Der chinesische Autohersteller Geely will eigene Satelliten ins All bringen. Sie sollen Autos vernetzen und beim automatisierten Fahren unterstützen. Der Konzern hat dafür ein neues Tochterunternehmen, Geespace, gegründet.

Die Satelliten sollen in einer niedrigen Umlaufbahn (Low Earth Orbit, Leo) um die Erde kreisen. In etwa fünf Jahren sollen die Fahrzeuge der Konzernmarken – darunter neben Geely auch die zugekauften Marke Volvo und Polestar, Lotus, Proton und Terrafugia – über die nötige Ausrüstung verfügen, um mit den Satelliten zu kommunizieren. Über die Satelliten sollen die Autos unter anderem Software-Updates beziehen.

Zudem sollen die Fahrzeuge, wenn sie automatisiert unterwegs sind, Navigationshilfe von den Satelliten erhalten. Damit soll laut Geely eine Positionsbestimmung bis auf wenige Zentimeter möglich sein, also deutlich genauer als mit dem US-amerikanischen GPS-System und ähnlich präzise wie das europäische Galileo-System, das sich allerdings noch im Aufbau befindet. Das gilt nicht nur auf dem Boden – Geely hat vor einem halben Jahr eine Beteiligung am deutschen Taxidrohnenhersteller Volocopter erworben.

Direktverbindung ins All
Nicht nur die Autos von Geely sollen über das neue weltumspannende Satellitensystem Navigationshilfen und Software-Updates erhalten. Auch Volvo, Polestar und andere Marken sollen profitieren. Und die Flugtaxis von Volocopter ebenfalls. Foto: Geely

500 Satelliten will Geely ins All schießen

Geely startet sein Satellitenprogramm mit dem Bau einer Fabrik, in der die Satelliten produziert werden sollen. Es ist laut Geely die erste private Satellitenfabrik in China. Der Konzern hat angekündigt, dafür 2,27 Milliarden Yuan, umgerechnet knapp 300 Millionen Euro, zu investieren.

Das Produktions- und Testzentrum soll in Taizhou in der ostchinesischen Provinz Zhejiang entstehen, wo Geely auch schon Autos baut. Mitte des Jahrzehnts sollen im Jahr 500 Satelliten produziert werden. Die ersten Satelliten sollen bereits Ende des Jahres starten. In der Fabrik sollen rund 300 hochqualifizierte Angestellte arbeiten.

Andere Unternehmen, die ebenfalls großen Satellitenkonstellationen mit ähnlichen Aufgaben wie GPS, Galileo oder das russische Glonass-System aufbauen, darunter Oneweb oder SpaceX, wollen darüber schnelles Internet anbieten. Unklar ist, ob Geely etwas Ähnliches plant oder ob die Satelliten ausschließlich für die Kommunikation mit den Autos gedacht sind.

Kaum geplant, schon realisiert
Das neue Produktions- und Testzentrum von Geespace im ostchinesischen Zhejiang. Schon im Sommer soll dort die Fertigung anlaufen. Foto: Geely

Bei Experten stießen die Pläne der Chinesen nicht unbedingt auf Begeisterung. Sie befürchten, dass sich aufgrund der vielen neuen großen Satellitenkonstellationen im Orbit das Problem mit dem Weltraummüll verschärfen wird. Zudem wird kritisiert, dass die vielen Satelliten das Bild des Nachthimmels verändern.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei golem.de und wurde von uns ergänzt.

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