Mercedes zieht das Tuch Mitte März als erstes von seinem neuen CLA. Die Elektro-Limousine auf Basis der MMA-Plattform (Mercedes Modular Architecture) soll den Kunden der Stuttgarter endlich Lust machen auf Elektroautos mit Stern: Mit den Stromern der EQ-Baureihe ist das noch nicht so recht gelungen. Und der CLA ist auch nur das erste von insgesamt vier neuen Modellen auf der neuen Plattform: Vorgesehen sind noch ein CLA Shooting Brake sowie mit dem GLA und GLB zwei Elektro-SUVs. Mit Auslaufen der aktuellen Frontantriebsgeneration wird das Quartett der Einstieg in die neue Mercedes-Welt sein – generell elektrisch, aber auf besonderen Wunsch auch noch in einer Hybrid-Version zu bekommen.

BMW stellt dem seine neue Mittelklasse entgegen, die gebetsmühlenartig als „Neue Klasse“ in die Köpfe der potenziellen Kunden gebracht werden sollen. Das erste Modell wird Ende des Jahres der neue BMW iX3 sein, der letztlich den Vorrang gegenüber dem neuen BMW i3 bekam – die Limousine folgt erst Mitte kommenden Jahres. Auch hier gibt es eine komplett neue Plattform und das erste „Software defined vehicle“ (SDV) – ein Fahrzeug, bei dem die vernetzte Fahrzeugarchitektur mit Hightech-Hirnen an Bord die Musik macht.

Mercedes CLA im Tarnkleid 
Die neue Elektro-Limousine soll ab Mitte März Mercedes-Kunden die Antriebswende schmackhaft machen. Unter anderem mit einer 800-Volt-Architektur für ultraschnelles Laden sowie einer hochgradigen Vernetzung und neuen digitalen Erlebnissen. Bild: Mercedes
Mercedes CLA im Tarnkleid
Die neue Elektro-Limousine soll ab Mitte März Mercedes-Kunden die Antriebswende schmackhaft machen. Unter anderem mit einer 800-Volt-Architektur für ultraschnelles Laden sowie einer hochgradigen Vernetzung und neuen digitalen Erlebnissen. Bild: Mercedes

Design, Antrieb, Fahrleistungen sowie Komfortgefühl spielen bei beiden Wettbewerbern eine zentrale Rolle. Und doch spielt die eigentliche Musik mittlerweile woanders. Die Plattformen mit ihren Antrieben sowie ihren vernetzten Steuergeräten legen zunächst für den Kunden fest, wohin die Reise gehen soll. Mithilfe von Updates aller Art – natürlich drahtlos „over the air“.

CLA verspricht Reichweite von 750 Kilometern

Design sowie Proportionen des 4,75 Meter langen Mercedes CLA sind weitgehend mit der IAA-Studie von 2023 identisch. Der Elektroantrieb sitzt an der Hinterachse, stärkere Versionen verfügen über elektrische Allrad-Power. Angepeilt ist ein Normverbrauch von maximal zwölf Kilowattstunden auf 100 Kilometern – und eine Reichweite von bis zu 750 Kilometern bis zum nächsten Ladestopp.

Tesla-Fighter aus Sindelfingen
 Der Mercedes rangiert mit einem Einstiegspreis von knapp 55.000 Euro deutlich über dem Model 3 von Tesla - dieses ist derzeit schon für rund 40.000 Euro zu bekommen.
Tesla-Fighter aus Sindelfingen
Der Mercedes rangiert mit einem Einstiegspreis von knapp 55.000 Euro deutlich über dem Model 3 von Tesla – dieses ist derzeit schon für rund 40.000 Euro zu bekommen.

Der Erfolg eines Elektroautos hängt aber nicht allein vom Antrieb und vom Preis, sondern in immer stärkerem Maße von der Ladeleistung ab. Deshalb erhält der Mercedes CLA endlich auch 800-Volt-Technik, die das Akkupaket im Flachboden des neuen CLA deutlich flotter als bisher erstarken lässt. Zielgröße sind 400 Kilometer Reichweite in 15 Minuten Ladezeit. Petrolheads geht damit ein weiteres Argument gegen die Antriebswende verloren.

Mercedes setzt auf digitale Erlebnisse

Und weil im internationalen Autogeschäft längst nicht mehr allein die Fahrleistungen zählen, sondern immer stärker das Thema Konnektivität in den Vordergrund rückt, kommt der CLA Mitte des Jahres mit einem Bildschirmpaket auf den Markt. Displays ziehen sich vorne über die gesamte Fahrzeugbreite. Nur bei den Basisversionen blicken die Beifahrer auf eine Dekorfläche. Alle anderen bekommen ein durchgehendes Display, auf dem ein zusammen mit Google entwickeltes Navigationssystem gestochen scharfe Bilder von der Umgebung mit präzisen Fahrzeugdaten mixt. Das neue Betriebssystem MB.OS, zahllose Apps sowie Chat-GPT lassen sogar die großen Brüder E- und S-Klasse alt aussehen. Zumindest solange, bis diese die moderne Technik ebenfalls bekommen.

