Fahrer von Motorrädern, Mopeds und Quads müssen einen Kopfschutz tragen, auch bei der Benutzung eines bis zu 45 km/h schnellen S-Pedelecs ist laut Paragraf 21a der Straßenverkehrsordnung ein „geeigneter Schutzhelm“ vorgeschrieben – die schnellen E-Bikes sind immerhin Kleinkrafträdern gleich gestellt. „Bio-Bikes“ (mit rein muskulärem Antrieb) und e-Bikes der einfachen Art mit einer elektrischen Trittunterstützung von bis zu 25 km/h sind von der Helmpflicht bislang ausgenommen – aber wie lange noch? Die Frage wird derzeit auf der Eurobike, der Fahrradmesse in Frankfurt, intensiv diskutiert.

Den Anlass dazu geben aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Demnach ist die Zahl der Verkehrsunfälle mit E-Bikes – oder „Pedelecs“, wie es im Beamtendeutsch heißt – seit 2014 stark gestiegen. Und häufig hatten die Unfälle schwerwiegende Folgen. Einen Grund dafür sieht Bernhard Veldhues, Leiter der Gruppe „Wirtschaftsstruktur und Verkehr“ beim Statistischen Bundesamt, im höheren Alter vieler Menschen, die inzwischen mit einem E-Bike unterwegs sind: Von den 131 Menschen, die 2021 mit einem E-Bike tödlich verunglückten, gehörten 68 Prozent der Generation 65 plus an. Sieben Jahre zuvor betrug ihr Anteil an den schweren Fahrradunfällen lediglich 54,5 Prozent. Klar – damals waren E-Bikes auch auf deutschen Straßen noch nicht so weit verbreitet.

Mehrheit ist für Helmpflicht

Versicherer sprechen sich bereits seit langem für eine Helmpflicht auch für Fahrradfahrer aus. Aber auch in der Bevölkerung scheint der Vorschlag inzwischen auch auf eine positive Resonanz zu stoßen: Nach einer von der Dekra beauftragten Forsa-Umfrage würde inzwischen eine Mehrheit der Deutschen eine Helmpflicht für alle Fahrradfahrer befürworten: 59 Prozent der 1500 Befragten über 18 Jahre gaben an, Vorstöße der Politik in dieser Richtung gutzuheißen.

Beim Thema Elektrofahrrad fielen die Antworten noch deutlicher aus: 77 Prozent der Befragten sprachen sich für eine Helmpflicht für E-Bike-Fahrer aus. Allerdings gaben bei der Umfrage auch 28 Prozent der Befragten an, beim Radeln bislang auf einen Schutzhelm zu verzichten – aus Gründen der Bequemlichkeit oder mit Rücksicht auf die Frisur.

ADFC: Jeder sollte selbst entscheiden

In der Fahrradindustrie und bei Experten stößt die Diskussion über eine Helmpflicht für Fahrradfahrer auf ein geteiltes Echo. Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer, verweist darauf, dass es beim Vergleich der Unfälle pro Kilometerfahrleistung kaum Unterschiede bei der Schwere der Unfälle bei Fahrrad- und Pedelecfahrern gibt. Ausnahme seien „die ganz jungen und die ganz alten“ Verkehrsteilnehmer. Sinnvoll hält aber auch er eine „offensivere Kommunikation“ unter E-Bike-Fahrern über den Sinn eines Helms. Ein Kopfschutz sei immerhin in der Lade, die Folge eines Sturzes oder der Kollision mit einem Auto zu mindern.

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„Viele Radler fühlen sich mit Helm wohler, sicherer. Aber eine Helmpflicht stellt das Radfahren gefährlicher da als es ist“, argumentiert man bei Fahrradhersteller Velotraum. Autoinsassen und Fußgänger seien ähnlichen Gefahren im Verkehr ausgesetzt. Konsequenterweise müsste auch dort dann eine Helmpflicht gelten. Ähnlich argumentiert der Fahrradclub ADFC: „Wir haben zum Helm eine neutrale Position. Ein Fahrradhelm kann sicherlich in bestimmten Fällen einigen Verletzungen, Schürfwunden oder Prellungen vorbeugen, aber ist nicht wirklich dafür ausgelegt, beispielsweise bei einem Autounfall wirksam zu sein. Von daher sollte jede Person für sich selbst entscheiden, wie sie das Risiko eines Unfalls mit Kopfverletzung und den Sinn eines Helms für sich einschätzt.“

Bremst Helmpflicht die Mobilitätswende?

