So kann der Ioniq 5 auf längeren Fahrstrecken keine Ladestopps einplanen. Das führt teilweise zu absurden Hinweisen. Wenn das System merkt, dass die Akkuladung nicht für die komplette Strecke ausreicht, wird der Fahrer aufgefordert, vor dem Start bitte aufzuladen – selbst dann, wenn die Batterie schon komplett geladen ist.

Noch etwas verfrüht
Kurioserweise zeigt der Ioniq 5 dabei auch Tesla-Staionen an, obwohl diese noch keine anderen Hersteller akzeptieren

Auf Knopfdruck zeigt das Navi immerhin die in der Nähe verfügbaren Ladestationen an. Diese lassen sich nach Anbieter und Ladeleistung sowie Nähe zu aktueller Position, Zielort und Cursorposition auf der Karte filtern. Kurioserweise schlägt das Navi sogar Tesla-Stationen vor. Dabei sind diese – vorerst – noch gar nicht für andere Autohersteller freigegeben. Zudem werden auch solche Ladestationen als HPC-Lader angezeigt, die nur über eine Leistung von 50 kW verfügen. Dabei soll das High-Power-Charging (HPC) eigentlich Ladeleistungen von bis zu 350 kW ermöglichen.

Maximale Ladeleistung bei Test nicht erreicht

Auf unserer Testfahrt tanken wir an HPC-Ladern von Ionity, Aral, Shell und EnBW Strom. Dabei erscheint uns der Ioniq 5 wie eine Wundertüte, die jedes Mal mit einer anderen Ladekurve überrascht.

Die maximale Ladeleistung von 220 Kilowatt erreichen wir nie. An einer Ladesäule von Shell können wir mit bis zu 175 kW in 15 Minuten eine Kapazität von 40 Kilowattstunden nachladen. Das entspricht fast 200 Kilometern Reichweite und ist ein sehr guter Wert. Selbst beim Ladeniveau von 80 Prozent beträgt die Leistung noch 147 kW, um dann allerdings wenige Sekunden später auf 3 bis 4 kW einzubrechen.

Keine Vorkonditionierung der Batterie möglich

Laut Hyundai lässt sich der Ladezustand der Batterie in 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent der Kapazität erhöhen. Das entspräche einer Durchschnitts-Ladeleistung von mehr als 170 kW. Doch bei den Schnellladern von Ionity, Aral oder EnBW steigt die Ladeleistung trotz einer Ladespannung von mehr als 700 Volt nicht über 150 Kilowatt, obwohl sich kein anderes Elektroauto die Leistung der Station mit dem Ioniq teilen muss. Damit dauern die Ladevorgänge entsprechend länger.

Zudem dauert es eine gewisse Zeit, bis das Batterieheizsystem den Akku zum Schnellladen vorgewärmt hat. Eine Vorkonditionierung während der Fahrt ist nicht möglich. Das Heizsystem ist zudem erst in den drei höheren Ausstattungspaketen vorhanden, während die Wärmepumpe nur in den beiden teuersten Paketen Techniq und Uniq integriert ist.

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Auf Anfrage teilte Hyundai mit, dass die 220 kW in der Praxis durchaus erreicht werden könnten. „Der Ladezustand der Batterie sollte vor Beginn der Ladung bestenfalls bei rund 10 Prozent liegen. Darüber hinaus ist es ratsam, die Ladung nach einer längeren Autobahnfahrt vorzunehmen, da dann die für die volle 220-kW-Schnellladung notwendige Batterietemperatur gegeben ist“, hieß es. Außerdem sei bei niedrigen Außentemperaturen die Ladeleistung der Ladesäulen niedriger. Doch besonders kalt (10 bis 15 Grad Celsius) war es während des Tests bei den Ladevorgängen eigentlich nicht.

Dennoch kann Hyundai mit anderen Elektroautos gut mithalten, auch wenn uns der Besitzer eines Porsche Taycans stolz seine Ladeleistung von 267 kW vorführt. Zudem lädt der Ioniq 5 normalerweise auch jenseits der 80 Prozent Akkukapazität noch recht flott mit mehr als 60 kW. Daher kann es sich lohnen, bei einer Ladepause noch einige Minuten für zusätzliche Reichweite zu verweilen.

