Flottenfahrzeuge spielen eine entscheidende Rolle bei der Energiewende. Fast die Hälfte aller neuen Fahrzeugzulassungen in Europa entfällt auf Unternehmen, in Deutschland beträgt der Anteil der gewerblichen Zulassungen sogar fast 66 Prozent. Und ein wachsender Teil dieser Fahrzeuge ist bereits elektrifiziert – oder soll in naher Zukunft zumindest teilelektrisch fahren. Nach einer aktuellen Umfrage von Elli Mobility unter 500 deutschen Flottenverantwortlichen plant über ein Dritteln die Anschaffung von Autos und Transportern, die entweder allein von einer Batterie angetrieben werden oder bei denen ein Verbrenner von einem Elektroantrieb unterstützt wird, also einen wiederaufladbaren Plug-in Hybrid.

Nicht nur, weil es sich gut macht oder von einer Car Policy vorgeschrieben wird, die vom Klimaschutz diktiert ist. Sondern auch, weil die Fuhrparkleiter in den Unternehmen rechnen können. Elektroautos mögen in der Anschaffung zwar noch teurer sein, aber in der Gesamtkostenbetrachtung fahren Unternehmen – Handwerker oder Logistikdienste – damit günstiger. „Im vierjährigen Betrieb ist ein Ford E-Transit inklusive Leasingkosten, Betrieb und Wartung bis zu 10.000 Euro günstiger als das gleiche Fahrzeug mit konventionellem Dieselantrieb“, rechnet Wilhelm Buchmüller vor, der bei Ford Pro das Flottengeschäft in Deutschland leitet.

Elektro-Anteil wächst kontinuierlich

Mit Kastenwagen und Transportern verschiedener Gewichtsklassen macht Ford schon länger gute Geschäfte, hat sich in diesem Jahr sogar an VW Nutzfahrzeuge vorbei auf Platz 2 in der Neuzulassungs-Statistik geschoben. Platzhirsch ist weiterhin Mercedes-Benz. Das Geschäft mit den Stromern wächst laut Buchmüller dabei kontinuierlich und macht inzwischen 11 Prozent des Gesamtvolumens aus. Im Auftragseingang liegt der E-Anteil in diesem Jahr sogar schon bei 20 Prozent: „Das Pflänzchen wächst.“

Ford E-Transit 
Der Zweitonner ist ab sofort auch mit einer 89 kWh großen Batterie für Reichweiten von bis zu über 400 Kilometer verfügbar.
Ford E-Transit
Der Zweitonner ist ab sofort auch mit einer 89 kWh großen Batterie für Reichweiten von bis zu über 400 Kilometer verfügbar.

Auch weil Ford inzwischen jede Modellreihe zumindest teilelektrifiziert anbietet und die Gewerbekunden intensiv berät und betreut. Unter anderem mit einem „E-Switch Assist“ genannten Software-Tool, das den Fuhrpark eines Unternehmens im wochenlangen Betrieb analysiert und anschließend aufzeigt, welche konventionell angetriebenen Fahrzeuge durch einen Stromer ersetzt werden kann.

Blindflug bei CO2-Flottenzielen

Eine Antriebswende liegt auch im Interesse von Ford. Denn wie im Pkw-Geschäft hat die EU auch den Herstellern von leichten Nutzfahrzeugen klare CO2-Flottenziele gesetzt. Werden diese verfehlt, drohen hohe Strafzahlungen an Brüssel. „Wir können es uns gar nicht leisten, die CO2-Abgaben zu verfehlen“, weiß Buchmüller mit Blick auf die angespannte Finanzlage im Europa-Geschäft. Das Problem ist nur: Aktuell weiß Ford Pro nicht, wo es steht: Den Flottenwert für 2024 hat die EU dem Unternehmen noch nicht mitgeteilt. Buchmüller: „Wir sind deshalb gerade im Blindflug unterwegs.“ Und entsprechend glücklich, dass Brüssel den Unternehmen inzwischen bis zu drei Jahre Zeit gibt, die verschärften Grenzwerte zu erreichen.

Eiltransporter
Den Ford E-Transit Custom gibt es auch in der Sportversion MSRT, mit Spoilerwerk, 19-Zoll-Rädern und 218 PS starkem Elektroantrieb.
Eiltransporter
Den Ford E-Transit Custom gibt es auch in der Sportversion MSRT, mit Spoilerwerk, 19-Zoll-Rädern und 218 PS starkem Elektroantrieb.

