, in denen sich Cowboys allein auf ihre Ortskenntnisse verließen und den Weg über die Prärie oder durch den Dschungel nach eigenem Gutdünken suchten, sind lange vorbei.

Fast alles regelt die Smartphone-App

Wenn dann aber alles heruntergeladen und das Bike mit dem Smartphone gekoppelt ist, geht alles ganz einfach. Vorausgesetzt, der Akku wurde vorher aufgeladen, was sich aber anhand von fünf Leuchtpunkten auf dem Oberrohr leicht feststellen lässt. Über die App werden nun Motor und Lichtanlage per Fingerdruck eingeschaltet – und los kann es gehen. Und zwar ganz flott – zumindest in der Ebene und je nachdem, wie viel Kraft man/frau selbst in den Vortrieb investiert.

Denn auch dieses E-Bike bietet nur eine Trittunterstützung. Und bei einem Motor mit einem maximalen Drehmoment von 30 Newtonmetern darf man/frau auch keine Wunderdinge erwarten: Er erleichtert das Treten – aber mehr auch nicht. Und bei Tempo 25 ist ohnehin Schluss. Um zu erfahren, wie schnell das Fahrrad gerade durch die City rollt, verrät – genau – nur der Blick auf das hoffentlich ebenfalls gut geladene Smartphone. Aber auch nur dann, wenn dort ein Fahrtziel eingegeben ist. Ansonsten muss sich der Cowboy auf sein Bauchgefühl oder das Popometer verlassen.

E-Bike Cowboy
Reduzierte Formen – und keinerlei Federung
Das E-Bike von Cowboy besticht auch in der dritten Modellgeneration mit einem minimalistischen Design, zusätzlich aber nun auch mit neuen smarten Funktionen.

Wobei letzteres möglicherweise gerade mit anderen Dingen beschäftigt ist. Denn der Sattel liefert ihm unentwegt Informationen über den Zustand der Fahrbahn, über den das Bike gerade rollt. Die Rückmeldungen könnten dabei durchaus schmerzhafter ausfallen. Denn um Gewicht einzusparen – inklusive Akku wiegt das E-Bike nur 16,9 Kilogramm – haben die Erbauer auf jegliche Form von Federung verzichtet. Sattelrohr, Gabel und Hinterachsstrebe sind komplett starr ausgeführt: Wer den Asphalt verlässt, tut gut daran, sich in die Pedale zu stellen um die Unebenheiten des Untergrunds mit Armen und Beinen auszugleichen.

Singlespeed für städtische Hochebenen

Fürs Gelände, für Feld- und Waldwege, ist dieser Cowboy definitiv nicht gebaut. Auch weil die beinahe profillosen Reifen im Format 27,5 x 1,75 auf weichem Grund kaum Halt bieten und das Bike schnell die Haltung verliert, wenn sich der Fahrer in die Büsche schlagen möchte. Erschwerend kommt hinzu, dass das E-Bike über keine Gangschaltung verfügt: Das Cowboy ist ein so genanntes Singlespeed. Und das niedrige Übersetzungsverhältnis von 2,86 taugt nur für leichte Steigungen. In steileren Streckenabschnitten heißt es, aus dem Sattel zu gehen und kräftig zu strampeln.

Wer aktuell ein neues E‑Bike sucht, hat die Wahl sich zwischen diversen Antrieben mit unterschiedlichen Charakteristika. Wir erläutern, für welchen Fahrertyp sich welcher Antrieb eignet - und warum Drehmoment nicht alles ist. E-Bikes

Nein, dieses E-Bike sollte von Asphalt-Cowboys ausschließlich im Großstadt-Dschungel bewegt werden. Dafür sind die hydraulischen Scheibenbremsen des chinesischen Herstellers Tektro auch ausgreichend dimensioniert, dafür ist der Carbon-Riemen von Gates perfekt. Letzterer sorgt für wunderbar geschmeidige Trittbewegungen und einen schönen ruhigen Lauf. Zumindest so lange wie man in die Pedale tritt. Wenn die Beinmuskulatur ruht, rattert die Freilaufnabe. So laut, dass auf die Betätigung der Klingel zur Warnung von Fußgängern und querlaufenden Hunden locker verzichtet werden kann.

Das „Cowboy 3“ ist lernfähig

Die Cowboy-Konstrukteure wollen, so sagen sie, mit ihrem minimalistisch gestylten E-Bike in erster Linie die innerständische Mobilität verbessern und Städter auf eine angenehme wie nachhaltige Weise ans Ziel bringen. Dafür ist der Akku mit 360 Wattstunden Kapazität auch ausreichend bemessen. Strecken von bis zu 70 Kilometer Länge sollen sich damit entspannt zurücklegen lassen. Im Test reichte es für maximal 50 Kilometer. Aber auch ohne elektrische Trittunterstützung kommt lässt sich das E-Bike ganz gut bewegen, kommt man mit einer halbwegs trainierten Waden- und Oberschenkelmuskulatur dank des niedrigen Fahrzeuggewichts kommod voran.

Und das Bike ist lernfähig. Es merkt sich nicht nur häufig angefahrene Wegepunkte, sondern erkennt auch den Fahrer wieder, wenn sich dieser nähert – und schaltet dann den Antrieb automatisch frei. Vorausgesetzt, die Funktion wurde in der App so programmiert. Weitere Features sind in naher Zukunft zu erwarten und sollen dann per Over-the-Air-Update aufs Bike überspielt werden können.

Ja, so ein Cowboy ist heute ganz schön smart. Aber ohne App und ohne Smartphone, wäre er wohl völlig aufgeschmissen. So ändern sich die Zeiten.

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