Von Köln nach Salzburg mit dem ICE? Bloß nicht. Die Reise dauert im Idealfall über sechs Stunden und ist mit einem Ticketpreis von 154 Euro deutlich teurer als mit dem Flieger – Eurowings bietet einen Platz im Flieger auf dieser Strecke schon für weniger als 60 Euro an. Auch wer von Berlin nach Kopenhagen möchte, reist mit dem Flieger deutlich günstiger als mit der Bahn. Die Fahrt mit dem Zug zieht sich inklusive Umstieg in Hamburg sieben Stunden lang hin und kostet im Schnitt 63 Prozent mehr als ein Flug mit Eurowings oder Easy Jet.

Den Schaden hat allerdings das Klima: Der Luftverkehr hat einen Anteil von 3,1 Prozent an den weltweiten CO2-Emissionen. Der Flug zum Beispiel vom Rheinland ins Salzburger Land belastet es mit 134 Kilogramm CO2 – während die Grünstrom betriebenen Schnellzüge der Deutschen Bahn beinahe klimaneutral die Strecke bewältigen.

Flug ist meist günstiger als Fahrt mit dem Zug

Die Zahlen sind das Ergebnis einer Greenpeace-Studie. Die Umweltschutzorganisation hat zum Beginn der Ferien in vielen Ländern Europa für 112 beliebte Reisestrecken die Preise von Bahnfahrten und Flügen vergleichen. Das Ergebnis: In 71 Prozent der Fälle kosteten die Flugtickets weniger als die Bahnfahrkarte für die gleiche Verbindung. Nur auf 23 Strecken sei eine Fahrt mit dem Zug günstiger. Meistens allerdings auch nur bei langfristiger Planung und frühzeitiger Buchung des Tickets.

Die größte Preisdifferenz registrierte die Analysten von Greenpeace auf der Strecke von Barcelona nach London. Dort seien Bahntickets im Schnitt zehnmal so teuer wie Flugtickets. Denn die Verbindung von der britischen Metropole ans Mittelmeer wird von zahlreichen Billigfluglinien bedient. Der günstigste Flug kostet da 12,99 Euro, die teuerste 80,60 Euro, haben die Umweltschützer ermittelt. Wer mit dem Zug anreise, müsse pro Person mit wenigstens 300 Euro rechnen. Nur für den Hinweg.

Greenpeace fordert Kerosinsteuer

Greenpeace macht preisbewussten Touristen keinen Vorwurf. „Warum sollten Reisende mit
dem Zug von London nach Barcelona fahren und bis zu 384 Euro für ein Bahnticket bezahlen, wenn Flugtickets für 12,99 Euro erhältlich sind?“ Diese Preispolitik stehe jedoch in keinem Verhältnis zu den wahren Umweltkosten der verschiedenen Mobilitätsarten.

„Immer mehr Menschen wollen mit der Bahn reisen und auf Flüge verzichten, doch die fehlende Kerosinsteuer und weitere klimaschädliche Subventionen für die Flugindustrie verzerren die Preise. Das ist eine Bruchlandung für viele gute Vorsätze und den Klimaschutz“, kritisierte Verkehrsexpertin Marissa Reiserer in einer Pressemitteilung. Nach ihrer Meinung sollte die Bahn eigentlich „immer das günstigste Verkehrsmittel sein.“

Selbst Klimaschützer fliegen lieber

Um das Ziel zu erreichen, fordert Greenpeace staatliche Maßnahmen. Reiserer denkt dabei vor allem an eine Kerosinsteuer in Höhe von 50 Cent pro Liter, die von den Fluggesellschaften zu errichten sei und auf die Ticketpreise aufgeschlagen werden könnte. Damit ließen sich in Europa jährlich über 46 Milliarden Euro einnehmen. Geld, das in den Ausbau der Bahninfrastruktur investiert oder für Preissenkungen bei den Bahntickets genutzt werden könnte.

Denn ohne schnelle und pünktliche Züge sowie günstige Tickets bleiben die Bahn im Fernverkehr noch auf lange Zeit chancenlos gegen die Flieger. Das musste kürzlich auch Klimaforscher Hans-Joachim Schellnhuber vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung einräumen. „Man kann nicht immer das klimafreundlichste Verkehrsmittel wählen – das wäre sowieso das Zuhausebleiben.“ Er ziehe wegen der zahlreichen Verspätungen im Bahnverkehr deshalb für Reisen von Berlin nach München inzwischen den Flieger vor, erklärte er dem Berliner „Tagesspiegel“.