Das E‑Bike ist so beliebt wie nie. Schon 2019 wurden mehr E‑Bikes verkauft als Diesel-Pkw. Und im vergangenen Jahr erzielte die Zweiradindustrie trotz Corona-Lockdowns und -Shutdowns mit E-Bikes neue Absatz- und Umsatzrekorde. Allein im ersten Halbjahr 2020 wurden in Deutschland über 1,1 Millionen Fahrräder mit elektrischer Trittunterstützung verkauft – so viel wie nie.

Und 2021?

Ruht zunächst einmal der Betrieb, zumindest in den Verkaufsräumen des stationären Handels. Wegen möglicher Ansteckungsgefahren hat die Politik die Fahrradläden geschlossen. Wer ein neues Zweirad kaufen möchte, ist auf Direktversender angewiesen oder muss mit dem Fahrradhändler seines Vertrauens per Telefon oder E-Mail kommunizieren.

Sehr zum Ärger des Verbandes des Zweirad-Industrie-Verbandes, der Zentralen Einkaufs-Genossenschaft (ZEG) und anderer Verbände, die sich um die Verbreitung der Zweirad-Mobilität bemühen – und die sich nun um die wirtschaftliche Lage vieler Fahrrad-Spezialisten – Händlern, Herstellern, Zulieferern – aktuell große Sorgen machen. In einem offenen Brandbrief forderten sie die Politik dieser Tage auf, die Fahrradläden möglichst umgehend wieder zu öffnen: „Fahrradfahren ist gerade mit dem bevorstehenden Frühlingsbeginn ein unverzichtbarer Bestandteil infektionssicherer Mobilität“, hieß es dort.

Lieferzeiten von bis zu 500 Tagen

Und Corona ist nicht die einzige Plage. Für zusätzlichen Druck in der Branche sorgen Lieferprobleme. Es fehlen Container für den Schiffstransport wichtiger Teile wie etwa Fahrradrahmen, Schaltungen und Federgabeln. „Bei einigen Teilen gibt es Lieferzeiten von bis zu 500 Tagen“ erzählt ein Insider. Die Folge: Manche Fahrradhersteller, die auf Teile aus dem Fernen Osten angewiesen sind, müssen derzeit kurz arbeiten.

Mountainbikes mit elektrischer Trittunterstützung sind ein Verkaufshit. Doch vor dem ersten Ausritt ins Gelände, braucht es Training. E-Bikes

Die Hersteller von elektrischen Fahrradantrieben – Bosch, Brose, Continental, auch Sachs und Shimano – haben zusätzlich das Probleme, dass sie derzeit nur unter großen Schwierigkeiten an Mikroprozessoren kommen. Diese aber sind zwingend erforderlich, um beispielsweise die Antriebskraft des Motors zu dosieren. Die Zweirad-Spezialisten teilen somit das Schicksal vieler Autohersteller. Das treibt die Herstellkosten. „Wir sind gezwungen, die Prozessoren auf dem Spotmarkt zu kaufen – zu höheren Preisen“, beschreibt ein Unternehmenssprecher die Folgen.

Mal schauen, wie lange die Engpässe bestehen – und wie sich die Probleme auf die Verfügbarkeit – und Verkaufspreise – der Fahrrad-Neuheiten 2021 auswirkt. Und Neuheiten gibt es im Fahrradfrühling 2021 reichlich. Hier einige Beispiele.

E-Bikes für jeden Geschmack

Mit dem „Rush/CTY Step Thru“ (4.599 Euro) bringt Motorrad-Kulthersteller Harley-Davidson in Kooperation mit Anbieter Serial1 eines von mehreren E‑Bikes auf den Markt. Die verbauten Komponenten des Rades sind erwartungsgemäß hochwertig: wartungsarmer und leiser Gates-Zahnriemen statt Kette. Und Brose steuert den besonders harmonischen S‑Mag-Mittelmotor bei.

Mit Gates-Riemen wie das Motorrad
Das E-Bike von Harley Davidson kommt bullig daher – und wartungsarm. Foto: Harley

Der arbeitet auch in den E-Bikes von „MyEsel“ aus Österreich: Tourenrädern und Mountainbikes, bei denen die Rahmen nicht aus „Draht“, also aus Stahl, Aluminium oder Carbon, sondern aus heimischem Holz in Verbundbauweise gefertigt sind. Ein E-MTB mit Elfgang-Schaltung und (konventionell gebauter) Federgabel wiegt etwa 22 Kilo. Lieferbar sind die Räder ab März zu Preisen ab 3.450 Euro.

„My Esel“
Das E-Bike aus Österreich hat einen Rahme aus Holz in Verbundbauweise. Foto: MyEsel

Aber auch andere Pedelecs wie das bequeme E‑Tourenrad „Trecking4 Lowstep“ von Haibike (2.499 Euro, bereits verfügbar), das vollgefederte City-E-Bike „Hommage GT Vario“ von Riese & Müller (6.099 Euro) oder das formschöne City-E-Bike „Sinus R380 auto“ (4.599 Euro, Winora) dokumentieren, wie vielfältig in Ausgestaltung, Preis und Konzeption das Angebot für Alltagsradler im Fahrradjahr 2021 ist und wie universell einsetzbar moderne E‑Bikes sind können.

Und wer es ganz bequem haben mag: Mit dem neuen, komfortablen wie elektrifizierten Liegedreirad „Scorpion plus 26″ von HP Velotechnik (ab 5.250 Euro, bereits verfügbar) mit erhöhter Sitzhöhe legt man auch lange Strecken sehr komfortabel zurück.

Spezialisierung auf Elektro in allen Teilen

Spezialisierung vollzieht sich in allen Details und Bauteilen des E‑Bikes. Auffällig ist dies etwa bei der Bereifung. Ein Reifen speziell für die sogenannten SUV-Bikes, die grob gesprochen als Fahrrad einlösen, was der SUV als Auto verspricht, ist der neue „Johnny Watts“ von Schwalbe (ab 39,90 Euro, verfügbar). Die Entwicklungsarbeit bei Reifen fließt nicht nur in Design und Funktion, sondern zielt auch Richtung Produktion: So besteht der als „unplattbar“ beworbene „Marathon E‑Plus“ ebenfalls von Schwalbe (44,90 Euro, verfügbar) aus fair gehandeltem Kautschuk.

Zunehmend auf „Auto-Niveau“ ist auch die Beleuchtung moderner E‑Bikes: Der Fernlicht-Scheinwerfer „IQ-XL“ von Busch & Müller (299 Euro, ab Frühjahr 2021 verfügbar) strahlt mit satten 250 Lux und bietet auch sensorgesteuertes Tagfahrlicht.

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