Für 45.000 Euro gibt es einen Nissan Leaf +, dessen Akku mit einer Kapazität von 64 Kilowattstunden die Elektro-Limousine bis zu 385 Kilometer weit trägt. Oder einen Volkswagen ID.3 Max, mit etwas größerem Akku (77 kWh) und etwas mehr Platzangebot, aber wie der Nissan immer noch ein Mittelklassemodell. Das gilt auch für das Tesla Model 3, für das der US-Hersteller in der aktuellen Basis-Version Standard Range Plus (50 kWh) 43.990 Euro aufruft. Deutlich mehr her macht da der M-Byte des chinesischen Herstellers Byton: Für einen europaweit einheitlichen Basispreis von 45.000 Euro plus Mehrwertsteuer erhält der Käufer ein 4,85 Meter langes Elektro-„Raumschiff“ mit jede Menge Platz im Innenraum und einem riesigen 48-Zoll-Bildschirm für die Darstellung der Fahrinformationen – und zur Unterhaltung der Insassen. Ein echtes Wow-Car.

Einziger Schönheitsfehler: Das Auto wird es bei uns erst ab Ende kommenden Jahres zu Kaufen geben. Denn zunächst soll der chinesische Heimatmarkt bedient werden. Immerhin nimmt das Unternehmen ab Sommer offiziell Bestellungen für den Van-artigen SUV entgegen, wie der deutsche Byton-COO Andreas Schaaf in einer Video-Konferenz bekannt gab – wegen der Corona-Epidemie war der Genfer Autosalon und die Präsentation der Byton-Planung dort abgesagt worden.

Volle Breitseite
48 Zoll groß ist der Touchscreen im Cockpit des M-Byte. Einen zweiten kleineren hat der Autohersteller im Lenkrad platziert. Es liefert dem Fahrer jede Menge Informationen, seinen Begleitern auf Wunsch jede Menge Unterhaltung. Foto: Byton

Wer zu den ersten Byton-Besitzern in Deutschland zählen will, sollte 500 Euro zur Hand haben – wie Tesla verlangt auch Byton eine kleine Vorfinanzierung. Ausgeliefert wird das Fahrzeug dann Ende 2021 oder Anfang 2022 über einen Handelspartner, der in Deutschland allerdings noch nicht feststeht. In Norwegen und Schweden, Frankreich, den Niederlanden und der Schweiz stehen die Vertriebs- und Servicepartner bereits fest. In der Schweiz und nicht wie eigentlich erwartet in München wird auch der erste Flaggship-Store von Byton in Europa entstehen: Im Mehrzweckkomplex „The Circle“ am Flughafen Zürich sollen ab kommenden Jahr Autos in stilvoller Umgebung konfiguriert und aus der Nähe bestaunt werden können.

Digital Chargin Solutions wird Ladepartner

Aus München kommt immerhin Bytons-Ladepartner für Europa: Digital Charging Solutions wird den Fahrern des Elektroautos nicht nur Zugang zu 150.000 Ladepunkten in 28 Ländern zu, wie es hieß, attraktiven Konditionen verschaffen. Die Ladevorgänge sollen auch aus dem Fahrzeug heraus gestartet werden können. Die Bezahlung erfolgt bargeldlos über die Byton-ID-Karte, mit Vertrag oder auf Rechnung.

Angeboten werden der M-Byte in drei Versionen. Die preisgünstigste für 45.000 Euro wird eine 72-kWh-Batterie von CATL an Bord haben und über einen Hinterradantrieb mit einer Spitzenleistung von 200 Kilowatt (kW) oder 272 PS verfügen. Bis zu 360 Kilometer weit soll man damit bei zurückhaltender Fahrweise ohne Ladepause zurücklegen können. Darüber rangiert eine ebenfalls heckgetriebene Langstrecken-Version mit einem Akku von 95 kWh Kapazität für 460 Kilometer Reichweite und einer Antriebsleistung von 300 kW oder 408 PS. Aber auch ein Allradler ist im Angebot, mit einer maximalen Reichweite von 435 Kilometer pro Akkuladung. Die Preise für die Varianten stehen noch nicht fest.

Auswirkungen von Corona noch ungewiss

Auch wollte sich Schaaf auch noch nicht festlegen, wie viele Exemplare des M-Byte 2021 nach Europa gelangen. Das neue Werk in Nanjing hat eine Produktionskapazität für 300.000 Fahrzeuge im Jahr und aus Europa liegen auch bereits 25.000 Reservierungen vor. „Es wird sicher Lieferzeiten geben“, deutete der COO an – auch in China und in den USA sei das Interesse an dem Elektroauto riesig.

The Circle
Am Flughafen Zürich wird Byton seinen ersten Flaggship-Store in Europa einrichten. In stilvollem Ambiente sollen dort die Autos konfiguriert – oder einfach nur bestaunt werden können. Foto: Byton

Über allem schwebte in der Videokonferenz allerdings die Frage, welche Auswirkungen die Corona-Epidemie auf das Automobilgeschäft in China und auf die Fertigung in Nanjing haben wird: In der Provinz Hubei, wo das Werk liegt, sind die meisten Corona-Fälle in China registriert worden. Vorsorglich hat Byton deshalb auch schon die Produktion gedrosselt. „Wir wissen nicht, wie groß die Auswirkungen von Corona sein werden“, sagte Schaaf. Um sich im nächsten Satz gleich wieder ein wenig Mut zu machen: „Bislang liegen wir voll auf Kurs.“

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