Schöne neue Welt 
Das gläserne Lenkrad der Konzeptstudie wird der Mercedes CLA im Serientrimm nicht haben. Aber das Bedienkonzept sowie das Breitband-Display werden das elektrische Fahren auf ein neues Level heben. Foto: Mercedes
Schöne neue Welt
Das gläserne Lenkrad der Konzeptstudie wird der Mercedes CLA im Serientrimm nicht haben. Aber das Bedienkonzept sowie das Breitband-Display werden das elektrische Fahren auf ein neues Level heben. Foto: Mercedes

Und womit kontert BMW? Wie in den 1960ern geht es auch bei der ab 2025 auf den Markt rollenden Neuen Klasse von BMW um mehr als ein einzelnes Auto, sondern um die mittelfristige Umstellung des gesamten Modell-Portfolios. Im Unterschied zu Mercedes wird dabei kein Gedanke mehr an die alte Zeit verschwendet. „Die Neue Klasse ist ausschließlich für Elektrofahrzeuge konstruiert“, macht BMW-Entwicklungsvorstand Frank Weber klar.

BMW i3 verschiebt sich um ein Jahr

Den Auftakt zur Neuen Klasse bildet in der zweiten Jahreshälfte der neue BMW iX3. Bis Ende 2027 folgen insgesamt fünf weitere neue BMW-Modelle. 2026 rollt der BMW i3 an, der später auch mit einer Touring-Version Kunden finden soll. Besonders beliebt dürften jedoch die SUV-Modelle sein. Produziert wird der BMW iX3 im neuen ungarischen Werk in Debrecen.

BMW iX3 
Entgegen der ursprünglichen Planung wird BMW zunächst das SUV auf der Basis der Neuen Klasse an den Start rollen. Die Elektro-Limousine i3 - direkter Konkurrent des Mercedes CLA - ist erst für 2026 vorgesehen. Foto: BMW
BMW iX3
Entgegen der ursprünglichen Planung wird BMW zunächst das SUV auf der Basis der Neuen Klasse an den Start rollen. Die Elektro-Limousine i3 – direkter Konkurrent des Mercedes CLA – ist erst für 2026 vorgesehen. Foto: BMW

Angetrieben werden BMW iX3 und i3 von der nächsten Generation der aktuellen Elektromotoren. Die Fahrzeuge sind mit Hinterrad- und Allradantrieb zu bekommen, leisten zwischen 200 und 500 PS. Bis 2027 dürfte auch ein BMW i3M mit über 600 PS auf den Markt kommen – mit Allradantrieb und einer Höchstgeschwindigkeit von über 250 km/h.

Mit 800-Volt-Technik – zu hohen Preisen

Die Batterietechnik wird bei BMW ebenfalls auf ein zeitgemäßes 800-Volt-Bordnetz umgestellt, was die Ladegeschwindigkeit von aktuell maximal 205 kW auf über 270 kW deutlich steigen lässt. Die erstmals verbauten runden Lithium-Ionen-Akkuzellen sollen am Schnelllader in zehn Minuten Energie für 300 Kilometer Fahrstrecke aufnehmen können. Eine Verbesserung des cW-Wertes um rund ein Fünftel soll weitere Vorteile bei Fahrleistungen und Reichweite bringen.

Der BMW iX3 wird mit einem Basispreis von 67.300 Euro an den Start gehen. Der Mercedes rangiert mit einem Einstiegspreis von knapp 55.000 Euro zwar deutlich darunter. Doch dessen direkter Konkurrent – das Model 3 von Tesla – ist derzeit schon für rund 40.000 Euro zu bekommen. Das entspricht einem Preisunterschied von mehr als zwei Klassen. Zudem hat es der CLA im eigenen Hause noch mit der neuen C-Klasse zu tun, die bei ähnlichen Dimensionen Komfort auf dem Niveau der heutigen E-Klasse bieten soll: Die Mercedes-Verkäufer werden da schwer gefordert sein.

Schneller laden 
Die Neue Klasse von BMW stützt sich auf eine 800 Volt-Architektur, die Ladeleistungen von deutlich über 200 Kilowatt erlaubt. Foto: BMW
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Die Neue Klasse von BMW stützt sich auf eine 800 Volt-Architektur, die Ladeleistungen von deutlich über 200 Kilowatt erlaubt. Foto: BMW

Genügend Platz, viel intelligent verbautes Recyclingmaterial und große Displays – das alles bietet auch der BMW iX3, der seine Kunden mit einem neuen Bedienkonzept locken will. Das bekannte iDrive-Modul verschwindet ebenso wie die gewohnten Instrumente. Technischer Höhepunkt ist jedoch das sogenannte Panoramic Vision, ein Display, das über die gesamte Breite der unteren Windschutzscheibe geht und hier alle Insassen mit den verschiedensten Inhalten bespielt. Ergänzt wird es um einen knapp 15 Zoll großen Zentralbildschirm und ein stattliches Lenkrad mit reichlich Bedienmodulen.

Doch das digitale Infoband im unteren Bereich der Windschutzscheibe ist nur der sichtbare Teil der Neuerungen. Hinter dem Bedien- und Anzeigekonzept der Münchner liegt ein neues Betriebssystem, das unter der Bezeichnung „Operating System X“ auf einem Open Source-Softwarestack von Android arbeitet. Durch diese neue Technik ist es nicht nur deutlich einfacher, Anwendungen von Drittanbietern ins Auto zu bringen. Sie erlaubt es auch, das Betriebssystem unabhängig von Fahrzeug und Plattform „frisch“ zu halten. Daran hakt es aktuell bei vielen Autoherstellern aus der Verbrennerwelt noch: Facelifts erhalten ihre Fahrzeuge in der Regel vier Jahren nach der Modelleinführung. Software hingegen sieht oft schon nach wenigen Monaten alt aus.

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