Die Bundesregierung überlegt noch, ob sie es sich leisten kann, die Stromsteuer nicht nur für das produzierende Gewerbe, sondern für alle Verbraucher im Land senken kann. Ursprünglich war geplant, die Kilowattstunde Strom auf diese Weise um 1,95 Cent zu senken, was sich sicher auch an der Ladesäule für Elektroautos niedergeschlagen hätte. Doch Bundesfinanzminister Lars Klingbeil sieht dafür keinen finanziellen Spielraum für eine Senkung der Strompreise auf breiter Front. Eine Vorentscheidung darüber, wohin die Reise geht, soll nun am Mittwoch (2. Juli) im Koalitionsausschuss fallen.

Unabhängig davon macht der französische Schnellladenetz-Betreiber Electra jetzt schon einmal Nägel mit Köpfen: Zum 1. Juli senkt das Unternehmen an seinen Ladepunkten in Deutschland auf 49 Cent. Gegenüber dem aktuellen Tarif ist das eine Ersparnis von 20 Prozent oder eine Senkung des Strompreises um zehn Cent. „Deutschland ist ein Schlüsselmarkt für die Verkehrswende – wir wollen zeigen, dass schnelles, zuverlässiges und erschwingliches Laden auch hier Realität sein kann“, begründet Paul Tonini, der Country Manager von Electra Deutschland, die Preissenkung zum Beginn der Reisesaison.

Auch in drei Urlaubsländern fallen die Strompreise

Und damit die Fahrt in den Urlaub mit einem Elektroauto auf jeden Fall günstiger ist als mit einem Verbrenner, hat Electra auch gleich in Österreich und der Schweiz sowie in Italien die Strompreise gesenkt. In Italien fällt die Preissenkung am deutlichsten aus: Statt 74 Cent werden dort bei der Bezahlung mit der Electra-App in den Monaten Juli und August für die Kilowattstunde Ladestrom lediglich nur 39 Cent aufgerufen – also fast 50 Prozent weniger als zum aktuellen Standardtarif. In Österreich und der Schweiz gelten ab Juli Preise von 49 Cent bzw. 49 Rappen pro Kilowattstunde. Aktuell kostet die Kilowattstunde dort noch 64 Cent bzw. 59 Rappen.

Die Preissenkungen sind für Electra Teil einer langfristigen Wachstumsstrategie. Die Franzosen, Marktführer in ihrem Heimatland sowie in Belgien, betreiben europaweit aktuell mehr als 470 Ladeparks mit 2.500 Ladepunkten. In Deutschland ist das Unternehmen erst kürzlich gestartet – am heutigen 1. Juli wird in Dortmund gerade mal der fünfte Schnellladepark eröffnet. Da ist noch viel Luft nach oben.

Teil der Wachstumsstrategie

Doch der ehemalige Elli-Manager Tonini verfolgt ehrgeizige Pläne in Deutschland: Bis um Jahresende will er bereits 30 Schnellladeparks von Electra in Betrieb haben. In der Regel mit drei Ladesäulen und sechs Ladepunkten. Die Preissenkung ist da ein gutes Instrument zur Kundengewinnung. Zumal Electra ein Abo-Modell wie bei anderen E-Mobility-Providern nicht vorsieht und für alle E-Auto-Fahrer einen Einheitspreis aufruft. Auch unabhängig von der Tageszeit.

Im Interesse einer raschen Energiewende auf der Straße wäre zu wünschen, dass andere Ladenetzbetreiber in Deutschland dem Beispiel von Electra bald folgen würden – und nicht erst eine Entscheidung der Bundesregierung abwarten. Die hohen Strompreise an öffentlichen Ladepunkten sind mit ein Grund, dass die Nachfrage nach Elektroautos hierzulande bislang weit hinter den Erwartungen zurückbleiben.


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