Schon mal was von Cupra gehört? Vermutlich ja, denn diese coole, etwas krawallige spanische Automarke, die seit 2018 im VW-Konzern herumtobt, lässt es gerne krachen. Selbst definiertes Motto: „Wir sind keine Marke für jeden, und genau darin liegt unser Stolz“. Man geht deshalb auch immer über das Übliche hinaus. Das soll jetzt auch in Berlin öffentlich werden, denn die stylische City Garage direkt an der Friedrichstraße hat nach Ansicht des Cupra-Marketings mit dem ehemaligen Kunsthaus Tacheles nun „eine ideale ikonische Heimat“ in der deutschen Hauptstadt gefunden.
Schließlich, so argumentiert man bei der spanischen VW-Tochter, sei Cupra ja nicht irgendeine weitere Automarke, sondern ein Symbol für einen einzigartigen Lebensstil, der von Emotionen, Leistung, Design, Kunst und Musik geprägt sei. Darunter machen es die Südländer nicht, die schwer auf Elektromodelle und spanisches Temperament setzen.
„Wir wollen die Welt von unserer Heimatstadt Barcelona inspirieren“, verkündete Cupra-Chef Wayne Griffith denn auch gleich in seiner Eröffnungsrede. „Mit uns wird es niemals langweilig.“ Und Berlin sei da eine natürliche Wahl, weil Deutschland für Cupra schließlich der größte Absatzmarkt sei.
„Lasst uns Tacheles reden“
Auch Deutschland-Geschäftsführer Bernhard Bauer drehte in der Friedrichstraße passend auf: „Berlin hat eine unglaublich diverse und lebhafte Club-Kultur und eine riesige Kunstszene. Und diesen Spirit der Stadt werden wir in die Cupra City Garage bringen.“ Mit viel Musik, Kunst und hippen Events. Richtig, und dann folgte gestern (28. September) die angekündigte laute Party zur Einweihung dieser City Garage.
Ein Act mit Flying Dinner-Häppchen, Markenbotschaftern und Live-Band (Jocelyn B. Smith). Dazu die angesagten Star-DJs Marten Lou und LOVRA sowie die üblichen mehr oder weniger bekannten Berliner Promis, die wir jetzt nicht einzeln aufzählen müssen. Losung des Abends: „Lasst uns Tacheles reden.“ Klang erst einmal gut.
Kunst- und Kulturhaus mit Kult-Status
Naja, Tatsächlich nämlich ist das Tacheles längst nicht mehr der krass coole Ort, der es einmal war. Da reden wir nicht über seine hundertjährige Vergangenheit als zweitgrößte Einkaufspassage der Stadt, sondern über seine wahnsinnig bunte Wendezeit als spektakuläres, voll alternatives Kunst- und Kulturhaus der Besetzer-Szene nach dem Ende der DDR. Als in diesem gigantischen Areal, das auf der Rückseite fast einer Ruine glich, über 30 Künstler-Ateliers, diverse Bands und Off-Theater, ein Programmkino, die Showbühne des Blauen Salons und das schwer angesagte Café Zapata ihre sprühende Heimat hatten. Und es sogar eine Underground-Band namens Tacheles gab. Das Tacheles mit seinen wild durchfeierten Nächten hatte Kultstatus.
Ist schon eine ziemliche Weile her. Heute ist das Tacheles nach seinem kompletten Verkauf 2014 an die US-amerikanische Perella Weinberg-Real Estate-Investmentgruppe (PWRE) so ziemlich das Gegenteil seiner heroischen Vergangenheit. „Wir freuen uns, dass wir das Gelände aus dem Dornröschenschlaf holen und hier ein neues Kapitel beginnen können, um einen weiteren Anziehungspunkt in Berlins Mitte zu schaffen“, verkündete vor neun Jahren vollmundig Leon Bressler, Managing Partner der PWRE. Sprach ausgiebig von qualitativ hochwertiger Bebauung, von geplanten feinen Wohn- und Gewerbegebäuden.
Und so ist das Tacheles nun eine weitere neue, extrem elitäre Berliner Luxusimmobilie. Mit 265 hochpreisigen Wohnungen, Büros und diversen Geschäften. Da wären denn zum Beispiel eben diese 54 Wohnungen von 41 bis 344 Quadratmeter, inklusive dreier Penthouses, die mit „handverlesener Ausstattung“ glänzen. Das Ganze mit einem hauseigenen Healthclub, Sauna, Pool mit Gegenstromanlage und dem Privatgarten. Und selbstverständlich entsprechenden Preisen: Schon für die kleinsten Wohnungen sind knapp eine Million Euro fällig. Macht über den Daumen gepeilt etwa 17.000 Euro pro Quadratmeter.
Das alles müssen Nicht-Berliner nun nicht unbedingt wissen. Es zeigt aber anschaulich, dass dieses aktuelle Tacheles inzwischen ziemlich abgehoben dreht. Und fürs Kulturelle muss erst mal das elitäre Fotomuseum Fotografiska herhalten, ein deutscher Ableger eines privaten Unternehmens in Stockholm mit Dependancen in Tallin und New York sowie demnächst in Miami und Shanghai. Nebst viel Clubatmosphäre und Show, der Schwerpunkt soll hier auf aktueller Medienkunst liegen. Am Wochenende ist partymäßig passend bis Mitternacht geöffnet.
Cupra will globale Marke werden
Das Ganze passt durchaus zur betont stylischen Automarke Cupra, deren Käufer mit einem Alterschnitt zwischen 39 und 40 Jahren überdurchschnittlich jung sind, und der es gerade blendend geht. Von Januar bis September wurden jetzt 150.000 Fahrzeuge ausgeliefert, das entspricht einem Wachstum von über 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Mittelfristig sollen es jährlich 500.000 Einheiten werden. Und grundsätzlich habe Cupra den Ehrgeiz, eine wirklich globale Marke zu werden, das hatte Wayne Griffiths schon am Vorabend der Münchner IAA verraten. „Deshalb arbeiten wir an unserem Eintritt in den nordamerikanischen Markt.“ Und bei dieser Gelegenheit hatten die Spanier mit der zweisitzigen Elektro-Studie DarkRebel noch einen ziemlich provokativen Ausblick in Richtung Zukunft gegeben.
Die übrigens auch in China liegt. Denn der neue vollelektrische Crossover Tavascan, der draußen auf der Freifläche der City Garage zu sehen sein war, ist zwar vom Design und von der Entwicklung her ein echter Spanier, gebaut aber wird er im nächsten Jahr im chinesischen VW-Konzernwerk Anhui mit Sitz in Hefei, das die Wolfsburger mit ihrem Minderheitspartner JAC betreiben.
Woher der Name Cupra komme wollen Sie noch unbedingt wissen? Ganz einfach: Dieser goldbronze-artigen Schmuck, der überall die Autos dieser Marke ziert, erinnert vom Farbton her ziemlich klar an Kupfer. Lateinisch Cuprum, spanisch Cobre. Genau, und da ließ sich fix ein wunderbar markanter Name draus zaubern. So, und jetzt sind wir natürlich gespannt, wie die von lauten Events verwöhnten Berliner die neue Cupra City Garage annehmen.