Wer ein neues Familienauto sucht, der braucht nicht nur Platz und das rechte Budget, sondern sollte auch die Befindlichkeiten der einzelnen Familienmitglieder im Auge behalten. Für Vans oder Kombis sieht es in den vergangenen Jahren zunehmend schwierig aus und die Crossover haben sich fester denn je in Herz und Kopf vieler Familien gefahren. Doch nicht allein Preis, Praktikabilität oder Platz geben den Ausschlag für oder gegen ein Auto, sondern auch Marke, Design und eben die Wahl des passenden Antriebs. Für immer mehr Familien stellt sich die Frage, ob die jahrzehntelang geliebten Diesel oder Benziner vielleicht erstmals von einem Elektroauto ersetzt werden. Für den Fall haben wir hier ein paar Vorschläge.
Opel Grandland
Zugegeben fehlt dem elektrischen Opel Grandland mit überschaubaren 345 Nm Drehmoment der große Elektropunch, den viele Crossover mit Stecker bieten. Doch 157 kW Antriebsleistung sind eben nicht viel für einen über 2.100 Kilogramm schweren Crossover, der auch bei höheren Geschwindigkeiten mit seinem geringen Geräuschniveau überzeugt. Die direkte Lenkung gefällt bei geringen Tempi noch mehr als auf der Autobahn, wo der Elektrocrossover bei 170 km/h abregelt. Für Sicherheitsreserven zum Überholen auf längeren Autobahnpassagen reicht das aber völlig. Und mit der Familie will man ja auch nicht rasen, sondern entspannt reisen – dafür ist der Opel Grandland auch fahrwerkstechnisch bestens gerüstet.

Mit seinem neuen, 98 Kilowattstunden speichernden Akku kommt der SUV bis zu 700 Kilometer weit, mit dem 73-kWh-Akku sind 521 Kilometer drin. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 170 km/h – mehr als genug auch auf deutschen Autobahnen, Foto: Opel
Auch das Platzangebot mit bequemen Sitzen passt – auf Wunsch mit Massage- und Klimafunktion, weit öffnenden Türen und zahlreichen Ablagen. Exzellent abzulesen sind die Instrumente mit kleiner Instrumenteneinheit und sinnvollem Head-Up-Modul, während sich Navigation und Entertainment über den zentralen Touchscreen bedienen und nach Wunsch konfigurieren lassen. Der Kunde kann selbst entscheiden, ob er auf wohl konturierten Stoff- oder veganen Ledersitzen Platz nehmen möchte.
Noch wichtiger aber: Hinter der weit aufschwingenden Grandland Heckklappe stehen stattliche 550 bis 1.645 Liter zur Verfügung – mehr braucht in dieser Liga niemand. Und wer die Rücksitze umlegt, kann problemlos große Gegenstände mit einer stattlichen Breite einladen. Die elektrische Version mit dem kleineren 73-kWh-Batteriepaket startet bei 46.750 Euro. Wer mit Topversion Electric GS und dem 82-kWh-Akku liebäugelt, muss beim Kauf mindestens 51.950 Euro auf den Tisch legen. Sinnvoller ist – wie bei jedem Elektroauto – wegen der kurzen Innovationszyklen bei Fahrzeugen mit Elektrotraktion aber das Leasing – zu Monatsraten um die 500 Euro.
Lucid Gravity Grand Touring
Der Aufenthaltswert im Innern des Lucid Gravity Grand Touring ist stattlich. Das amerikanische Elektromodell glänzt mit großen Displays, einer Bedienung, an die man sich schnell gewöhnt und Sitzen, die in allen drei Reihen genügend Reisekomfort für die ganz große Fahrt bieten. Was fehlt ist eine vollelektrische Einzelsitzanlage, die bei der Konkurrenz ebenso zu bekommen ist wie eine Jalousie für das große Panoramadach. Hinter den elektrischen Hauben vorne wie hinten überrascht ein Ladevolumen, das sich im Fall der Fälle auf über 3.000 Liter erweitern lassen.

Der vollelektrische SUV aus den USA taugt dank Allradantrieb und einer 123 kWh fassenden Batterie auch gut zur Zugmaschine: Bis zu 2,7 Tonnen kann er an den Haken nehmen. Beeindruckend ist auch die maximale Ladeleistung: 400 kW. Foto: Lucid
In Deutschland soll sich der Gravity an seinem ungleichen Limousinenbruder Air Grand Touring orientieren, der in Deutschland bei üppigen 130.000 Euro startet. Die Europa-Preise für den Gravity stehen noch nicht fest, in USA beginnt der Spaß bei 94.000 Dollar. Später dürften Versionen wie der Pure oder Touring mit weniger Leistung und Preisen unter der 100.000-Euro-Marke folgen. Bei der Motorleistung hält sich der für viele weitgehend unbekannte Autobauer mit Sitz im kalifornischen Silicon Valley nicht zurück. Der SUV, der im vierten Quartal des Jahres nach Europa rollen dürfte, wird von zwei Elektromotoren angetrieben, die gemeinsam 611 kW oder 831 PS und ein beängstigendes Drehmoment von 1.232 Nm entwickeln. Der Akku fasst 123 Kilowattstunden, die maximale Ladeleistung beträgt 400 kW
Keine Frage, der über 2,7 Tonnen schwere Gravity ist eher familiärer Sportler denn Sänfte. Aus dem Stand geht es in 3,6 Sekunden auf Tempo und das Fahrwerk ist trotz variabler Luftfeder mit seinen 22-/23-Zoll-Felgen so straff, dass sich der Aufbau auch bei engen Kurven kaum neigt. Das optionale Handlingpaket bringt unter anderem eine Allradlenkung, die den Wendekreis auf 11,6 Meter reduziert. Den besten Eindruck macht der Lucid Gravity Grand Touring im per Touchdisplay ansteuerbaren Komfortmodus; doch auch hier dürfte die Mischung aus SUV und Edelvan gerne weicher Abrollen und sanfter über Bodenwellen hinwegschwingen.
Hyundai Ioniq 9
Ob Hyundai Ioniq 9 als Sechs- oder Siebensitzer ausgeliefert wird, entscheidet allein der Kunde. Doch gerade mit den beiden Einzelsitzen in der zweiten Reihe lässt es sich dank des großen Radstandes von 3,13 Metern perfekt reisen. Anders als bei so manchem Wettbewerber gibt es nicht nur großzügige Platzverhältnisse im Fond, sondern auch eine elektrische Sitzverstellung nebst Sitzklimatisierung sowie eine engagierte Rüttelmassage, Ablagen und USB-Ports, wohin man auch schaut. Die vordere Mittelkonsole lässt sich um bis zu 20 Zentimeter nach hinten schieben und als Zauberbox vielfältiger denn je für alle Insassen nutzen.
Überhaupt bietet der Hyundai Ioniq 9 nicht allein Platz für bis zu sieben Reisende, sondern die praktische Mittelbox mit 5,6 sowie 12,6 Litern Volumen und einen 52 bis 88 Liter großen Frunk. Der Laderaum beträgt je nach Sitzkonfiguration zwischen 338 und 1.323 Litern – zu Hause muss da kaum etwas bleiben.

