Ein paar Tage noch, dann läuft in Niehl der letzte Fiesta vom Band, endet bei den Kölner Ford-Werken das Zeitalter der Verbrenner. Aber die Zukunft hat in dem bald 90 Jahre alten Werk schon begonnen: Am Montagnachmittag (12. Juni) nahm der Urenkel des Firmengründers, Aufsichtsratschef Wiliam Clay Ford, zusammen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) das neue, hochmoderne „Electric Vehicle Center“ (EVC) offiziell in Betrieb, in dem noch in diesem Monat die ersten Serienexemplare des vollelektrischen Ford Explorer vom Band laufen werden.

Zu Wehmut bestehe kein Anlass, tröstete Scholz die zahlreich anwesenden Ford-Beschäftigten aus der Fiesta-Produktion. „Den Wandel gestaltet man nicht, indem man einer alten Technologie nachtrauert“ – sondern indem man die Zukunft mitgestalte. „Wenn die Elektromobilität die Zukunft der Autoindustrie ist, dann sollte Deutschland bei der Transformation vorne dabei sein.“ An dem Ziel, bis zum Jahr 2030 rund 15 Millionen E-Autos auf die Straße zu bringen, halte die Bundesregierung jedenfalls weiterhin fest.

Mit Elan und Vorfreude 
Werkleiter Martin Sander, Executive Chair Bill Ford, Betriebsratschef Benjamin Gruschka sowie Bundeskanzler Olaf Scholz (v.l.) auf dem Weg zur offiziellen Inbetriebnahme des neuen Electric Vehicle Centers in Köln Niehl.
Mit Elan und Vorfreude
Werkleiter Martin Sander, Executive Chair Bill Ford, Betriebsratschef Benjamin Gruschka sowie Bundeskanzler Olaf Scholz (v.l.) auf dem Weg zur offiziellen Inbetriebnahme des neuen Electric Vehicle Centers in Köln Niehl.

Mit einer Fertigungskapazität von 250.000 Fahrzeugen im Jahr und einer Produktionsplanung für zwei Millionen E-Autos jährlich bis zum Jahr 2026 könnte Ford eine erkleckliche Zahl dazu beitragen. Zumal es nicht bei dem elektrischen Ford Explorer und dem bereits verfügbaren Ford Mustang Mach-E bleiben wird: Ford wird auf der gleichen Plattform – die von Volkswagen zugeliefert wird – ab kommendem Jahr auch noch eine Sportlimousine nach Art des Polestar 2 und Tesla Model 3 bauen. Und weitere Modelle sind im Ford-Entwicklungszentrum in Dearborn in Vorbereitung, die auch noch Europa exportiert werden sollen: „Andere Autohersteller mögen sich von Europa zurückziehen – wir setzen hier unser Familienbusiness für unsere Kinder und Enkelkinder emissionsfrei neu auf. “

Alle Zeichen stehen auf Grün

Und das nicht nur mit neuen Fahrzeugen, sondern auch mit einem der umweltfreundlichsten Werke der gesamten Automobilindustrie.

So wird der gesamte Energiebedarf des EVC zu 100 Prozent aus zertifiziertem Grünstrom sowie Biomethan gedeckt. Und die nötige Wärme wird über ein eigenes Dampfnetz unter anderem von der nahegelegenen Müllverbrennungsanlage geliefert. Sobald das Werk vollständig in Betrieb ist – an der Endmontage wird noch gearbeitet – soll es von unabhängiger Seite als CO2-neutral zertifiziert werden.

Das wächst was Neues heran
Das Gelände der Kölner Ford-Werke wird gerade ökologisch massiv aufgewertet. Unter anderem durch neue Grünanlagen und Dachbegrünungen, auch den Bau von Insektenhotels.
Das wächst was Neues heran
Das Gelände der Kölner Ford-Werke wird gerade ökologisch massiv aufgewertet. Unter anderem durch neue Grünanlagen und Dachbegrünungen, auch den Bau von Insektenhotels. Bilder: Ford

Parallel dazu wird das gesamte, immerhin 15 Hektar große Werksgelände ökologisch aufgewertet. Unter anderem durch neue Wildblumenwiesen, Dachbegrünungen sowie den Bau von Insektenhotels und Vogel- sowie Fledermaushabitaten. „Unsere Ingenieure haben alle Anlagen und Prozesse so konzipiert, dass sie die Effizienz maximieren und die Umweltauswirkungen minimieren“, erklärte Werkleiter Martin Sander.

Designer in Dearborne müssen noch mal ran

Alle Signale stehen also auf Grün, die Zukunft des Kölner Ford-Werkes scheint vorerst gesichert. Vorausgesetzt, der neue Ford Explorer, der zum Jahreswechsel zu Preisen um die 45.000 Euro auf den Markt kommt, findet auf den europäischen Märkten den Anklang, den das Management von Ford of Europe erwartet. Die ersten Resonanzen waren jedenfalls sehr positiv – übrigens auch in den USA: Konzernchef Jim Farley soll nach der Abnahme des kompakten Stromers aus Köln die Designer in Dearborne an die Computer geschickt haben. Sein Auftrag: Den großen Explorer, in den USA weiterhin mit Benzinmotoren angeboten wird, zum Modelljahr 2024 mindestens ebenso „cool“ zu machen.

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