Die Optik des neuen Siebener-BMW polarisiert auch ein Jahr nach dem Marktstart noch in Deutschland. Das ändert aber nichts daran, dass das Modell bei Kunden aus aller Welt prächtig eingeschlagen ist. Die Auftragsbücher sind voll, heißt es in München. Wohl auch weil die Bayern ihren Luxuskunden weiterhin alle Möglichkeiten bei der Wahl des Antriebs lassen, das Topmodell weiterhin sowohl mit Verbrenner, als Teil- und Vollzeitstromer anbieten.
Was fehlte, war bisher ein echtes Topmodell. Das kommt jetzt – und steht wenig überraschend voll unter Strom. Angetrieben wird der BMW i7 M70 von einem 485 kW oder 660 PS starken Allradantrieb, der dem 2,7 Tonnen schweren Luxusmodell aus Dingolfing mehr Dampf macht, als man es aufgrund der Motorleistung vermuten würde. Denn im Vergleich zu so manchem Elektrokonkurrenten aus den USA oder China lesen sich jene 485 kW weniger imposant als sie sich fahren.
Das liegt zum einen an der exzellenten Kombination aus Antrieb und Fahrwerk, die wie schon beim schwächeren i7-Bruder beeindruckt. Zum anderen aber an einem maximalen Drehmoment von bis zu 1.100 Nm, das aus allen nur erdenklichen Tempi anschiebt, als ginge es um Leben oder Tod. Die maximale Reichweite des Nobel-Viertürers liegt offiziell zwischen 490 und 560 Kilometern. Und wenn es doch einmal eng werden sollte mit den verbleibenden Restkilometern, hilft die Max-Range-Funktion. Diese presst bei reduzierter Antriebsleistung zusätzliche 25 Prozent Reichweite aus dem 101,7 kWh großen Batteriepaket. Bei der Ladegeschwindigkeit fährt der voluminöse Elektro-Bayer jedoch nur in der zweiten Reihe: 195 kW Gleichstrom sind nicht allzu viel, wenn andere am Hypercharger mit 800- oder gar 900-Volt-Technik den Strom mit 270 kW oder noch mehr aus dem Netz ziehen.
Mit Allradantrieb und Allradlenkung
BMW vermarktet seinen i7 M70 xDrive als sogenannte M-Performance-Version, also als M-Light. Für eine echte Sportversion nach Vorbild von kleineren Modellen wie dem M2, M4 oder M5 fehlen dem i7 M70 dann doch ein paar Kilowatt. Aber auch optische Dreingaben, denn von seinen schwächeren Brüdern unterscheidet sich das neue Topmodell nur durch Feinheiten an Kühlergrill, Spiegeln, Rädern oder Schwellern.
Das gilt im Innern ganz genauso, denn diesen opulenten Luxus kennt man vom 5,39 Meter langen i7 bereits zur Genüge. Der Reisekomfort ist enorm, die Bedienung mit den verschiedenen Fahrprogrammen, Stimmungen und Einstellungen aber nicht mehr so eingängig wie ehemals. Dabei sitzt es sich vorne wie hinten einfach perfekt. Das Geräuschniveau ist auf einem spektakulär geringen Niveau und so bekommt der Fahrer ebenso wie die Insassen von den Leistungsausbrüchen bei Beschleunigungsvorgängen nur wenig mit. Wenn sich die beiden Elektromotoren (vorne 190 kW / 258 PS und hinten 360 kW / 489 PS) über die Achsen und die Räder im 21-Zoll-Format mit der Fahrbahnoberfläche verzahnen, schiebt der i7 M70 so brutal nach vorn wie ein Sportwagen. Die Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h.
Unter 181.800 Euro geht gar nichts
Dabei wird das gigantische Gewicht von mehr als 2,7 Tonnen im realen Fahrbetrieb so gekonnt überspielt, dass dieses erst auffällt, wenn schnelle Kurvenkombinationen kommen. Dann geraten die ebenso präzise wie leichtgängige Lenkung sowie die Luftfederung mit aktivem Wankausgleich an ihre Grenzen. Schließlich gilt es es, den Elektrogiganten trotz niedrigem Schwerpunkt um die Kurve zu wuchten. Dabei helfen das fein abgestimmte Fahrwerk, dessen Sportmodus gerne noch etwas knackiger sein dürfte und eine Hinterradlenkung, die Motorleistung, Drehmoment, Gewicht und Richtungswunsch des Fahrers unter einen Hut zu bringen hat. Der Fahrer bekommt von den technischen Raffinessen dabei nur wenig mit, denn die Fahrwerkswunder passieren in Millisekunden und filigran gesteuert im Hintergrund.
Anlässe zu Beschwerden bietet der mindestens 181.800 Euro teure BMW i7 M70 xDrive abgesehen vom heftigen Leergewicht wenig. Das illuminierte Bling-Bling in den Zierleisten und Displays lässt sich mit etwas Hingabe ausschalten. Und sonst kennen die Individualisierungsmöglichkeiten von Innen und Außen kaum Grenzen. Größer und imposanter könnten sich jedoch die Displays vorne präsentieren. Sie sind im Vergleich zu so manchem Wettbewerber zwar gestochen scharf, jedoch nicht allzu groß. Und für den Beifahrer gibt es gar kein Display, während die Fondinsassen auf den mächtigen Kinobildschirm blicken, der auf Knopfdruck aus dem Dach fährt. Auf ein Panorma- oder Schiebedach hingegen müssen Käufer eines BMW i7 weiterhin verzichten. Auch im M70.