Zudem sehen viele Experten die Gefahr, dass eine Helmpflicht die Attraktivität des Fahrrades als Verkehrsmittel in den Städten mindern könnte – in Australien, wo 1991 eine Helmpflicht eingeführt wurde, ging in den ersten zwei Jahren nach Einführung der Verordnung, die Zahl der fahrradfahrenden Kinder und Jugendlichen um 44 Prozent zurück. Was möglicherweise aber auch daran lag, dass der Markt zum damaligen Zeitpunkt noch keine attraktiven Helme anbot.

Das hat sich in der Zwischenzeit deutlich verändert: Fahrradhelme gibt es inzwischen in beinahe unendlicher Vielfalt. Von Alltag bis Rennrad, von Trail bis Lifestyle: Es gibt heute keinen Grund mehr, auf einen Kopfschutz zu verzichten. Hier die wichtigsten Trends von der Eurobike.

  • Alltagsfahrer und Citybike setzen bei der Helmauswahl in erster Linie auf Sicherheit und Funktionalität. Der „Hyban 2.0 LED“ von Abus (119,95 Euro) hat deshalb, ähnlich einem Mountainbike-Helm, ein heruntergezogenes Heck für den Schutz des Nackens. Integriertes Rück- und Frontlicht sorgen in Kombination mit diversen Reflektoren für Rundum-Sichtbarkeit im Dunkeln oder bei Regen.
  • Für E-Biker bietet es sich an, beim Kauf auf Helme mit dem Standard NTA 8776 zu achten. Bei diesen Helmen ist die EPS-Schicht dicker als bei herkömmlichen Modellen, was für eine effektivere Stoßdämpfung sorgen soll. Zudem ist der Schläfen- und Nackenbereich tief heruntergezogen, was den Aufprallschutz verbessert. Ein Beispiel ist der „Pedelec 2.0“ von Abus (159,95 Euro), der zudem mit einem integrierten Rücklicht ausgestattet ist. Die speziellen E-Bike-Helme sind insbesondere für S-Pedelec-Fahrer eine Option, da sie aufgrund der höheren Geschwindigkeiten laut Gesetz einen „geeigneten Helm“ tragen müssen.
  • Wem die Optik wichtig ist: Der Bike- und Skater-Helm „Heritage “ von Thousand (99,90 Euro) ist für Fahrten in der Stadt konzipiert. Sein praktisches Feature: Durch eine Öffnung lässt sich ein Fahrradschloss ziehen und der Helm sich so einfach mit am Rad fest anschließen. Ebenfalls auffällig ist die Optik: Der Helm ist in unterschiedlichen Farben und Vintage-Designs erhältlich. Ein weiteres Highlight: Der Kinnriemen ist aus einem veganen Lederimitat hergestellt.
Kopfschutz für Veganer 
Der Bike- und Skater-Helm „Heritage “ von Thousand ist für Fahrten in der Stadt konzipiert. Der Kinnriemen ist aus einem veganen Lederimitat hergestellt.
Kopfschutz für Veganer
Der Bike- und Skater-Helm „Heritage “ von Thousand ist für Fahrten in der Stadt konzipiert. Der Kinnriemen ist aus einem veganen Lederimitat hergestellt. Fotos: pd-f
  • Für Freunde von Falträdern: Fahrradhelme werden in der Regel aus EPS-Schaum hergestellt. Eine Ausnahme bildet der „One“ des norwegischen Herstellers Hedkayse (179,90 Euro). Die Helmschale besteht aus Ballistic-Nylon und Enkayse-Schaumstoff. Das ermöglicht laut Hersteller eine Wiederverwendung selbst nach einem Sturz, da die Schutzwirkung des Materials nicht nachlässt. Ein zusätzlicher Vorteil: Durch den Aufbau lässt sich der Helm einfach zusammenklappen und nimmt zum Verstauen rund 50 Prozent weniger Platz ein. Der Helm ist in mehrere Designs erhältlich.
  • Für Hardcore-Radler: Wer auch im Winter mit dem Rad unterwegs ist, braucht einen Helm, der Schutz auch vor kalten Temperaturen bietet. Abus hat mit dem „Scraper 3.0 ERA“ (99,95 Euro) einen Hartschalenhelm im Angebot, der dank eines speziellen Winter-Kits auch bei Frost und Schnee problemlos getragen werden kann. Sogenannte Vent Covers verschließen die Lüftungsschlitze und lassen unliebsame kalte Luft draußen. Eine anclipbare, wärmend gepolsterte Ohrenpartie schützt Ohren und Nacken vor Kälte. Im Sommer sorgt das Lüftungssystem für den entsprechenden Tragekomfort. Optisch ist der Helm an einen BMX-Helm angelehnt.
