Der Einsatz von importiertem grünen Wasserstoff für die Mobilität schneidet bei einer Gesamtbetrachtung nicht viel schlechter als die direkte Nutzung von Solarstrom in einem Batterie-elektrischen Auto. Wichtig sei, wo die Energie gewonnen werde – und wie effektiv. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest die Unternehmensberatung Arthur D. Little in der Studie „The efficiency of hydrogen rethought“. Sie vergleicht die Energieeffizienz von Solaranlagen an Orten mit sehr verschiedenen Sonnenerträgen mit Blick auf den Stromverbrauch im Fahrzeug. So könnte grüner Wasserstoff, der mit Hilfe der Fotovoltaik in besonders sonnenreichen Gebieten gewonnen werde, die Einbußen bei der Energieumwandlung im
direkten Vergleich mit in Deutschland erzeugtem Solarstrom kompensieren, stellt Klaus Schmitz, der Autor der Studie und Partner von Arthur D. Little fest.  In der Studie wurde verglichen, wie viel Energie effektiv im Fahrzeug genutzt werden kann – ausgehend von unterschiedlichen Aufstellungsorten eines Solarpanels und verschiedenen Energieketten.

Wasserstoff aus Namibia als Alternative

Konkret wurde ermittelt, wie der durchschnittliche jährliche Stromertrag eines 1 kWh-Peak Panels in Deutschland aussieht und wie viel davon im Akku eines Elektroautos landet. Demgegenüber gestellt wurde ein Solarmodul gleicher Nennleistung am Standort Namibia, das den Strom zur Erzeugung von Grünem Wasserstoff nutzt. Dieses Szenario sah einen Transport des Wasserstoffs nach Deutschland vor, wo er durch Kraft-Wärme-Kopplung in Strom zurückverwandelt und ins Netz eingespeist wird. Klingt aufwändig und ineffizient – ist es aber nicht. Denn der doppelt so hohe Solarstromertrag in Namibia gleicht nach der Studie von
Arthur D. Little die Umwandlungsverluste nahezu vollständig aus: In Summe komme auf deutschem Boden 98 Prozent der Energiemenge an, die mit Hilfe von Solarmodulen in Deutschland produziert würde.

In Kooperation mit dem Branchendienst energate.

Deutlich schlechter fällt die Bilanz aus, wenn der Wasserstoff aus Namibia hierzulande zum Betrieb eines Brennstoffzellen-Autos genutzt wird: Aufgrund des schlechten Wirkungsgrads von Brennstoffzellen-Stacks und der Verluste bei der Energieumwandlung erreicht die Gesamteffizienz nur einen Wert von 76 Prozent im Vergleich zum in Deutschland produzierten Solarstrom. Würde der Wasserstoff allerdings über eine Pipeline direkt nach Deutschland gelangen, wäre auch bei der Brennstoffzellen-Variante eine Effizienz von bis 90 Prozent erreichbar.

Wasserstofflösungen stehen laut Schmitz bisher mit einem Wirkungsgrad von rund 30 Prozent stets im Schatten von batterieelektrischen Fahrzeuganwendungen, die auf rund 73 Prozent kommen. Zu unrecht, wie er findet: Bei einer End-zu-Ende-Betrachtung „schließt sich die Effizienzlücke von Wasserstoff zu einem wesentlichen Teil oder egalisiert sich bei großtechnischer Wandlung unter Kraft-Wärme-Kopplung nahezu vollständig“, so Schmitz. Der Einsatz von grünem Wasserstoff könne demnach für die Dekarbonisierung des Straßenverkehrs in Europa sehr wohl „eine ökonomisch wie ökologisch sinnvolle Option“ sein. Er empfiehlt Automobilindustrie und Energieerzeugern daher, die Potenziale von Wasserstoff mit diesem Blickwinkel neu zu bewerten. Kosten und Anwendungsfreundlichkeit sollten hier in den Fokus rücken.

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3 Kommentare

  1. Reiter

    Lesenswert sind auch die finanziellen Hintergründe, bspw. vom Ökoinstitut , die bei Investitionen in gewissen Ländern mit mehrfachen Zinsen rechnen und solche technischen Vorteile von „Unternehmensberatungen“ wieder zunichte machen. Spannend wird auch , wenn zwei EU-Partner aktuell Stellvertrwterkrieg für Öl führen, ob so was geostrategisch folgenlos bleibt.

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  2. Elio Nore

    Na, da wird sich der Pipelineinhaber inkl. der örtlichen Diktatoren von: Namibia, Angola, Gabun oder Kongo, Kamerun, Nigeria, Niger, Algerien oder wahlweise Lybien und ihre Clique aber freuen. Ein bereits bewährtes Geschäftsmodell!

    P.S. Ich hab schon von Gambia und Namibia gehört, aber Nambia??

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  3. Raimund

    Und wie kommt der Wasserstoff nach Deutschland? Per Pipline oder per Schiff. Wenn mit dem Schiff, dann auch mit einem CO2-Neutralem Antrieb?

    Es reicht nicht aus, die Kosten zu ermitteln, sondern auch, dass in der Gesamtbetrachtung auch kein CO2 emittiert wird.

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