Die erste Station des neuen Typs steht bereits. In den Niederlanden, wo Fastned 2012 den Aufbau seines europäischen Schnellladenetzes für Elektroautos startete. An der A8 bei Oostzaan nördlich von Amsterdam fließt seit Ende vergangenen Jahres an einem neuen Highpower-Charger von EVBox Gleichstrom mit bis zu 400 Kilowatt (kW) Leistung und 600 Ampere Stärke. In nur drei Minuten könnte somit an der Hochleistungs-Ladestation vom Typ Troniq Modular High-Power Strom für 100 Kilometer Reichweite aufgenommen werden – so das Elektroauto dazu in der Lage ist.

Fastned läutet mit der neuen Ladesäule eine neue Phase der Expansion ein. Denn ab Juni sollen an den 244 Schnelllade-Standorten des Unternehmens in den Niederlanden, in Deutschland, in Belgien, Frankreich und Großbritannien die bisher eingesetzten 300-kW-Ladestationen von Alpitronic nach und nach durch neue 400-kW-Charger verschiedener Hersteller mit jeweils zwei Ladepunkten ersetzt werden. Das Unternehmen reagiert damit auf die steigende Zahl von Elektroautos mit einem 800-Volt-Bordnetz und Ladeleistungen von deutlich über 200 kW.

Der Anfang ist gemacht 
Nördlich von Amsterdam hat Fastned im Dezember 2022 den ersten 400 kW-Schnelllader von EV Box in Betrieb genommen.
Der Anfang ist gemacht
Nördlich von Amsterdam hat Fastned im Dezember 2022 den ersten 400 kW-Schnelllader von EV Box in Betrieb genommen. Foto: Fastned

Der Porsche Taycan und der Audi e-tron GT können heute schon an Schnellladern Gleichstrom theoretisch bis zu 270 kW Leistung aufnehmen. Die elektrischen Spitzenmodelle von Hyundai und Kia mit großem Akki kommen ebenso wie die Performance-Varianten des Model 3 und Model Y von Tesla auf Ladeleistungen von bis zu 250 kW. Der neue Lotus Eletre kann nach Feststellungen von Fastned seinen 107 kWh-Akku aber bereits mit bis zu 300 kW laden, beim neuen Lucid Air wurden auch bereits Werte von über 300 kW gemessen. Und dabei wird es sicherlich nicht bleiben. „Eine Ladeleistung von bis zu 400 kW ist der nächste Schritt“, ist Fastned Experte Luc Bronc überzeugt. In zehn Minuten könnte der Füllstand (SoC) des Akkus so von 10 auf 80 Prozent angehoben werden – die Betankung eines Autos mit Verbrennungsmotor dauert inklusive Bezahlung in etwa genau so lang.

Megawatt-Charging vorerst kein Thema

Aber natürlich stressen hohe Ladeleistungen die Akkus der Elektroautos. Noch mehr als heute schon. Fastned rät deshalb nach eingehenden Analysen der über 2,3 Millionen Ladevorgänge, die im vergangenen Jahr an den Stationen des Unternehmens durchgeführt wurden, zu einer sorgsamen Planung der Ladepausen. Der Ladestand des Akkus sollte bei niedrigen Außentemperaturen nicht unter 20 Prozent fallen, raten die Experten. Und im Sommer sollte der Stromspeicher auch nur zu maximal 80 Prozent befüllt werden. Sie empfehlen deshalb, auf langen Reisen eher mehr kurze Ladestopps einzulegen. Um den Akku zu schonen und dessen Lebensdauer nicht zu sehr einzuschränken.

Laden mit bis zu 3,75 Megawatt 
Um die riesigen Akkus der neuen batterieelektrischen Zugmaschinen möglichst schnell mit Strom zu befüllen, hat die Industrie den neuen Ladestandard MCS entwickelt. Dieser erfordert spezielle Ladestationen und Ladestecker. Foto: MAN Trucks
Laden mit bis zu 3,75 Megawatt
Um die riesigen Akkus der neuen batterieelektrischen Zugmaschinen möglichst schnell mit Strom zu befüllen, hat die Industrie den neuen Ladestandard MCS entwickelt. Dieser erfordert spezielle Ladestationen und Ladestecker. Foto: MAN Trucks

Noch höhere Ladeleistungen zwischen 750 kW und einem Megawatt erwartet Fastned in Zukunft lediglich bei Nutzfahrzeugen: Dort gilt es immerhin, in möglichst kurzer Zeit Akkus mit Speicherkapazitäten von bis zu 700 Kilowattstunden (kWh) zu befüllen. Länger als 45 Minuten sollte das nicht dauern. Die Fahrzeugindustrie hat dafür eigens den neuen Ladestandard MCS (Megawatt Charging System) entwickelt, das Gleichstrom mit bis zu 3,75 MW ins Fahrzeug pumpen kann.

Fastned wird sich am Aufbau des geplanten Megawatt-Ladesystems für Nutzfahrzeuge vorerst nicht beteiligen. Geplant ist lediglich der Aufbau von „ein bis zwei“ Teststationen ab Sommer. Wegen der hohen Ladeleistungen, aber auch schon wegen der Größe und Länge der Elektro-Lastzüge seien die bestehenden Schnellladeparks nicht geeignet, heißt es dazu in Amsterdam. Entsprechend groß wären die notwendigen Investionen.

Artikel teilen

1 Kommentar

  1. Jürgen Baumann

    Eine Leistung von 3.75 MW ist nicht identisch mit dem x-fachen Energiebedarf einer vierköpfigen Familie.
    By the way: Laden wird schneller als Tanken. Schon jetzt verhindert unser neuer Rollator mit max. 230 kW eine gemütliche Pipi Pause. 😎

    Antworten

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert