Eines der ersten Passagierflugzeuge mit Wasserstoff-elektrischem Antrieb ist in der kommenden Woche auf der „AERO 2022„, der internationalen Flugzeugmesse in Friedrichshafen (27. bis 30. April), zu bestaunen. Die viersitzige „HY4“, konstruiert und entwickelt von fünf Ingenieuren des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Stuttgart, stellte vor wenigen Tagen einen Höhenrekord auf: Auf der Überführung von Stuttgart nach Friedrichshafen erreichte die futuristische Propeller-Maschine der H2FLY GmbH eine Flughöhe von 7.230 Fuß oder 2204 Metern – höher hinauf schaffte es bislang noch kein Elektro-Flieger mit einer Brennstoffzelle als Antrieb.

Der futuristische Doppelrumpf-Flieger „HY4“ hat seit seinem Jungfernflug im September 2016 rund um Stuttgart bereits über 90 Starts und Landungen erfolgreich absolviert und dabei seine Praxistauglichkeit bewiesen. Der 124 Kilometer lange Flug von Stuttgart nach Friedrichshafen war aber der erste über eine längere Strecke. Und auch der verlief problemlos, so dass H2FLY-Gründer und CEO Josef Kallo zuversichtlich für die weitere Entwicklung des Brennstoffzellen-Antriebs ist. Ziel ist die Entwicklung eines 40-sitzigen Regionalflugzeugs mit Wasserstoff-elektrischem Antrieb mit einer Reichweite von bis zu 2000 Kilometern. Dafür will die Deutsche Aircraft aus Oberpfaffenhofen bei München bis zum Jahr 2025 eine zweimotorige Dornier 328 entsprechend umbauen.

Zwei Rümpfe, ein Motor 
Der futuristische Wasserstoff-Flieger setzt sich aus zwei Rümpfen eines Elektroseglers von Pipistrel zusammen, die über die Tragfläche miteinander verbunden sind. Der 120 kW starke Propellerantrieb sitzt mittendrin, bis zu drei Passagiere in den vollverglasten Kanzeln zu beiden Seiten davon. Foto: H2FLY
Zwei Rümpfe, ein Motor
Der futuristische Wasserstoff-Flieger setzt sich aus zwei Rümpfen eines Elektroseglers von Pipistrel zusammen, die über die Tragfläche miteinander verbunden sind. Der 120 kW starke Propellerantrieb sitzt mittendrin, bis zu drei Passagiere in den vollverglasten Kanzeln zu beiden Seiten davon. Foto: H2FLY

Die einmotorige HY4 ist insofern nur ein Technologieträger und Versuchsflugzeug. An der Entwicklung des umweltfreundlichen und klimaverträglichen Antriebsstrangs waren neben den Wissenschaftler der DLR-Ausgründung und der Universität Ulm unter anderem Spezialisten des kanadischen Brennstoffzellen-Herstellers Cummins, des slownischen Flugzeugbauers Pipistrel sowie des deutschen Luftfahrtzulieferer Diehl Aerospace beteiligt.

Antriebsleistung von 120 kW

Der Elektro-Antrieb besteht aus mehreren Brennstoffzellen, zwei Wasserstofftanks mit einem Fassungsvermögen von sieben Kilo sowie Hochleistungsbatterien. Brennstoffzellen wandeln den mitgeführten Wasserstoff und Luftsauerstoff in Wasser und elektrische Energie um. Damit wird der Elektromotor mit einer Leistung von 120 kW (163 PS) angetrieben. Je nach Geschwindigkeit, Flughöhe und Zuladung sind damit Reichweiten zwischen 750 und 1500 Kilometer möglich – bei einer Spitzengeschwindigkeit von 200 km/h und einer Reisegeschwindigkeit von 165 km/h.

Für das geplante Regionalflugzeug peilt H2FLY-Gründer Kallo eine Antriebsleistung von bis zu 1,5 Megawatt (2039 PS). Es liegt also noch eine Menge Arbeit vor den Ingenieuren. Zudem muss bis 2025 an den Flughäfen noch eine Tankinfrastruktur für gasförmigen Wasserstoff aufgebaut werden. Und das könnte das größere Problem sein.

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