Die Zeit nutzt Ford Pro, um das Angebot an Elektrotransportern auszubauen oder zumindest weiter zu optimieren. Auch, um auf Anforderungen aus dem Markt noch besser entsprechen zu können. So ist beispielsweise ab sofort der Ford E-Transit für Lasten von bis zu 1,75 Tonnen auch mit einer 89 kWh großen Batterie für Reichweiten von bis zu 402 Kilometer bestellbar. Gegenüber dem aktuellen Modell mit em brutto 77, netto 68 kWh fassenden Akku bedeutet das ein Reichweiten-Plus von 28 Prozent. Die Alltagstauglichkeit erhöht zudem die Anhebung der maximalen Ladeleistung von 115 auf 180 kW – und der serienmäßige Einbau einer Wärmepumpe. Das Ganze gegen einen Aufpreis von rund 4500 Euro gegenüber dem E-Transit mit kleiner Batterie: Die Preise für die Versionen mit erhöhter Reichweite starten als Kastenwagen bei 78.528,10 Euro.

Ranger Pickup nun auch als Plug-in-Hybrid

Eine Modellpflege hat auch der Eintonner E-Transit Custom erfahren, dessen 64 kWh-Batterie nun mit bis zu 125 kW geladen werden kann und ebenfalls eine serienmäßige Wärmepumpe erhält. Mit dem Ergebnis, dass dass die Reichweite auf 328 Kilometer anwächst. Für das kommende Jahr ist zudem eine allradgetriebene Version des Modells geplant, auch in der besonders sportlichen MSRT-Variante, die von vielen Kunden auch gerne in der Freizeit genutzt wird.

Ab ins Gelände 
Als Einkaufswagen ist der Ford Ranger PHEV zu groß und zu schwer. Praktisch ist die Kombination aus Doppelkabine und Ladepritsche trotzdem. Pferdebesitzer dürfte auch die Anhängelast des Allradlers von 3,5 Tonnen reizen.
Ab ins Gelände
Als Einkaufswagen ist der Ford Ranger PHEV zu groß und zu schwer. Praktisch ist die Kombination aus Doppelkabine und Ladepritsche trotzdem. Pferdebesitzer dürfte auch die Anhängelast des Allradlers von 3,5 Tonnen reizen.

Ganz neu im Angebot sind zudem zwei Teilzeitstromer: Der Ford Transit Connect und der Pickup Ranger sind ab sofort auch als Plug-in Hybrid erhältlich. In dem einen Fall mit einem 19,8 kWh fassenden Akku für bis zu 119 Kilometer Reichweite. In dem anderen Fall mit einer 11,8 kWh großen Batterie, die für gerade mal 43 Kilometer gut ist. Na ja, der aus Südafrika importierte, 5,35 Meter lange Ranger PHEV hievt immerhin gut 2,5 Tonnen auf die Waage, der 4,50 Meter lange Connect 800 Kilogramm weniger.

F150 Lightning weiter nur als Grauimport

Und die Aufgabenstellungen der beiden Teilzeitstromer sind völlig andere. Der frontgetriebene und wieselflinke Transit Connect (Basispreis: 46.150 Euro) ist mit einem Ladevolumen von 3,1 Kubikmetern das perfekte Arbeitsgerät für Kurier- und Reparaturdienste etwa von Installationsbetrieben. Das Arbeitsgebiet des allradgetriebenen und vor Kraft strotzende Ranger PHEV (207 kW oder 281 PS) hingegen liegt eher außerhalb der Stadt. In Forstbetrieben und auf Baustellen, wo über die beiden Steckdosen auf der Ladepritsche auch schwere Elektrogeräte wie etwa Mischmaschinen betrieben werden können. Oder wo er seine Qualitäten als Zugmaschine unter Beweis stellen kann: Immerhin 3,5 Tonnen kann er an den Haken nehmen. Das Ganze zum Basispreis von 53.181 Euro.

Mit Sprit und Strom 
Um die Gewichtsklasse nicht zu sprengen und den Ranger PHEV nicht nur Käufern mit Lkw-Führerschein anbieten zu können, wurde die Akkukapazität auf 11,8 kWh begrenzt. Etwa 40 Kilometer lassen sich damit rein elektrisch zurücklegen - im Idealfall und mit Rückenwind.
Mit Sprit und Strom
Um die Gewichtsklasse nicht zu sprengen und den Ranger PHEV nicht nur Käufern mit Lkw-Führerschein anbieten zu können, wurde die Akkukapazität auf 11,8 kWh begrenzt. Etwa 40 Kilometer lassen sich damit rein elektrisch zurücklegen – im Idealfall und mit Rückenwind.

Bleibt die Frage, wann der vollelektrische Ford F150 Lightning auch bei uns offiziell angeboten wird. Bislang gelangten nur einige wenige Exemplare über den Vertrieb von Ford Europe nach Norwegen und in die Schweiz. Ein Export nach Deutschland sei derzeit nicht geplant, hörten wir am Rande der Ford-Präsentation im Bergischen Land. Wer sich den 452 PS starken Giga-Stromer mit 123 kWh-Batterie auf den Hof stellen will, muss also weiterhin auf Grau-Importe von freien Händlern setzen. Am Absatzziel von 90o, in diesem Jahr wenigstens 90.000 Fahrzeuge abzusetzen, ändert das freilich nichts.

Artikel teilen

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert