„Maserati mit Dyson-Motor? So weit bin ich noch nicht.“ „Geiles Auto. Aber ohne den Sound eines V8 ist das leider nichts mehr“. „Einen italienischen Sportwagen verbinde ich mit Gänsehaut, wenn ich den Motor starte. Elektroantrieb hatte ich als Kind – auf der Carrera-Bahn.“

Der neue Maserati GranTurismo Folgore, 560 kW oder 761 PS stark, weckt viele Emotionen, erst recht unter den Petrol Heads – Menschen mit Benzin im Kopf. Denn der Zusatz „Folgore“ (zu deutsch: „Blitz“) kündet von einer Revolution unter der Motorhaube des knapp 200.000 Euro teuren Sportwagens: Statt eines Acht- oder Sechszylinders wird der Zweisitzer von gleich drei Elektromotoren angetrieben, die von einem 92 kWh großen Akku mit Strom versorgt werden und damit bis zu 455 Kilometer weit arbeiten. Selbst die Tatsache, dass der Sport-Stromer mit 325 km/h eine etwas höhere Spitzengeschwindigkeit aufzuweisen hat als die Versionen mit V6-Benziner (die weiterhin angeboten werden) zieht bei der Klientel nicht: „Der Wagen sieht wirklich gut aus“, findet ein Maserati-Fan auf Facebook. „Er hat nur den falschen Motor.“

Kosmopolit Stähler
Der Wirtschaftsingenieur ist als Managing Director seit Oktober 2023 für die Geschäfte von Maserati in Deutschland, Österreich und der Schweiz verantwortlich. Er hat eine bewegte Karriere hinter sich, die ihn über die Konzernzentrale von Daimler in Stuttgart über London und Tokio nach Indonesien führte, wo er unter anderem den Vertrieb von Jaguar und LandRover leitete. Elektroautos lernte er zwischen 2021 und 2023 als CEO von Smart in den Niederlanden kennen.
Kosmopolit Stähler
Der Wirtschaftsingenieur ist als Managing Director seit Oktober 2023 für die Geschäfte von Maserati in Deutschland, Österreich und der Schweiz verantwortlich. Er hat eine bewegte Karriere hinter sich, die ihn über die Konzernzentrale von Daimler in Stuttgart über London und Tokio nach Indonesien führte, wo er unter anderem den Vertrieb von Jaguar und LandRover leitete. Elektroautos lernte er zwischen 2021 und 2023 als CEO von Smart in den Niederlanden kennen.

Da wird Roland Stähler noch viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. Der ehemalige Mercedes-, Bentley- und Smart-Manager führt seit Oktober 2023 die Geschäfte von Maserati in der DACH-Region, in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Er steht damit nun vor der schwierige Aufgabe, die Fans der vor 110 Jahren gegründeten Traditionsmarke aus Bologna in die neue Ära hinüberzuführen. Sie zu elektrisieren, ohne dass die Spannung nachlässt – auf das, was da so alles an Blitzen kommt.

Auf den Maserati GranTurismo und das GrandCabrio, die in der zweiten Jahreshälfte starten. Auch auf die „Folgore“-Version des Supersportwagens MC20, der 2025 in den Handel kommen. Bis 2028 sollen zudem ein völlig neues vollelektrisches SUV im E-Segment und die nächste, dann vollelektrische Generation des Quattroporte folgen. Aber zunächst gilt Stählers ganze Aufmerksamkeit erst einmal der Elektro-Ausführung des Sport-SUV Grecale, mit der in diesen Tagen die Elektrifizierung der Maserati-Modellpalette startet.

Konkurrenz für Porsche Taycan und Macan

Stähler ist guten Mutes, dass ihm die Mission E gelingen wird. Vor allem auf den Gracale setzt er große Hoffnungen, wie er im Gespräch mit EDISON auf der Fachmesse „Flotte!“ in Düsseldorf verrät. „Das ist ein echter Maserati und ein sehr gutes Elektroauto – ein echt überzeugendes Paket“, wirbt er für den ersten Stromer mit dem legendären Dreizack in der Kühlermaske. Mit dem Modell hofft er nicht nur bei Frauen zu punkten und die Kundschaft der Marke deutlich zu verjüngen, sondern auch neue Flottenkunden zu gewinnen – als Alternative zum Porsche Taycan oder auch zum neuen Porsche Macan E. „Wir haben große Potenziale, mit der Elektrifizierung neue Kundengruppen für die Marke zu erschließen.“

Mit viel Wheelspin 
Der GranTurismo ist das zweite Modell von Maserati, das als Folgore mit Elektroantrieb angeboten wird. Noch in diesem Jahr soll der Zweisitzer in den Handel kommen - auch als elektrisches Sport-Cabriolet. Fotos: Maserati
Mit viel Wheelspin
Der GranTurismo ist das zweite Modell von Maserati, das als Folgore mit Elektroantrieb angeboten wird. Noch in diesem Jahr soll der Zweisitzer in den Handel kommen – auch als elektrisches Sport-Cabriolet. Fotos: Maserati

