Optisch sind die Unterschiede zu den Schwestermodellen mit Verbrennungsmotor überschaubar. Der neue BMW iX3 ist vorne weitgehend geschlossen, weil er deutlich weniger Kühlluft benötigt. Zudem gibt die teils geschlossene Nase dem Steckermodell einen etwas anderen Charakter. Doch sonst ist bei dem neuen Modell aus der X3-Familie alles beim Alten – beinahe. Denn während die normalen X-Modelle vom kleinen Bruderpaar X1 / X2 bis zum mächtigen X7 allesamt – zumindest gegen Aufpreis – mit dem mehr als sinnvollen Allradantrieb geordert werden können, wurde dieses Extra beim BMW iX3 außen vorgelassen.

Dass das durchaus Auswirkungen aufs Fahrverhalten hat, spürt man zum Beispiel bei schneller Kurvenfahrt oder beim Abbiegen an der Ampelkreuzung schnell. Es regnet heute und mit der üppigen Motorleistung keilt der heckgetriebene iX3 leicht nach hinten aus. Noch bevor das Regelsystem eingreift, ist eilig gegengelenkt. Kein Problem. Doch wenn der Winter kommt, wünscht man sich von einem BMW X3 auch wenn er das i im Namen trägt und über einen Elektromotor verfügt, zwei angetriebene Antriebsachsen für souveränen Vortrieb in allen Lebenslagen. Gibt es schließlich bei Konkurrenzmodellen wie dem Mercedes EQC oder dem Audi E-Tron auch.

Die Anzeige macht Mut
Eine Reichweite von 449 Kilometern verspricht der Bordcomputer des iX3. Bei einem Normverbrauch von 18 kWh sollen sogar 460 Kilometer ohne Ladepause drin sein, verspricht der Hersteller. Foto: BMW

Der Grund für den fehlenden Vorderachsantrieb muss man nicht lange suchen. Nach Aussage der Techniker wäre dieser wegen der überschaubaren Dimensionen problemlos einzubauen gewesen. Doch ursprünglich war der BMW iX3 ausschließlich für den chinesischen Markt gedacht. Erst als hierzulande der Ruf der Händler nach einem Elektro-SUV immer größer wurde, entschloss man sich im „Vierzylinder“ in München, den iX3 auch hierzulande anzubieten. Gewissermaßen als Brückenlösung, um die Wartezeit bis zum iX5 (Projektname iNext) zu verkürzen, der nach Stand der Dinge erst im im vierten Quartal 2021 in den Handel kommt – auf einer komplett neuen Plattform und von Anfang an als Elektrofahrzeug konzipiert. So wird der BMW iX3 auch nicht im X3-Stammwerk in Spartanburg/South Carolina gefertigt, denn in Nordamerika fordert das kompakte Elektromodell kaum jemand. Stattdessen wird der BMW iX3 ausschließlich beim BMW-Kooperationspartner Brilliance im chinesischen Shenyang produziert. Von hier aus soll er ab Ende Januar nun nach Europa kommen.

Bei Tempo 180 ist Schluss

Angetrieben wird der 4,73 Meter lange BMW iX3 von einem Elektromotor an der Hinterachse mit einer Leistung von 210 kW (286 PS) und einem maximalen Drehmoment von 400 Newtonmeter. Damit beschleunigt der knapp 2,3 Tonnen schwere Stromer immerhin in 6,8 Sekunden auf Tempo 100. Gebremst wird der Vorwärtsdrang erst bei 180 km/h. Bis Tempo 160 ist der iX3 nahezu geräuschlos und sehr flott unterwegs – danach wird es zäher und brummiger. Durch das zwischen den beiden Achsen verbaute Akkupaket liegt er gut auf der Straße und macht auch auf Landstraßen und Autobahnen mächtig Laune.

Kennzeichen E
Dass dieser X3 permanent elektrisch unterwegs ist, verraten lediglich blaue Blenden in den Stoßfängern und am Schweller. Und hierzulande auch das Kennzeichen. Foto: BMW

Ist man mit einem BMW X3 20d xDrive mit Allradantrieb und 190 Diesel-Kräften locker bis zu 220 km/h schnell und hat bis zum nächsten Tankstopp eine Strecke von bis zu 1.100 Kilometern vor sich, so muss der chinesische Elektro-X3 spätestens nach 460 Kilometern wieder an die Ladesäule, um den Akku mit einer Speicherkapazität von 80 Kilowattstunden (nutzbar sind davon für den Fahrbetrieb 74 kWh) wieder aufzufüllen. Den Normverbrauch auf 100 Kilometer Wegstrecke gibt BMW mit 18,5 kWh an, im Alltagsverkehr dürften sicher Werte um die 20 kWh herausspringen.

Praktisch: An Schnellladesäulen kann der BMW iX3 über den CCS-Anschluss mit einer maximalem Ladeleistung von 150 Kilowatt Gleichstrom ziehen. Da reicht dann ein Ladestopp von einer knappen halben Stunde aus, um wieder zu Kräften zu kommen. An der 11 kW-Wallbox dauert das komplette Laden des Akkupaket hingegen stattliche 7.30 Stunden.

Basisausführung für stattliche 66.300 Euro

Das Ladevolumen des Kombis wird durch den Elektroantrieb nicht nennenswert beeinträchtigt und liegt zwischen 510 und 1.560 Liter. Die Fahrwerksabstimmung ist schon durch das gestiegene Leergewicht von 2,3 Tonnen etwas straffer, als man es kennt. Die Lenkung ist direkt, könnte jedoch etwas mehr Gefühl von der Fahrbahn vermitteln und im Grenzbereich schiebt der elektrische X3 spürbar über die Vorderräder.

Der Fahrer kann sich wie bei anderen Elektromodellen entscheiden, ob er im normalen D-Fahrmodus unterwegs ist oder mit maximaler Rekuperation im B-Modus. Beides klappt vorbildlich und so sollte es Geschmacksache sein, für was man sich im Alltag erwärmen kann. Die adaptive Rekuperation klappt problemlos.

Die Serienausstattung des Chinesen ist gut. Serienmäßig gibt es unter anderem 19-Zoll-Alufelgen, LED‑Scheinwerfer, 3-Zonen-Klimaautomatik mit Standheizung, automatische Heckklappenbetätigung sowie ein Panorama-Glasdach, auf Wunsch auch Akustikverglasung, elektrische Ledersitze oder Head-Up-Display. Und die Preise? Sind ambitioniert. Der Basispreis für den BMW iX3 Inspring beträgt aktuell 66.300 Euro. Mit einem Nettolistenpreis von 58.655,46 Euro erfüllt er gerade noch die Bedingungen, um einen Umweltbonus von 7500 Euro einstreichen zu können. Wer hingegen den komplett ausgestatteten iX3 Impressive (Aufpreis rund 6.000 Euro) ordert, geht hingegen leer aus.

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