Elektroautos aus China stehen derzeit bei Politikern in den Vereinigten Staaten und in der Europäischen Union nicht hoch im Kurs. Weil die chinesische Regierung die Produktion der Fahrzeuge massiv fördert – was für die USA und die EU wegen einer möglichen Verzerrung der Wettbewerbsbedingungen natürlich nie in Frage käme – wollen sie den Import der preiswerten Stromer aus dem Reich der Mitte mit Strafzöllen ausbremsen. In den USA mit einem Aufschlag von 100 Prozent des Warenwerte. In der EU steht eine Anhebung der Importzolls von derzeit zehn auf bis zu 40 Prozent in der Diskussion.

Jeder dritte Deutsche offen für China-Stromer

Die Verbraucher hingegen stehen den Elektroautos aus China hingegen zunehmend positiver gegenüber. Wie jetzt eine Befragung der Managementberatung Horváth unter deutschen Autofahrern ergab, würden 37 Prozent beim Kauf ihres nächsten Fahrzeugs auch einen in China hergestellten Stromer in Betracht ziehen. Vor einem Jahr hatten bei der gleichen Befragung nur 22 Prozent eine solche Option erwogen.

„Die Offenheit gegenüber chinesischen Fahrzeugen nimmt weiter zu“, konstatiert Georg Mrusek, der als Autoexperte in der Unternehmensberatung den „Customers & Markets Survey“ unter über 3000 Autobesitzern in Europa, USA und China initiiert hatte.

Preis-Leistungsverhältnis überzeugt

Jeder dritte Deutsche kann sich demnach inzwischen den Kauf eines Elektroautos aus China vorstellen, europaweit sogar jeder Zweite. Die Gründe seien ein attraktiver Einstiegspreis und ein gutes Preis-Leistungsverhältnis der Fahrzeuge, so Mrusek. Bedenken hätten manche Autokäufer noch in Bezug auf die Qualität und den Datenschutz. Auch mangele es noch am Image mancher Hersteller.

Das geringste Problem unter den chinesischen Anbietern hat in Bezug auf den letzten Punkt BYD: 54 Prozent der Deutschen haben von der Marke zumindest schon einmal gehört. Polestar kommt auf eine Bekanntheit von 51 Prozent , MG auf 40 Prozent, NIO hingegen nur auf 30 Prozent. Mrusek führt die hohe Bekanntheit von BYD unter anderem auf das Sponsoring der Fußball-Europameisterschaft zurück. „Der EM-Effekt bei BYD ist bereits erkennbar und wird die Bekanntheit weiter steigern.“

Das dürfte vor allem bei Volkswagen für Bauchgrimmen sorgen: Die Wolfsburger hatten im vergangenen Jahr die EM der Frauen unterstützt, mussten dieses Jahr aber aus Kostengründen passen. „Ich könnte heulen“, gestand Gerd Voss, der Direktor Sportkommunikation bei Volkswagen, dieser Tage bei einer Veranstaltung in Berlin.

BYD und Polestar europaweit gleichauf

Aber auch schon vor der Fußball-EM können sich nach der Befragung durch Horváth Partners 53 Prozent der Deutschen durchaus den Kauf eines Autos von BYD vorstellen. Polestar hingegen steht demnach nur bei 29 Prozent der Menschen hierzulande auf der Einkaufsliste, die inzwischen in China beheimatete Traditionsmarke MG nur bei 25 Prozent. Europaweit liegt Polestar bei der Frage nach der Kaufbereitschaft mit 38 Prozent zwei Punkte vor BYD. In den USA liegen BYD und Polestar mit 26 Prozent gleichauf – und das, obwohl der Polestar 3 in einem Volvo-Werk in Charleston, South Carolina, produziert wird.

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