Ionity-Chef Michael Hajesch hatte das Problem schon im vergangenen Herbst im Interview mit EDISON benannt: „Gerade zu den Spitzenzeiten im Urlaub, aber nicht nur dann“, musste er einräumen, „ist es vielfach ein Problem, einen freien Ladeplatz zu finden. Denn der Bestand an Elektroautos ist rasant gewachsen.“
Jüngste Analysen der Spezialisten von Charging Radar zeigen nun: Hajesch hatte recht. Die Zahl der Elektroautos wächst schneller als die Zahl der öffentlichen Ladeplätze. Und damit verschärft sich die Warteschlangen-Problematik, in Fachkreisen Queuing genannt. Und das gilt nicht nur für die Ionity-Stationen und die High Power Charger (HPC) entlang der Autobahnen und Schnellstraßen.
Auch in den Großstädten steigt nach den Zahlen von Charging Radar die Auslastung der mit Wechselstrom betriebenen Ladeplätze. Nicht überall gleich zwar. „Aber um zur Mittagszeit in der Münchner Innenstadt einen freien Ladeplatz für sein Elektroauto zu finden, braucht es viel Glück“, sagte Ludwig Hohenlohne, der Gründer und Geschäftsführer des Datenspezialisten, der auch für EDISON die Entwicklung der Ladeinfrastruktur in Deutschland beobachtet.
In besten Lagen Auslastungen von bis zu 80 Prozent
In der Münchner Innenstadt beträgt die Auslastung der Ladepunkte mittlerweile bis zu 67 Prozent. Sie ist damit inzwischen fast doppelt so hoch wie vor zwei Jahren. Bundesweit sind die Zahlen über alle Ladepunkte gerechnet natürlich deutlich niedriger. Im Dezember lag sie an AC-Ladern bei 13 Prozent, an DC-Schnellladern bei durchschnittlich sieben Prozent. Die besten Ladeplätze in Deutschland kommen inzwischen aber auf Auslastungsquoten von bis zu 80 Prozent. An den so genannten „Schnarchladern“ – mit langen Verweildauern oft auch über Nacht – bedeutet das allerdings nur etwa fünf bis sechs Ladevorgänge am Tag. Große Gewinne machen die Betreiber damit also nicht.
Allein im Dezember wurden bundesweit 2,6 Millionen Ladevorgänge an öffentlichen Stationen gezählt – die an den privaten Wallboxen kommen obendrauf. Sie werden aber bislang noch nicht erfasst. Etwa 37 Prozent der Ladevorgänge fanden an öffentlichen DC-Schnellladern statt – so viel zur These, das Laden von Elektroautos finde hauptsächlich auf Privatgrund statt.
Waertezeiten von bis zu zehn Minuten
Interessant auch: An den Schnellladern standen die Elektroautos im Dezember nach den Zahlen von Charging Radar im Schnitt 46 Minuten. Da kann bei Vollbelegung die Wartezeit vor der Ladestation schon einmal länger werden. Insbesondere an den Wochenenden und zur Mittagszeit – da herrscht in den Schnellladeparks der größte Andrang. Charging Radar hat sich dazu einmal die Auslastung der Stationen entlang der vielbefahrenen Autobahn 7 im zurückliegenden Sommer angesehen. In mehr als 5000 Fällen waren da zeitweise sämtliche Ladestecker belegt, was Vollauslastung angesagt. Lange Warten mussten Zuspätgekommene allerdings nicht: Alle sieben bis zehn Minuten wurde wieder ein Ladepunkt frei.
An den AC-Säulen betrug die durchschnittliche Verweildauer von Elektroautos hingegen im Schnitt 202 Minuten – da lohnt kein Anstehen und Warten.