230-Volt-Adapter nur bei teuerster Ausstattung

Einige weitere interessante Funktionen sind den teuren Ausstattungspaketen vorbehalten. So ist der 230-Volt-Adapter für die Ladebuchse nur im Uniq-Paket erhältlich, das 11.850 Euro kostet. Mithilfe dieses Adapters lässt sich beispielsweise ein anderes Elektroauto oder ein E-Bike aufladen sowie ein elektrisches Gerät mit bis zu 3,6 kW betreiben. Das funktioniert bei unserem Test gut. Allerdings rät Hyundai in der Bedienungsanleitung davon ab, leistungsintensive Haushaltsgeräte wie Klimaanlage, Waschmaschine oder Trockner anzuschließen.

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Eine weitere 230-Volt-Steckdose findet sich unter der Rücksitzbank. Diese gibt es bereits im Techniq-Paket, das zusätzliche 8.500 Euro kostet. Um eine ungewollte Entladung des Akkus zu verhindern, lässt sich bei der Nutzung von V2L (Vehicle to load) die Restkapazität im Infotainmentsystem zwischen 20 und 80 Prozent einstellen.

Totwinkelassistent mit Monitor

Eine sehr sinnvolle Funktion nicht nur für Lkw-Fahrer ist der sogenannte aktive Totwinkelassistent mit Monitoranzeige: Beim Betätigen des Blinkers wird im Kombidisplay die Aufnahme der Außenspiegelkamera eingeblendet. Das ist sehr hilfreich beim Rechtsabbiegen in der Stadt oder beim Spurwechsel auf der Autobahn. Die Funktion ist im Uniq-Paket sowie im Park-Paket enthalten. Letzteres lässt sich für 1.200 Euro zu den Paketen Dynamiq und Techniq hinzubuchen.

Mit Spiegelglas und Kamera
Unterhalb der Außenspiegel überwachen beim Hyundai Ioniq Kameras die Toten Winkel rund um das Auto.

Das Park-Paket verfügt zudem über eine Rundumsicht, die beim Einparken sehr hilfreich ist. Die Notbremsfunktion soll Kollisionen beim Rangieren verhindern.

Solardach liefert wenig Strom

Über Sinn und Zweck des Solardachs, das sich für zusätzliche 1.500 Euro zum Uniq-Paket hinzubuchen lässt, kann man hingegen streiten. Mit einer Peakleistung von 205 Watt soll man laut Hyundai bis zu 2.000 km Reichweite im Jahr gewinnen können. Unser Testwagen hat in den drei Monaten seit der Zulassung allerdings insgesamt nur 19 kWh erzeugt. Das reicht gerade einmal für 100 Kilometer.

Für den Preis von 1.500 Euro ließe sich theoretisch eine Reichweite von 20.000 bis 25.000 km laden. Daher müsste der Ioniq 5 schon sehr lange in der Sonne stehen, damit sich das Geld für das Solardach amortisiert.

Verbrauch von über 20 kWh auf 100 km

Wie nicht anders zu erwarten war, lag der tatsächliche Verbrauch auf unserer Testfahrt deutlich höher als von Hyundai nach WLTP angegeben. Bei Geschwindigkeiten um die 120 bis 130 km/h auf der Autobahn verbrauchte der Ioniq 5 etwas mehr als 20 Kilowatt pro 100 Kilometer. Das ergibt realistische Reichweiten von rund 330 bis 370 Kilometer. Bei der Version mit Heckantrieb dürften es einige Kilometer mehr sein.

Mit der kombinierten Leistung von 225 kW (305 PS) ist der Allradantrieb nicht gerade übermotorisiert. Dennoch soll der Ioniq 5 bei einem Drehmoment von 605 Nm in 5,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen. Am langsamsten kommt die Variante mit kleinem Akku und Heckantrieb vom Fleck. Mit einer Motorleistung von 125 kW (170 PS) schafft sie es in 8,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h.