Die Voraussetzungen dafür sind in der Tat gut. Optisch ist der allradgetriebene Maserati Grecale ein wunderschöner Hingucker. Und mit einem Nettolistenpreis von 124.301 Euro und Monatsraten um die 1800 Euro im „Tridente“-Leasing oder bei LeasePlan liegt die elektrische Folgore-Version in etwa auf dem Level, was Porsche für den neuen elektrischen Macan Turbo (ab 114.600 Euro) aufruft – ohne viele Extras, die bei Maserati serienmäßig an Bord sind.

Lächeln wird garantiert

Auch technisch braucht sich der 4,86 Meter lange und 2.480 Kilogramm schwere Italiener nicht zu verstecken. Zwei, jeweils 105 kW starke Motoren sorgen hier für eine Systemleistung von 410 kW oder 558 PS bei einem maximalen Drehmoment von 820 Newtonmetern. Die dafür nötige Energie liefert ein Lithium-Ionen-Akku mit einer Kapazität von 105 kWh, die bei nicht allzu sportlicher Fahrweise für eine Reichweite von 501 Kilometern gut sein soll. In 4,1 Sekunden ist Tempo 100 erreicht, die Höchstgeschwindigkeit des Allradlers beträgt immerhin 220 km/h.

Dreizack unter Strom
Mit einer maximalen Ladeleistung von 150 kW bewegt sich der Grecale Folgore leider nur auf dem Level eines VW ID.3.
Dreizack unter Strom
Mit einer maximalen Ladeleistung von 150 kW bewegt sich der Grecale Folgore leider nur auf dem Level eines VW ID.3.

Das alles beeindruckende Werte – wenn man mal von der maximalen Ladeleistung von nur 150 kW absieht. Aber das hält Stähler nicht für ein echtes Manko: „Im täglichen Einsatz ist für die allermeisten Kunden der effektive Mehrwert von einem noch performanteren Schnellladen, als es die 150 kW in unserem Gracale Folgore erlauben, aufgrund der nicht so hohen tatsächlich verfügbaren Kapazität der Lader und dem ohnehin geringen Zeitvorteil zu vernachlässigen.“  Da gebe es wichtigere Dinge. „Die größte Herausforderung für uns ist, dass das Auto wahrgenommen wird und Interesse weckt: Wer damit fährt“, ist Stähler sicher, „steigt garantiert mit einem Lächeln aus.“

„Gerne mehr“ als 200 Grecale Folgore

Die Rahmenbedingungen für den Start des Stromers könnten allerdings besser sein. Das Ende des staatlichen Umweltbonus für Elektroautos, die hohen Ladestrompreise sowie die Diskussion über die hohen Wertverluste von hochpreisigen Elektroautos, räumt der Maserati-Geschäftsführer ein, hätten die Kauflaune eingetrübt. Eine zusätzliche Herausforderung sei die schnelle Veränderung des Wettbewerbsumfelds: „Ein BEV hat es schon im zweiten Jahr oft schwer, Kunden zu überzeugen. Der Innovationsdruck durch Neuzugänge im Markt ist hoch.“

Deswegen sei es so wichtig, ein Paket anzubieten, „das nicht nur auf die letzten Tech-Innovationen baut, sondern in dem sich die Kunden wohl fühlen und das die Kernwerte der Marke widerspiegelt.“ Immerhin verfügt der kommende Maserati GranTurismo Folgore bereits über eine 800 Volt-Architektur für das schnelle Strom-Laden mit bis zu 270 kW.

Alles andere als vegan
Blick in den Innenraum des Maserati Grecale Folgore. Italienische Handwerkskunst verbinden sich hier mit Technologie, feinste Lederbezüge mit großen hochauflösenden Info-Displays und einem digitalen Cockpit.
Alles andere als vegan
Blick in den Innenraum des Maserati Grecale Folgore. Italienische Handwerkskunst verbinden sich hier mit Technologie, feinste Lederbezüge mit großen hochauflösenden Info-Displays und einem digitalen Cockpit.

Stähler ist deshalb zurückhaltend mit Absatzprognosen. Im vergangenen Jahr hat die Luxusmarke des Stellantis-Konzerns weltweit 26.600 Autos abgesetzt, davon in Deutschland „etwas mehr als 1000“. Mit dem Grecale Folgore und der neuen Baureihe insgesamt wolle man zwar wachsen – „eine Größenordnung von 200 Fahrzeugen im Jahr können wir uns schon vorstellen, gerne aber auch mehr.“ Andererseits laufen die Modellreihen Levante und Ghibli gerade aus – 2024 könnte auch insofern ein herausforderndes Jahr für Maserati werden.

Artikel teilen

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert