„Wir können bei der Elektromobilität nicht nur zuschauen“, erklärte Finanzminister Olaf Scholz (SPD) heute auf dem Energiewendekongress der Deutschen Energie-Agentur in Berlin. Dort war er erschienen, um das Klimapaket der Bundesregierung zu verteidigen. Und dabei bemühte er sich, den Autobauern den Rücken zu stärken.

So bestätigte er die Ziele zum Ausbau der Ladeinfrastruktur: „Wir werden für eine Million Ladepunkte bis 2030 sorgen. Und wir werden das Stromnetz anpassen, damit im Zweifel auch alle Autos abends um 18:30 Uhr laden können, ohne dass es zu Einschränkungen kommt.“

Mit Blick auf den menschengemachten Klimawandel sagte Scholz: „Wenn wir die Technologien entwickeln, mit denen man wirtschaftlich erfolgreich sein kann, ohne das Klima zu belasten, dann müssen wir das tun.“

Politik will mehr Elektromobilität

Chancen statt Panik, das hatte schon Andreas Kuhlmann, Chef der bundeseigenen Dena, in seiner Eröffnungsrede vor den rund 800 Teilnehmern gesagt: „Panik hätte Tesla nicht nach Brandenburg geholt.“ Und als Olaf Scholz sagte „Wir haben die Lkw-Maut um eine CO2-Komponente ergänzt“, da dürften manche Zuhörer Teslas Semi vor Augen gehabt haben: Der kalifornische Elektroauto-Pionier hatte die Entwicklung seines Elektro-Lasters früh publik gemacht, mittlerweile ziehen viele deutsche Hersteller nach. Für die Bundesregierung wäre das ein bequemer Weg, Emissionen zu reduzieren.

Mit der deutschen Wirtschaft werde sich die Koalition ohnehin intensiv austauschen, versprach Scholz: „Wir wollen auch, dass sich die millionenschweren Investitionen der Autoindustrie rentieren.“ Für ihn seien die Investitionen in die Elektromobilität der Autobauer auch eine Folge der „politisch gesetzten Ziele.“

Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (l.), und Klaus Fröhlich, Entwicklungsvorstand bei BMW, auf dem Energiewende-Kongress. Foto: dena
Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (l.), und Klaus Fröhlich, Entwicklungsvorstand bei BMW, auf dem Energiewende-Kongress. Foto: dena

BMW: „Wir werden Autopreise subventionieren“

Ob es wirklich die strikte deutsche Politik ist, oder nicht eher Konkurrenten wie Tesla aus den USA oder BYD aus China sind, die VW, Daimler und Co antreiben? BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich erklärte wenig später auf gleicher Bühnew: „Wir produzieren nicht nur für Deutschland, sondern weltweit. In China sehen wir einen starken Markt für Elektromobilität, in den USA, in Russland fehlt die Infrastruktur in großen Teilen. Deshalb sehen wir für Verbrenner, Plug-ins und Elektroautos Platz in unserem Portfolio der nächsten 20 Jahre. Und wir müssen ja im Weltmarkt wettbewerbsfähig sein. Deshalb werden wir die Elektromobilität weiter vorantreiben, unabhängig davon, was Deutschland macht.“

Er empfahl den Blick nach Norwegen oder in die Niederlande: „Dass wir dort (mit Elektroautos, d. Red.) hohe Marktanteile haben und in Deutschland nur rund zwei Prozent, das liegt an Rahmenbedingungen, an der Politik. Elektromobilität funktioniert nur in der Sektorenkopplung“, also der Verbindung von Mobilität und Energie. „Das ‚Gestalten‘, von dem Olaf Scholz gesprochen hat, steht jetzt an.“

Im Zweifel gehe BMW aber selbst voran, in Kooperationen mit Energieversorgern oder Start-ups, etwa aus dem Strom- oder Gebäudesektoren. „Wir werden die Autopreise subventionieren und wir wollen mit unseren Partnern umsetzen, dass Menschen einfacher zuhause laden können“, sagte Fröhlich und erinnerte nochmal daran, dass BMW auf den mittlerweile etwas angestaubten i3 25 Elektroautos folgen lassen möchte. „Wir sind 2020 an dem Punkt, wo wir Großserien starten können.“

Wasserstoff ist im Verkehr noch zu teuer

Immerhin: Den Vorstoß des aktuellen Kabinetts, CO2 in mehreren Sektoren zu bepreisen, begrüßte Fröhlich – äußerte aber den Wunsch, dass die Strompreise durch den CO2-Preis „getragen werden“, sprich sinken sollten.