Warm durch den Winter 
Der „Scraper 3.0 ERA“ ist dank eines speziellen Winter-Kits auch bei Frost und Schnee problemlos und bequem zu tragen.
Warm durch den Winter
Der „Scraper 3.0 ERA“ ist dank eines speziellen Winter-Kits auch bei Frost und Schnee problemlos und bequem zu tragen.
  • Für Kinder gilt: Sicherheit geht vor! Sobald die mobile Karriere auf dem Laufrad, im Kindersitz oder im Anhänger beginnt, gehört der Helm auf den Kopf. Dazu müssen die Produkte kindgerecht, komfortabel und sicher sein. Doch auch das Design spielt für Kinder eine Rolle. Sicherheits-Features wie ein abgeflachter Hinterkopfbereich und ein tiefgezogener Nacken- und Schläfenbereich – so wie beim „Anuky 2.0“ von Abus (39,95 Euro) oder dem „Little Nutty Mips“ von Nutcase (79,90 Euro) – machen den Kleinen einfach Spaß am Kopfschutz.
  • Für Mountainbiker: Der Schutz des Nacken- und Schläfenbereichs ist für Mountainbiker besonders wichtig. Dazu sollte der Helm über ein sehr gutes Belüftungssystem sowie eine effektive Stoßabsorption verfügen. Ein Beispiel ist der „M2“ von 7IDP (109,95 Euro). Bei der Technologie kommt ein Dual-Density-Schaum zum Einsatz, der Stöße besonders gut ableiten soll und so bei Stürzen auf Steine oder Geröll hohe Sicherheit verspricht. Als zusätzliches Highlight ist ein Boa-Verschlusssystem verbaut, das eine passgenaue Einstellung ermöglicht.
Rundum-Schutz 
Der feste Kinnbügel soll bei einem Sturz am Berg auch das Gesicht des Downhill-Fahrers schützen
Rundum-Schutz
Der feste Kinnbügel soll bei einem Sturz am Berg auch das Gesicht des Downhill-Fahrers schützen
  • Für Downhill-Racer: Wer nur rasant im Gelände bergab fährt, greift zum Full-Face-Helm. Die speziell für den Downhill-Spaß konzipierten Helme mit festem Kinnbügel schützen auch das Gesicht. Trotz ihres robusten Aussehens und hoher Schutzwirkung können die Helme äußerst leicht sein. Ein Beispiel ist die Helmserie „D4 Carbon“ von Troy Lee Designs (ab 499 Euro). Die Carbon-Helme kommen auf ein Gewicht von ca. 1.000 Gramm. Als zusätzlicher Schutz ist eine MIPS-Einlage integriert, die rotierende Kräfte beim Aufprall minimiert.
  • Rennradfahrer legen Wert auf gute Belüftung und hohen Tragekomfort. Speziell auf längeren Touren mit schweißtreibenden Aufstiegen und rasanten Abfahrten ist es wichtig, dass der Helm über ein ausgeklügeltes Belüftungssystem mit Luft-Ein- und -Auslässen verfügt. Sicherheitsspezialist Abus bietet mit dem „Viantor Quin“ einen smarten Helm im Einsteigerbereich an (149,95 Euro). Der Helm verfügt zusätzlich über einen integrierten Beschleunigungssensor, der Stürze erkennt. Einen Unglücksfall meldet das System an vorher hinterlegte Notrufnummern, die dann entsprechende Hilfe einleiten können.
  • Für Triathleten steht Aerodynamik im Mittelpunkt. Stromlinienförmige Helme mit einem langen Kammschwanz erfreuen sich aufgrund ihrer windschnittigen Form großer Beliebtheit. Abus hat mit dem neuen „GameChanger TRI“ (399,95 Euro) das System nochmals verbessert: Ein kürzerer Kammschwanz soll Kopfbewegungen, z. B. auf langen Fahrten oder bei Anstiegen, besser kompensieren. Große Luftöffnungen ermöglichen eine bessere Belüftung, was auf sonnigen Strecken ein Vorteil sein kann. Durch einen Magnetverschluss lässt sich der Helm zudem schnell öffnen.
Aus dem Windkanal 
Bei den Triathleten geht es auf der Rad-Etappe um Sekunden - und eine aerodynamisch günstige Form. So kann der Helm im Rennen schon einmal zum "Gamechanger" werden.
Aus dem Windkanal
Bei den Triathleten geht es auf der Rad-Etappe um Sekunden – und eine aerodynamisch günstige Form. So kann der Helm im Rennen schon einmal zum „Gamechanger“ werden.

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