Volkswagen, so ist zu hören, verdient mit seinem ID.3 bislang kein Geld. Bei jedem Elektroauto, so ist in Wolfsburg zu hören, zahlt der Autobauer drauf. Wie viel, ist Betriebsgeheimnis. Im jüngst veröffentlichten Geschäftsbericht für das Jahr 2022 ist zwar davon die Rede, dass im vergangenen Jahr fast sieben Prozent der verkauften Neuwagen elektrisch angetrieben waren. Und unter dem Strich stand ein ordentlicher Gewinn der Marke Volkswagen Pkw von 2,65 Milliarden Euro. Erzielt wurde dieses aber durch eine „verbesserte Preisdurchsetzung, positive Mixeffekte und geringere Verkaufshilfen“. Im Klartext: Durch Preiserhöhungen und einen hohen Verkaufsanteil gutausgestatteter Autos mit Verbrennungsmotor. Aber nicht mit den neuen Stromern.

„Ford e“ drohen erneut hohe Verluste

Auch für Ford ist die Antriebswende eine hohe finanzielle Belastung. Mit Elektroautos der ersten Generation wie dem Ford Mustang Mach-E, dem E-Transit sowie dem neuen F-150 Lightning macht der Konzern bislang ebenfalls keinen Gewinn. Dafür aber sind die Zahlen hier transparent: Im vergangenen Jahr summierten sich in der neuen Sparte „Ford Model e“ die Verluste mit dem Verkauf von 96.000 Stromern auf 2,1 Milliarden Dollar – nach 900 Millionen Dollar im Jahr davor. Dass der Konzern insgesamt trotzdem nicht in den roten Zahlen landete, war den stabilen Erträgen in den Sparten „Ford Blue“ und „Ford Pro“ zu verdanken, in die das Unternehmen sein Geschäfte mit konventionell angetriebenen Pkw und leichten Nutzfahrzeugen ausgegliedert hat.

Elektrischer Hoffnungsträger 
Produktion des vollelektrische F150-Lightning im Ford Rouge Electric Vehicle Center in Michigan.
Elektrischer Hoffnungsträger
Produktion des vollelektrische F150-Lightning im Ford Rouge Electric Vehicle Center in Michigan.

Und so schnell wird das Geschäft mit Elektroautos für Ford auch nicht zur Ertragssäule werden: Für dieses Jahr sei mit einem Verlust von drei Milliarden Dollar in der Division „Ford e“ zu rechnen, warnte Ford seine Aktionäre vor. Immerhin werde das operative Geschäft mit den Stromern in diesem Jahr erstmals die Gewinnschwelle erreichen. Aufgrund hoher Investitionen in neue Produkte und Kapazitäten würden sich diese aber voraussichtlich erst Ende 2026 in Form eines Überschusses in der Geschäftsbilanz zeigen. Angepeilt werde eine Gewinnspanne in der Sparte von immerhin acht Prozent – und ein Produktionsvolumen von zwei Millionen Elektroautos in spätestens drei Jahren.

Modelloffensive geht trotzdem weiter

In Europa bereitet Ford derzeit den Verkaufsstart des neuen vollelektrischen Explorer vor und arbeitet an zwei weiteren Elektroautos auf der MEB-Plattform des Volkswagen-Konzerns – einer Stufenheck-Limousine vom Kaliber des Tesla Model 3 und Polestar 2 sowie einem SUV-Crossover namens Puma. Und in Tennessee geht der Bau einer neuen Fabrik der Vollendung entgegen, in der ab 2025 ein vollelektrischer und wohl auch hochautonom fahrender Pick-up vom Kaliber des aktuellen „Ranger“ vom Band laufen soll. Das Projekt wird in der Konzernzentrale unter dem Codenamen T3 geführt.

Große Sorgen über die aktuellen Verluste in der Sparte Ford e machen sie sich in der Konzernzentrale übrigens nicht. „Wir wissen, dass es einen profitablen Hersteller von Elektroautos gibt“, sagte Ford-Finanzchef John Lawler dieser Tage mit Blick auf Tesla. Aber der Bau von Elektroautos erfordere eine neue Art, Fahrzeuge zu entwickeln und zu bauen. Insofern sei Ford-e noch so etwas wie ein Start-up. „Und wie jeder weiß, verlieren EV-Startups Geld, während sie in ihre Fähigkeiten investieren, Wissen entwickeln, Volumen aufbauen und Marktanteile gewinnen“, sagte Lawler.

Anfängerfehler kosteten Milliarden

Ford-Chef Jim Farley hatte zuvor Anfängerfehler einräumen müssen. „Wir wussten nicht, dass unser Kabelbaum für Mach-E 1,6 Kilometer länger war, als er sein musste. Wir wussten nicht, dass es 70 Pfund schwerer ist und dass das 300 Dollar pro Batterie zusätzlich kostet“, sagte er bei einem Telefonat mit Investoren. „Wir wussten auch nicht, dass wir zu wenig in die Bremstechnologie investiert hatten, um bei der Batteriegröße sparen zu können.“ In Summe hätten diese Fehleinschätzungen schon zu Verlusten in einer Größenordnung von zwei Milliarden Dollar geführt.

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