BMW wolle Strafen wegen überschrittener EU-Emissionsziele bis 2030 vermeiden: „Wir werden eher mit einem Überschuss an emissionsarmen Autos auf den Markt gehen, als dass wir Strafen zahlen.“

Die Brennstoffzelle wird da voraussichtlich noch keine relevante Rolle spielen: „Fuel Cell Systeme werden 2025 großserienfertig sein. Im Augenblick, was da an Platin und Gold drin ist, können wir nicht skalieren. Das System ist um den Faktor 10 teurer als Elektromobilität“, so Fröhlich.

Man müsse zudem schauen, ob sich das Land zwei Antriebssysteme leisten könne: „Eine flächendeckende Infrastruktur mit Tankstellennetz parallel zu Elektromobilität und klassischen Tankstellen wird selbst für eine Volkswirtschaft wie Deutschland schwierig.“

Artikel teilen

11 Kommentare

  1. Johann Christl

    Brennstoffzelle ist derzeit nicht verfügbar.
    W-Autos sin derzeit nicht verfügbar, bzw. zu teuer.
    W-Infrastruktur ist derzeit nicht verfügbar, bzw. zu teuer.
    Betriebskosten für W-Autos zu teuer.

    Antworten
  2. J. Nagel

    Ich fahre seit 12 Jahren Elektroautos und kann deshalb die pauschale Forderung nach 1 Million Ladestationen nicht nachvollziehen.
    Es gibt doch grunsätzlich 2 Arten von Nutzern:
    1. Eigenheimbesitzer – läd meistens zu Hause – Schnelllader auf Autobahnraststätten für lange Fahrten erforderlich (Könnte der Bund zuständig sein)
    2. Mieter – braucht Ladestation mit kleiner/mittlerer Leistung in der Nähe seiner Wohnung, wo er das Fahrzeug über Nacht angesteckt lassen kann. (Hier könnte die Kommune zuständig sein, oder auch der Vermieter)
    Natürlich ist bei beiden eine Lademöglichkeit beim Arbeitgeber vorteilhaft (hier ist der AG gefragt)
    Alle 3 Genannten müssen ihren Anteil leisten und die Politik muss entsprechende Rahmenbedingungen schaffen.

    Antworten
  3. Strauss

    Ladestruktur verbessern ist Thema Nr. 1. Dann einheitliche Akkus für die meisten deutschenn Autos passend. Müssen schnell ausgebaut sein. Akku-Wechsel.
    Garantie nach 8 Jahren? Wiederaufbereitung. Aber vergesst den Wasserstoff!
    Mehr Naturstrom, dann kann in der Nacht auch geladen werden. Das ist preisgünstiger als teure Speicherbatterien.

    Antworten
  4. EnergischJo

    Ohhh… Ergänzung zum vorigen Kommentar: Da war zuerst Finanzminister Scholz am Wort und danach BMW-Manager Fröhlich, von dem stammt die Aussage des zehn mal so teuren Wasserstoffsystems gegenüber dem Akkusystem, das habe ich in der Aufregung übersehen:

    Und das muss ich sagen: BMW baut sowohl Wasserstoff- als auch Akku-Autos,
    dem Mann glaube ich die Aussage sofort!

    Tut mir leid dass ich Herrn Scholz diese Aussage zuordnete!

    Ich hoffe aber Herr Scholz war zur Aussage des Herrn Fröhlich noch anwesend
    und auch willens diese Information in sich aufzunehmen und sich zu merken.

    Jetzt bin ich aber gespannt ob BMW den Weg von VW hinsichtlich Akkuautos
    geht oder doch wieder die Treibstofflobby mit Wasserstoffautos stützt.

    Die Zukunft wird spannend…

    Antworten
    • mike

      die Frage nach unnötiger weil zu teurer 2. (H2) Infrastruktur sollte man vor allem mal an Scheuer , Aiwanger und Söder stellen, die sind hier die Energiedealer Lobbyisten

      Antworten
    • Ludwig der H2-te

      Kommentar zur Aussage von Herrn Fröhlich.
      Alle Langfrist-Kostenstudien, die ich kenne laufen darauf hinaus, dass am Ende Batterieelektrische Fahrzeuge und Wasserstoffelektrsiche fahrzeuge und „horribile dictu“ Fahrzeuge mit Explosionkolbenmotoren – sofern sie die Emissionsstandards auch erfüllen – zu ähnlichen Kosten gebaut werden können.
      Sektorenkopplerisch und langfristig (2050 plus) gedacht wird das europäische Energiesystem nicht ohne saisonale Speicher für Strom aus erneuerbaren Energien auskommen. Hierfür bietet sich „grüner“ Wasserstoff an und das nicht nur aus Komfortgründen.
      Mittel- bis langfristig gedacht wird die „schöne, neue Energiewelt“ sich Herausforderungen hinsichtlich der natur- und menschenverträglichen Verfügbarkeit von Rohstoffen stellen müssen. Eine Diversifizierung in Rohstoffe für H2-Technik und Rohstoffe für Akkumulatoren tut da eher gut.
      Als europäische Volkswirtschaft sollten beide in Zukunft emissionsfreie Optionen verfolgt werden, ggfls. mit Zeitversatz, wie von herrn Fröhlich angedeutet, sonst werden in Zukunft nicht nur Batteriezellen und deren Technologie sondern auch all das was zur Etablierung einer Wasserstoffwirtschaft benötigt wird, aus dem asiatischen Raum importiert werden.
      Wir sollten aufhören batterieelektrsiche Mobilität und wasserstoffelektrische Mobilität gegeneinander auszuspielen.

