Knapp zwei Jahre hat er Vorsprung – der erfolgreich gestartete Ford F-150 Lightning und der mit rund 16.000 Einheiten in 2023 bestverkaufte Elektro-Truck auf der Welt. Bei den in den USA so beliebten Pick-Ups ist der F-150 seit Jahrzehnten die unangefochtene Nummer eins: Jedes Jahr werden rund 750.000 Fahrzeuge des rustikalen Typs verkauft.

Aber es gibt auch eine klare Nummer zwei: den Chevrolet Silverado, für den sich in den USA jedes Jahr etwa eine halbe Million Autokäufer begeistern. Und der kommt in den kommenden Monaten in den USA nun auch als Elektroversion in die Verkaufsräume. Er soll den aktuell lahmenden E-Automarkt in den USA wieder auf die Überholspur bringen – Ford hat deshalb seine Produktion bereits gedrosselt. Und nachdem der Tesla Cybertruck schon aufgrund seines Designs kaum das Zeug zu einem Bestseller hat und auch der neue Rivian R1T keine Anstalten macht, den beiden Platzhirschen das Wasser abzugraben, sehen beim General Motors die Zeit gekommen, die Karten in dem Marktsegment neu zu mischen.

Elektrisches "Work Horse" 
Bei Farmern und Handwerkern ist der Chevrolet Silverado seit Jahrzehnten im Einsatz. Für die Elektro-Version wirbt Chevrolet nicht nur mit einer großen Reichweite, sondern auch einer hohen Ladegeschwindigkeit. Fotos: GM
Elektrisches „Work Horse“
Bei Farmern und Handwerkern ist der Chevrolet Silverado seit Jahrzehnten im Einsatz. Für die Elektro-Version wirbt Chevrolet nicht nur mit einer großen Reichweite, sondern auch einer hohen Ladegeschwindigkeit. Fotos: GM

Optisch ist der 5,92 Meter lange Chevrolet Silverado EV – vorerst ausschließlich als Crew-Car mit Doppelkabine zu bekommen – klar als Mitglied der erfolgreichen Silverado-Familie zu erkennen. Details an Front und Heck zeigen jedoch sehr eindeutig, dass unter der Motorhaube nicht mehr Sechs- noch Achtzylindern werkeln, sondern nach Lightning-Vorbild ein über 300 Liter großer Laderaum untergebracht ist. Dort lassen sich allerlei Gerätschaften transportieren und über eine Steckdose mit 10,5 kW Wechselstrom elektrisch betreiben.

Silverado zieht bis zu neun Tonnen

Ähnlich wie der Ford F-150 mit Stecker wird auch der E-Silverado in einem breiten Modellspektrum zwischen Nutzfahrzeug und Edellaster verfügbar sein. Die Topversion RST ist dabei ein 554 kW oder 754 PS starker Allradler, der dank seines stattlichen Drehmoments von 1.068 Newtonmetern (Nm) Anhänger mit einem Gewicht von mehr 4,5 Tonnen ziehen kann. Wenn es der Fahrer drauf anlegt, spurtet der mehr als 2,5 Tonnen schwere Elektro-Pick-Up aus dem Stand in 4,6 Sekunden auf 100 km/h und erreicht eine abgeregelte Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h.

Ordentlich Zugkraft
Mit einer Anhängelast von 10.000 Pfund oder 4,5 Tonnen könnte der elektrische Silverado sicher auch Pferdehalter in Europa reizen. Eine rustikale Version des Chevrolet soll sogar bis zu neun Tonnen an den Haken nehmen können.
Ordentlich Zugkraft
Mit einer Anhängelast von 10.000 Pfund oder 4,5 Tonnen könnte der elektrische Silverado sicher auch Pferdehalter in Europa reizen. Eine rustikale Version des Chevrolet soll sogar bis zu neun Tonnen an den Haken nehmen können.

Das Basismodell WT3 für gewerbliche Nutzung leistet als sogenanntes „Work Horse“ 375 kW (510 PS) und ein maximales Drehmoment von immer noch 835 Nm. Im Laufe des Jahres soll eine besonders rustikale Version folgen, die Anhänger bis zu einem Gewicht von neun Tonnen (!) ziehen soll.

Bis zu 720 Kilometer Reichweite

„Wir freuen uns, den Silverado EV auf den Markt zu bringen und unseren Kunden damit ein wirklich arbeitsfähiges Nutzfahrzeug zur Verfügung zu stellen, das den Übergang zu einer elektrischen Flotte erleichtert und sie dabei unterstützt, ihre eigenen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. wirbt Ed Peper, der bei General Motors für das Flottengeschäfte verantwortlich ist. “

Schöne Aussichten 
Die Topversion des Silverado EV ist wohnlich eingerichtet und auch mit großen Monitoren auf der Höhe der Zeit.
Schöne Aussichten
Die Topversion des Silverado EV ist wohnlich eingerichtet und auch mit großen Monitoren auf der Höhe der Zeit.

Das Akkupaket im Unterboden mit rund 200 kWh Kapazität bietet je nach Antriebsversion Reichweiten zwischen 500 bis 720 Kilometern beim allradgetriebenen Silverado EV 4WT. Der deutliche Zeitverzug bei der Modelleinführung bringt beim Ladetempo immerhin einen nennenswerten Vorteil. Denn während der Hauptkonkurrent Ford F-150 Lightning bis maximal 200 Kilowatt nachladen kann, ermöglicht das 800-Volt-Bordnetz des im Werk Detroit-Hamtramck produzierten Chevy eine Ladegeschwindigkeit von bis zu 350 kW, was die Dauer der Ladestopps nennenswert reduziert. In zehn Minuten zieht der Pick-Up an einem Hypercharger Strom für weitere 160 Kilometer Fahrstrecke.

Allradlenkung in der Topversion

Technisch ist der Chevrolet Silverado EV mit einem Radstand von stattlichen 3,70 Metern eng mit der Neuauflage des elektrischen GMC Hummer verwandt. Beide sind auf der neuen Ultium-Plattform von GM unterwegs. Sie ermöglichst nicht allein Allradantrieb, sondern bei Versionen wie der edlen RST First Edition unter anderem auch eine Allradlenkung (Wendekreis: 12,90 Meter) und eine variable Luftfederung. Dadurch lässt sich die Bodenfreiheit von knapp 23 Zentimetern um bis zu fünf Zentimeter variieren.

Picknickraum 
Weil sich die Antriebstechnik zwischen die Achsen wandert, ist unter der Fronthaube jede Menge Platz nicht nur für das Ladekabel. Im "Frunk" finden sich auch Steckdosen, um Elektrogeräte mit bis zu 10,2 kW mit Strom zu versorgen.
Picknickraum
Weil sich die Antriebstechnik zwischen die Achsen wandert, ist unter der Fronthaube jede Menge Platz nicht nur für das Ladekabel. Im „Frunk“ finden sich auch Steckdosen, um Elektrogeräte mit bis zu 10,2 kW mit Strom zu versorgen.

„Chevrolet hat den Silverado immer wieder revolutioniert, um ihn zu dem Kraftpaket zu machen, das er heute ist“, erläutert Steve Hill, Vizepräsident von Chevrolet. „Die Ultium-Plattform ist ein entscheidender Faktor für die Leistung eines Pickups der nächsten Generation, sowohl für Flotten- als auch für Privatkunden, unabhängig davon, ob sie derzeit einen Silverado fahren oder zum ersten Mal einen Pickup in Betracht ziehen.“

Preise zwischen 50.000 und 105.000 Euro

Im Innenraum unterscheidet sich der elektrische Silverado nicht deutlich, aber allemal spürbar von den Versionen mit Verbrennungsmotor. So gibt es nicht nur viel Platz für fünf Personen und eine umlegbare Rückbank, sondern nicht allein eine elf Zoll große Instrumenteneinheit, sondern auch ein farbiges 14-Zoll-Head-Up-Display sowie einen zentralen 17-Zoll-Infotainmentbildschirm in der Mitte der Armaturentafel. Wie von anderen Modellen aus dem General-Motors-Konzern bietet auch der Silverado EV das Fahrerassistenzsystem „Super Cruise“, bei dem der Pilot auf mehr als 320.000 Kilometern auf nordamerikanischen Highways die Hände vom Steuer nehmen kann.

Die Chevrolet Silverado EV RST First Edition kostet auf dem US-Markt 105.000 Dollar; das sonstige Preisspektrum liegt zwischen 50.000 und 80.000 Dollar. Ein Start auf dem europäischen Markt ist erst einmal nicht geplant – ist jedoch langfristig kaum auszuschließen.

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