38.470 Euro sind schon ein Wort. So viel kostet das kleinste Model 3 von Tesla nach der jüngsten Preissenkung in Deutschland nach Abzug des Umweltbonus und inklusive der Überführungskosten. Und schon wenige Wochen später könnte sich der Käufer erstmals hinter das Steuer seines neuen, 208 Kilowatt oder 283 PS starken Elektroautos setzen und auf Tour gehen – wer es nicht zu flott angehen lässt, sollte er dann mit der Füllung des 60 kWh-Akkus gut 400 Kilometer weit kommen.

Als die Nachricht von der Preissenkung bei Tesla auf meinem Smartphone aufpoppt, bin ich gerade in einem Cupra Born unterwegs. Einem Exemplar in der mittleren Ausführung, also mit einem 170 kW starken Antrieb und einem Akku, der 58 kWh Strom bunkern kann. Ein ebenso schickes wie sportliches Elektroauto aus dem Volkswagen-Konzern. Etwas kompakter als der Tesla, aber ebenfalls mit Heckantrieb. Was ruft Cupra noch einmal dafür auf? Bei nächster Gelegenheit fahre ich rechts ran, um die Pressemappe auf dem Handschuhfach zu fischen.

Vorstadtcowboy
Die Metallic-Lackierung in „Glacial White“ steht dem Cupra Born ausgesprochen gut, Erst recht in Kombination mit den schwarz-kupfernen Leichtmetallrädern im 20-Zoll-Format. Und die Wendigkeit im Stadtverkehr überrascht immer wieder.

Dort ist freundlicherweise auch fein säuberlich die Ausstattungsliste des Testwagens abgedruckt. Der Basispreis des Born in Glacial White Metallic, so erfahre ich hier, beträgt 40.750 Euro. Wie ich später am Computer feststelle, ist auch der mittlerweile ebenfalls gesunken. Zwar nicht um 2000 Euro wie beim Tesla, sondern lediglich um 600 Euro auf 40.150 Euro. Dafür haben sich viele Extras wie das Panoramadach (bei Tesla serienmäßig) und das Head-up-Display (bei Tesla nicht lieferbar) verteuert. In Summe käme der Wagen nach aktuellem Stand auf einen Brutto-Kaufpreis von 52.321 Euro. Nach Abzug von Umweltbonus und Innovationsprämie (6.750 Euro) blieben hier also noch 45.571 Euro zu finanzieren. Und fahren könnte man das Modell erst so nach sieben bis elf Monaten. Da kommt man schon ins Grübeln.

Cupra Born glänzt im Alltagsverkehr

Ok, der Vergleich hinkt etwas. Denn im Preis für den Cupra ist bereits das „Pilot M“-Paket enthalten, das eine Reihe von radar- und kameragestützten Assistenzsystemen bündelt. Tesla verlässt sich bei seinem serienmäßigen Abstands- und Spurhaltesystem lediglich auf Kameras. Und der Born ist fast 40 Zentimeter kürzer, 80 Kilogramm leichter und mit einem Wendekreis von 10,2 Metern im Stadtverkehr deutlich wuseliger als die langgestreckte Fließhecklimousine von Tesla (Wendekreis 11,9 Meter). Ohne dabei beim Platzkomfort spürbar einzuschränken.

Wir waren in Summe zwei Wochen mit dem Cupra Born unterwegs und haben ihn dabei als sehr praktischen Alltags-Stromer erlebt, der sehr viel Spaß machen kann und speziell in der „Glacial White“ genannten Metallic-Lackierung ein echter Hingucker ist,

Stromer im Trainingsanzug
Mit Integralsitzen und der e-Boost-Taste am Lenkrad macht der Cupra Born keinen Hehl daraus, dass er sich als Sportler sieht. Tatsächlich ist der Hecktriebler in der Ausführung mit dem 150 kW starken Motor auch sehr dynamisch, etwa bei Ampelstarts.

Auf einer Langstreckentour vom Rheinland an die Elbe trübte sich das positive Bild allerdings ein wenig ein. Nicht, weil sich das Gestühl oder das Fahrwerk des feurigen Spaniers als zu sportlich dargestellt hätten. Im Gegenteil. In beiden Punkten kommt der Born dem Ideal schon ziemlich nahe. Nein, das größte Manko war sein relativ Energieverbrauch von über 20 kWh/100 km auf der Autobahn. Die Reichweite schrumpfte darüber schnell auf 250 Kilometer zusammen, selbst wenn man sich überwiegend mit 120 km/h bewegte und die Richtgeschwindigkeit nur ganz selten überschritt. Und das bedeutete, dass man häufiger Ladepausen einlegen musste als einem lieb sein konnte.