      Antworten
  5. EnergischJo

    Unglaublich!

    Ein deutscher Finanzminister der eine unerhörte Wahrheit offen ausspricht!

    Das Brennstoff-Zellen-System ist 10 mal (in Worten: ZEHN MAL)
    teurer als ein Akku-System.

    Das höre ich zum ersten mal: mein Stand der Dinge ist bei vier- bis fünf mal
    so teuer.

    Als Steuerzahler erwarte ich mir jetzt aber Klarheit: Schliesslich gibt es nur
    einen einzigen der das zahlen darf: Jeder Bürger!

    Da lasse ich mein Auto gerne 40 Minuten am Ladekabel statt 10 an der
    Wasserstoffzapfe wenn das Akku-System so viel weniger kostet!

    Mal in den nächsten Wochen aufmerksam sein ob dieser Sager viral geht oder
    ob Chefin Merkel ihn abwatscht oder rausschmeisst: Die kann nur Leute
    brauchen die das alte Kohle- Fossilöl- und Fossilgas- System weiter fördern und
    stützen, zur Not noch aus Fossilgas hergestellten Wasserstoff, für die fachlich
    blanken Grünen sagen wir halt Elektrolysewasserstoff aus Windkraft: Kapiert eh
    keiner dass für die paar Abschaltstunden bei Windkraftwerken teuerst
    subventionierte Anlagen uns Steuerzahlern auf Auge gedrückt werden so wie es
    bei der Atommüllendlagerung auch super funktioniert.

    Bis das schlagend wird ist die Merkel in ihre Pension geflüchtet und der Scholz
    wohl auch nicht mehr Finanzminister: In welchen Ehrenjobs man die beiden
    dann wohl finden wird? Flüchtlingshilfe, Armutsbekämpfung und Harz-4-
    Beratung oder eher in Jobs der Atom- oder E-Wirtschaft, Sektor Lobbyarbeit?

    Antworten
    • mike

      Das System im Aut ist wahrscheinlich 4-5 mal so teuer (in Wahrheit ist das Wasserstoffauto nix anderes als ein BEV mit zusätzlichem Brennstoffzellen-System- eine BZ alleine reicht da nicht)
      die weitere Kostenvervielfachung ergibt sich einfach durch die schlechtere Wirkungsgradkette, alle Autos mit BZ brauchen 3 wal soviel regenerativen Strom als die gleiche Anzahl an BEV.

      Antworten
  6. Frank

    Vielleicht sollte man erst einmal ganz basic, die Transportleitungen bauen (vorsicht Freileitungstrassen!!!), um die erzeugte Windenergie nicht am Entstehungspunkt schon „entsorgen“ zu müssen und für die nachgelagerten Verteilnetze zur Ladung von E-Fahrzeugen nutzbar zu machen.
    Das würde auch die Energiepreise wieder senken, weil die aufgrund der „Stromentsorgungskosten“ stetig steigende EEG Umlage, wieder auf das sinnvolle Förderniveau sinken würde. ..und vor allen Dingen, das kann die Politik ganz alleine selbst steuern …ganz ohne Subventionen, Verbote und Steuererhöhungen für Dritte! …die ersten 10 Jahre Energiewende hat sie diesbezüglich schon tatenlos vorbeiziehen lassen.

    Antworten
    • mike

      um Strom“Überschuß“ zu nutzen macht Wasserstoff als Energieträger schon Sinn, man kann ihn für den Winter speichern und dann Wärme erzeugen. Im PKW kann man genau diese Abwärme (fast) nie brauchen und fährt ein teueres Chemielabor mit Hochdruckspeicher rum.
      E-Auto laden kann man auch mit dem guten alten Rundsteuersignal optimal zeitlich regeln. Siehe Nachtspeicherofen. Dies würde EEG Umlage senken, Netze entlasten und den Kunden auch einen niedriegern Strompreis bringen.alles mit vorhandener Technik

      Antworten

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert