Einer Umfrage der Wirtschaftsberatung Deloitte zufolge sind zwei Drittel der E-Autofahrer offen für dynamische Ladestromtarife an öffentlichen Ladesäulen. 11 Prozent würden derartige Modelle zur Stromnachfragesteuerung sogar „sehr gut gefallen“. Ein Viertel steht ihnen neutral gegen über, ergab die Befragung von 626 derzeitigen und potenziellen Nutzer von Elektroautos im August und September 2023.

Insbesondere umweltbewusste und flexible E-Autofahrer, die knapp die Hälfte der Nutzergruppen ausmachen, zeigten sich für eine dynamische Preis gestaltung an öffentlichen Ladesäulen mit Zustimmungswerten von 73 Prozent besonders aufgeschlossen. „Energiewendebefürworter“ und für „Neues aufgeschlossene Nutzer“ akzeptierten auch größere Preisschwankungen um bis zu 20 Prozent. Preisbewusstere und pragmatischere Elektromobilisten möchten die preislichen Abweichungen nach oben und unten auf maximal 10 Prozent begrenzt sehen. So sehen es im Durchschnitt 44 Prozent aller Befragten. Eine klare Definition von Preisober- und -untergrenzen ist darüber hinaus für fast ein Drittel von „großer Bedeutung“, ergab die Studie.

Schwankende Energiepreise
An Tankstellen schwanken die Kraftstoffpreise heute schon um bis zu 10 Cent pro Liter. Ähnliches könnte demnächst auch an den Ladesäulen von Elektroautos passieren -ohne dass dort große Preistafeln stehen. Foto: depositphotos.com/de/  
Schwankende Energiepreise
An Tankstellen schwanken die Kraftstoffpreise heute schon um bis zu 10 Cent pro Liter. Ähnliches könnte demnächst auch an den Ladesäulen von Elektroautos passieren -ohne dass dort große Preistafeln stehen. Foto: depositphotos.com/de/       

Für eine hohe Akzeptanz öffentlicher Lademöglichkeiten entscheidend sind der Deloitte-Erhebung zufolge die Kosten und Komfortfragen wie Ladegeschwindigkeit, Verfügbarkeit und Komplexität des Zugangs zum Ladepunkt. Wichtig ist zudem, ob die App in Echtzeit anzeigt, ob eine Ladesäule verfügbar ist. Als sinnvollste Hebel für die dynamische Tarifgestaltung ergeben sich daraus die Ladegeschwindigkeit und der Ladezeitpunkt. Dem stimmten je 23 Prozent der Befragten zu. Die Akzeptanz dynamischer Tarife sei demnach besonders hoch, wenn sie E-Autofahrern „einen direkten Mehrwert bieten oder von ihnen selbst beeinflusst werden können“, zeigte die Studie.

„Attraktives Geschäftsmodell“

Dynamische Tarifmodelle sind weit mehr als nur ein „attraktives Geschäftsmodell für deren Anbieter“, schlussfolgert Amadeus Petzke, Partner und Strategieexperte bei Deloitte, aus den Studienergebnissen. Denn sie bieten bei kundenorientierter Ausgestaltung Fahrern von Elektroautos überzeugende Möglichkeiten zur Kosteneinsparung und einen besseren Zugang zu knappen Ladekapazitäten. Als bei der Umsetzung zu berücksichtigende Kundenbedürfnisse kristallisierten sich in der Erhebung Transparenz, Einfachheit und Berechenbarkeit heraus.

In Kooperation mit dem Branchendienst energate.

Mit Blick auf den schnellen und umfangreichen Wandel im Energie- und Mobilitätsbereich und die ermittelte hohe Kundenakzeptanz plädieren die Studienautoren daher für eine schnelle Umsetzung dynamischer Preismodelle. Die Anbieter sollten dabei ihre Preismechanismen an repräsentativen Kundengruppen ausrichten und sie fortlaufend an sich änderndes Kundenverhalten anpassen.

Dynamische Tarife für bidirektionales Laden

Dynamische Tarifmodelle böten sich laut Petzke künftig auch für bidirektionales Laden an – dabei wird der in den Fahrzeugakkus gespeicherte Strom bei Bedarf zurück ins Netz gespeist. Denn auch dieses bietet neben dem zusätzlichen Nutzen für das Stromsystem (das dadurch stabilisiert werden kann) gleichzeitig finanzielle Vorteile für Fahrer von Elektroautos: Das netzdienliche Laden und die Rückeinspeisung des Stroms (der für den Fahrzeugakku mit Stress verbunden ist und möglicherweise dessen Lebensdauer verkürzt) müsste von den Netzbetreibern honoriert werden.

Laut der Deloitte-Erhebung spricht sich eine knappe Mehrheit der E-Mobilisten für bidirektionales Laden aus, ein Viertel ist weder dagegen noch dafür. Die geringe Ablehnungshaltung spiegelt sich auch in der potenziellen Annahme eines solchen Angebots wider: Zwei Drittel würden es nutzen wollen. Wenn sie bereits mit dynamischen Ladestromtarifen vertraut sind, gestaltet sich eine Implementierung für bidirektionale Ladevorgänge umso einfacher, lautet das Fazit der Deloitte-Analysten.

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