Schlechte Ladeperformance

Zweimal eine halbe Stunde auf dem Hinweg, zweimal eine halbe Stunde auf dem Rückweg – darüber kann sich eine solche Langstreckentour schon ziehen. Denn auch am Hypercharger zieht der Born Gleichstrom selbst im besten Fall – mit vorkonditioniertem Akku und ohne ein zweites Fahrzeug an der Ladesäule – nicht mehr als mit 122 kW. Und das leider auch nur recht kurze Zeit.

Hyper eher nicht
Mit einer maximalen Ladeleistung von 122 kW war der Born am 300 kW-Charger des EnBW-Ladeparks eher eine Fehlbesetzung.

Als der Akku des Born am Ionity-Lader vor Hannover endlich zu 80 Prozent geladen war, hatte sich der Tesla-Fahrer von nebenan schon längst verabschiedet: Tesla traut sich eben mehr, lädt den 60 kWh-Akku des Standardmodells immerhin mit bis zu 170 kW. Und die hohe Ladeleistung hält er dem Vernehmen nach auch deutlich länger als mancher Wettbewerber in dem Segment.

Hier sollte Cupra schleunigst nachlegen und dem Born ein Software-Update für eine bessere Lade-Performance spendieren. Nach den Systeminformationen, die der Bordcomputer des Testwagens ausspuckte, hat Edeltuner Abt bei der Entwicklung der Software bereits seine Finger im Spiel. Da sollte also leicht etwas zu machen sein, um das Paket aus einer sportlichen Karosserie und Fahrwerksabstimmung sowie einem kraftvollen Antrieb samt e-Boost-Funktion mit einer dynamischen Ladeleistung stimmig abzurunden.

Großer Akku lockt mit hoher Ladeleistung

Andernfalls bleibt nur die Option, den Cupra mit einem größeren, 77 kWh fassenden Akku zu ordern. Um unterwegs seltener laden zu müssen und mit bis zu 170 kW spürbar schneller laden zu können. Was allerdings das Auto nochmals um über 5000 Euro teurer machen würde: Der Grundpreis für die Topversion des Born beträgt bereits 45.850 Euro. Und auf das hübsche Panoramadach müssten wir dann aus Gewichtsgründen verzichten. Mm. Was kostete doch noch einmal das Tesla Model 3?

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7 Kommentare

  1. Michael

    Der „relativ“ hohe Autobahnverbrauch hängt mit dem Luftwiderstand cw*A zusammen.

    Cupra Born = ähnlich dem ID.3
    cw 0,267
    A 2,36
    cw*A 0,630

    Model 3 SR+ 2020
    cw 0,23
    A 2,258
    cw*A 0,519

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  2. Janny

    das M3 Standard lädt nur bis 170kw.

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    • Franz W. Rother

      Danke für den Hinweis. Wird korrigiert.

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  3. Bernhard

    Der „Enhanced Autopilot“ ist mitnichten mit den Assistenzsystemen des Seat zu vergleichen. Er bietet nur ein paar verzichtbare Erweiterungen zum serienmässigen Autopiloten. Dieser entspricht weitgehend dem Funktionsumfang des Born.

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  4. Peter Immeö

    Die Preise stimmen nicht, schlecht recherchiert.

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    • Franz W. Rother

      Was stimmt da nicht?

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      • Robbi

        Eigentlich sind die beiden gar nicht zu vergleichen. Es wäre so als würde man einen Golf
        /Audi A3 (der kommt mir immer kleiner vor als der Golf) mit einem Audi A5(diese Cpupe Form hat das M3) vergleichen. Auf diese Idee kommt niemand. Der Verbrauch ist bei der genannten Geschwindigkeit fast 4 kW niedriger, obwohl man damit mit einer 4 köpfigen Familie bequem verreisen kann. Der Tesla ist einfach eine andere Fahrzeugklasse. Zudem bekommt man bei dem Preis noch ein Ladenetz von Ankara bis zum Atlantik und von Marokko bis ans Nordkap. Ich bin gerade gestern vom Model S auf ein M3 umgestiegen und habe die ersten 300km hinter mir. Bundesstraße (110km)gemischt mit Autobahn(140km), mit einem Verbrauch von 14kW pro 100km. Er fährt sich wie ein Kompakter hat aber 325PS und das reicht völlig. Ich habe zum Quartalsende noch 10000 Freikilometer geschenkt bekommen am Supercharger, was bei dem Babytesla aber locker 14000km entspricht, also ca. wieder 1000€ gespart. Man kommt an Tesla gerade nicht vorbei, wenn man an Preis/ Leistung denkt.

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