Der über fünf Meter lange SUV, Schwestermodell des KIA EV9, ist für die Langstrecke gebaut. In der Long Range-Version verfügt er über einen Akku, der 110 Kilowattstunden Strom speichert. Das reicht im Idealfall für 685 Kilometer Reichweite. Foto: Hyundai
Der mindestens 60.000 Euro teure Hyundai Ioniq 9 macht es einem einfach, ihn zu mögen. Abgesehen von viel Platz im Innern und dem guten Antrieb fühlen sich Fahrer und Passagiere auch wegen des geringen Geräuschniveaus schnell wohnlich. Die beiden 12,3-Zoll-Displays hinter dem Lenkrad und für die zentralen Funktionen von Navigation oder Soundsystem sind leicht zum Piloten hin geneigt. Zentrale Bedienelemente werden einfach per Taster bedient – das gefällt ebenfalls.
Angesichts von Dimensionen und Fahrzeugmasse sollten die Allradversionen gesetzt sein; denn dann gibt es im aktuellen Performance-Topmodell nochmals 160 kW / 218 PS an der Vorderachse und Leistungsdaten, die deutlich besser zu einem solchen Luxusmodell passen. Dank 320 kW oder 435 PS Leistung geht es mit 700 Nm Drehmoment munter aus dem Stand in 5,2 Sekunden auf Tempo 100. Wer es sich zutraut, kann den Koloss bis auf 200 km/h beschleunigen, muss dann aber mit einer drastischen Reduzierung der Reichweite rechnen. Die ideale Reisegeschwindigkeit liegt eher bei 140 km/h. Dank einer 800-Volt-Architektur kann der (brutto) 110 kWh große Akku am Schnelllader mit bis zu 250 kW Gleichstrom aufnehmen. Ladepausen unterwegs dauern deshalb gerade mal 24 Minuten.
VW ID.7 Tourer
Ein bisschen Passat Variant – nur anders. Gleiches Konzept – nur elektrisch: Das ist der VW ID.7 Tourer. Die Unterschiede zur Schräghecklimousine beschränken sich wie bei den anderen Kombimodellen auf die Heckpartie. Dieser präsentiert sich nicht nur gefällig, sondern bringt auch ein Ladevolumen, das je nach Stellung der Rückbank zwischen 605 und 1.714 Litern beträgt. Da muss beim nächsten Familienausflug nichts zu Hause bleiben.

Das vollelektrische Kombi glänzt nicht nur mit einer ansehnlichen Optik und einem großen Laderaum, sondern auch mit einer respektablen einer Reichweite von bis zu 690 Kilometer. Foto: Volkswagen
Der Antrieb des VW ID.7 Tourer ist dem der Limousine identisch und auch Fahrleistungen sowie Verbrauch unterscheiden sich unmerklich. Dabei wird der mindestens 56.000 Euro teure Familienkombi in zwei Batteriegrößen angeboten, von denen das größere Akkupaket mit 86 kWh im Unterboden Reichweiten von maximal 690 Kilometern bis zum nächsten Ladestopp garantieren soll. Wird an einer Schnellladesäule Gleichstrom gezogen, geschieht das immerhin mit einer Spitzenleistung von 200 Kilowatt. Der Akku ist so spätestens in einer halben Stunde wieder zu 80 Prozent gefüllt.
Porsche Macan Electric
Optisch ist das 4,78 Meter lange Einstiegsmodell nicht von den leistungsstärkeren Versionen Macan 4, 4S oder Turbo zu unterscheiden und auch eine Leistung von 265 kW oder 360 PS klingt erst einmal recht stattlich für eine Basisvariante. Im Unterschied zu seinen stärkeren Brüdern wird der Macan ausschließlich über die Hinterachse angetrieben. Im Alltagsbetrieb und für Urlaubsfahrten reicht das völlig aus. Und für Rennstrecken sind SUVs ohnehin nicht gebaut.

Der SUV hat im vergangenen Jahr dem Verbrenner entsagt und ist seitdem nur noch mit Elektroantrieb verfügbar. Foto: Porsche
Das gut 84.000 Euro teure Einstiegsmodell könnte allerdings etwas komfortabler abgestimmt sein. Die Porsche-typische Härte können auch elektronische Dämpfer kaum ausgleichen. Im schick verarbeiteten Innenraum finden vier Erwachsene gute Platzverhältnisse vor und auch einen ausreichend großen Laderaum, der zwischen 540 auf 1.384 Liter aufnehmen kann. Unter der Fronthaube gibt es zudem einen Frunk mit einem Fassungsvermögen von 84 Litern. Das Ladekabel lässt sich hier leicht verstauen. Und noch einiges mehr.
Mit ähnlichen Werten und einer komfortableren Abstimmung des Fahrwerks wartet übrigens das Schwestermodell des Porsche Macan Electric von Audi auf. Und den Audi Q6 e-tron gibt es bereits für 63.500 Euro – und zu Leasingraten ab 569 Euro im Monat.