Komfortable Innenausstattung

Da alle Varianten erst bei 185 km/h abgeregelt werden, ist ein flottes Fortkommen auf der Autobahn durchaus möglich. Dabei steigt der Verbrauch allerdings in den Bereich von 40 kWh pro 100 km. Angesichts der hohen Ladegeschwindigkeit und der inzwischen stark gestiegenen Dichte an Schnellladern entlang deutscher Autobahnen ist der Ioniq 5 aber voll langstreckentauglich.

Das gilt auch für die komfortable Innenausstattung. Zwar ist Ioniq 5 etwa zehn Zentimeter kürzer als das Model Y, jedoch fünf Zentimer länger als ein ID.4. Allerdings übertrifft der Ioniq 5 mit seinem exakt drei Meter langen Radstand die VW-Konkurrenz um mehr als 20 Zentimeter. Aus diesem Grund lassen sich die Rücksitze in der Uniq-Version sogar elektrisch vor und zurück bewegen, wenn für zusätzlich 1.100 Euro das Relax-Paket geordert wurde. Dieses Paket umfasst zusätzlich Fahrer- und Beifahrersitze mit Relax- und Memory-Funktion sowie Außenspiegel mit Memory-Funktion.

Mittelkonsole verschiebbar

Ungewöhnlich für ein Elektroauto ist zudem die Möglichkeit, die Mittelkonsole um bis zu 14 Zentimeter zu verschieben. Das macht den Innenraum zwar etwas variabler, sollte aber kein Grund sein, sich deshalb für die beiden teureren Ausstattungsvarianten zu entscheiden. Zumal die Mittelkonsole nur über USB-Buchsen verfügt, mit denen das Handy geladen werden kann.

Hier lässt es sich aushalten
Jede Menge Bein-, Knie- und Kopffreiheit genießen auch die Passagiere im Innenraum des Hyundai Ioniq 5.

Eine Verbindung mit Apple Car oder Android Auto ist nur über eine weitere USB-Buchse unterhalb der Klimasteuerung möglich, die nicht gut zu erreichen ist. Zwar lassen sich die Audio- und Telefonfunktionen über Bluetooth einbinden, nicht jedoch Apple Car und Android Auto. Deren Einbindung funktioniert jedoch problemlos, was auch für die Wechsel zwischen Smartphone-Apps und Infotainment gilt.

Reisetauglicher Stauraum

Die Nutzung des Infotainmentsystems ist per Lenkradtasten, Touchdisplay und Sprachsteuerung möglich. Dabei funktioniert die Spracherkennung unterschiedlich gut. Im Menüpunkt EV zeigt das System spezielle Funktionen für den Elektrobetrieb an. Dazu zählt der aktuelle Stromverbrauch verschiedener Systeme wie Akkupflege, Elektronik, Klimaanlage und Fahrbetrieb.

Durchaus reisetauglich ist der Stauraum des Ioniq 5. Das Kofferraumvolumen beträgt 527 Liter, mit umgeklappten Rücksitzen fast 1.600 Liter. Unter der Kofferraumabdeckung gibt es noch zusätzlichen Platz, beispielsweise für Ladekabel. Auch unter dem Motorraum gibt es noch ein wenig Stauraum. Mit 24 Litern Volumen ist dieser „Trunk“ bei der Allradversion aber recht klein, bei der Variante mit Heckmotor ist das Fach mit 57 Litern mehr als doppelt so groß.

Und das Fazit? Das ziehen wir im dritten Teil.

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2 Kommentare

  1. Manfred

    Sie werden viel Spaß haben. Ist ein wirklich schönes Auto. Das einzige was nervt ist der Spurhalteassistent. Den kann man am Lenkrad auf der rechten Seite am Lenkrad leicht ausschalten. Auch das Navi nebst Telefon betreibt man einfacher über das Handy; versteht einen wesentlich besser. Reichweite von 300 km/h sind drin; bei Tempo 180 km/h vielleicht 50 km weniger.

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  2. Jürgen Baumann

    Mein IONIQ 5 RWD soll im April 22 kommen. Hoffe es klappt. Dann kann ich gleich mal das Fahrzeug auf der Langstrecke testen. Soll für eine erste Reise von Zürich nach Lissabon gehen. Später dann gerne auch mal ans Nordkapp. Planen der Strecke geht besser am heimischen Rechner, denn leider ist noch keiner so weit wie Tesla. Das muss man neidlos anerkennen.

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