Es ist ein neuer Rekord: In mittlerweile 840 deutschen Städten und Gemeinden können Autofahrer Carsharing-Angebote nutzen, 100 mehr als im Vorjahr. Damit hat das Teilen von Fahrzeugen die Großstädte endgültig verlassen und ist auch in vielen kleineren Kommunen möglich, die weniger als 20.000 Einwohner haben. Das teilte der Bundesverband CarSharing (BCS) jetzt bei der Präsentation seiner aktuellen Jahresstatistik mit.
Allerdings sank die Zahl der bei den Diensten angemeldeten Kunden von rund 2,5 Millionen Anfang 2019 auf nun 2,3 Millionen. Der Verband erklärt diesen Rückgang mit der Fusion von Car2Go und DriveNow, den beiden Marktführern für das stationsunabhängige Carsharing. Bei dieser Angebotsvariante können die Kunden ein Fahrzeug innerhalb eines definierten Stadtgebietes auf beliebigen Parkplätzen abstellen und müssen es nicht zum selben Ort zurückbringen, an dem sie das Auto übernommen haben. Offensichtlich waren viele Kunden bei beiden Diensten registriert und haben sich noch nicht wieder beim gemeinsamen Angebot ShareNow angemeldet, unter dem nun die Konzernmütter Daimler und BMW ihre Services bündeln.
Auf der anderen Seite ist die Fahrzeug-Flotte bei den stationsungebundenen Diensten kräftig um fast die Hälfte gewachsen: auf nun 13.400 Autos. Das liegt vor allem an dem Einstieg der Volkswagen-Tochter WeShare (ausschließlich mit Elektroautos) und von Sixt in dieses Marktsegment. Da sie sich in denselben Städten wie ShareNow tummeln, rechnet der BCS mit verstärktem Wettbewerb. Wie sich das auf die Preise auswirken wird, bleibt abzuwarten. Die sind oft nur schwer vergleichbar, weil etwa ShareNow je nach Nachfrage mit anderen Minuten-Gebühren arbeitet.
Karlsruhe ist Carsharing-Hauptstadt
Das stationsgebundene Carsharing, das jenseits der Metropolen dominiert, nutzen 710.000 Kunden, ein Plus um 60.000. Die Zahl der nutzbaren Fahrzeuge stieg um 800 auf 12.000. Dieser Angebotsform traut BCS-Geschäftsführer Gunnar Nehrke die „höchste verkehrsentlastende Wirkung“ zu. „Ein stationsbasiertes CarSharing-Fahrzeug ersetzt bis zu 20 private Pkw“, ist er überzeugt. Daraus leitet er die Forderung an Bund. Länder und Kommunen ab, dass Carsharing „endlich systematisch zu fördern“. Insbesondere sollten Städte und Gemeinden ausreihend Stellplätze für die Tauschautos bereitstellen, wünscht sich Nehrke, der gut 170 Anbieter repräsentiert.
Mehr von diesen reservierten Parkplätzen wünschen sich auch die vier stationsungebundenen Anbieter ShareNow, Miles, Sixt share und WeShare, die nicht Mitglieder des BCS sind. Auch sie nehmen für sich in Anspruch, den Besitz privater Autos überflüssig zu machen und so verkehrsentlastend zu wirken. Daher fordern sie ein Entgegenkommen der Kommunen bei den Parkgebühren, um in Gebieten mit geringer Nachfrage kostendeckend arbeiten zu können. Übrigens melden diese vier Anbieter rund 1,7 Millionen bei ihnen registrierte Kunden (PDF), was etwas mehr als die vom BCS ermittelten 1,58 Millionen sind.
Die Kommune mit dem besten Carsharing-Angebot in Deutschland ist übrigens Karlsruhe, wie der Verband vor kurzem ermittelt hat (PDF). Hier kommen 3,2 leihbare Fahrzeuge auf 1000 Einwohner. Danach folgen München, Hamburg und Berlin. Die drei Millionenstädte haben ihre Position im Ranking zuletzt kräftig verbessert, weil sich die neuen Anbieter WeShare und Sixt mit ihren stationsungebundenen Diensten auf diese Metropolen konzentrieren. Schlusslichter der 151 untersuchten Städte sind die nordrhein-westfälischen Kommunen Marl, Gelsenkirchen und Moers. Hier kommen verschwindende 0,01 Carsharing-Autos auf 1000 Bürger.