Chic war er schon immer, der i-Pace von Jaguar. Und obendrein der „weltweit erste vollelektrische SUV“, wie der britische Hersteller behauptet. Nun ja – wenn man das Model X von Tesla als Van klassifiziert. Ohne Zweifel war es aber der einzige SUV mit einer eigenen Rennserie: In der i-Pace eTrophy lieferten sich seit 2018 zehn Fahrer aus aller Welt im Beiprogramm der Form E jeweils 25 Minuten lang mehr oder minder spannende Rennen.
Jaguar gab die Rennserie die Möglichkeit, die Antriebstechnik unter härtesten Bedingungen zu erproben und gleichzeitig weiterzuentwickeln. Und natürlich war die i-Pace eTrophy ein erstklassiges Marketinginstrument.
Trotzdem blieben die Verkaufszahlen des allradgetriebenen Vollstromers (Basispreis: 77.300 Euro) hinter den Erwartungen der Briten zurück, wie ein Zulieferer des i-Pace aus den USA vor einigen Monaten durchscheinen ließ: Seit der Markteinführung im Herbst 2018 wurden bei Magna in Steyr nur etwa 25.000 Exemplare des Modells produziert. Angeblich, so die Aussage des Achslieferanten, wollte Jaguar ursprünglich doppelt so viele Autos absetzen. Zum Vergleich: Vom Model X setzte Tesla im bisher besten Jahr 2018 über 49.500 Fahrzeuge ab – trotz eines deutlich höheren Einstiegspreises von knapp 90.000 Euro.
Ein Handicap des Jaguar i-Pace war von Anfang an die geringe Ladeleistung des Elektroautos bei Wechselstrom: Mehr als 7 Kilowatt (kW) waren nicht drin. Und oft waren es zumindest hierzulande noch weniger: Wegen der deutschen Schieflastverordnung durfte an vielen privaten Ladestationen der Strom nur einphasig und mithin nur mit 4,6 kW geladen werden. Um die 90 Kilowattstunden (kWh) große Batterie zu laden, braucht es an einer privaten Wallbox mithin mehr als zehn Stunde, an einer normalen Haushaltssteckdose über 30 Stunden. Deutlich schneller ging es an Schnellladestation: Dort konnte Gleichstrom mit 100 kW gezapft werden.
AC-Laden nun mit bis zu 11 Kilowatt
Jaguar hat jetzt reagiert: Ab sofort wird der i-Pace serienmäßig mit einem 11 kW-Bordladegerät, was Kunden in Deutschland das dreiphasige Laden an einer entsprechenden Wallbox ermöglicht und deutlich kürzere Ladezeiten beschert: Pro Stunden können hier in einer Stunde nunmehr 53 Kilometer Reichweite geladen werden. Auch in Märkten, wo nur ein einphasiges Laden erlaubt ist, bringt der neue Onboard-Lader Verbesserungen: Pro Stunde Ladezeit vergrößert sich die Reichweite hier um 35 Kilometer.
Und auch an anderen Stellen wird der i-Pace zum Modelljahr 2021 weiter optimiert. So erhält der E-Jaguar (nicht zu verwechseln mit dem Jaguar E) ein neues Infotainment-System namens Pivi Pro, das deutlich benutzerfreundlicher und reaktionsschneller sein soll. Obendrein können nun Software-Updates „over the air“, über Funk aufgespielt werden. Das weiterentwickelte Navigationssystem arbeitet nun mit selbstlernenden Algorithmen, um die Zielführung zu beschleunigen und die Nutzung des öffentlichen Ladenetzwerks zu vereinfachen: Der Fahrer erhält Informationen, welche Ladesäulen verfügbar sind, was ihn der Strom dort kostet – und wie lange der i-Pace am Ladekabel hängt.
Verbessert wurde auch die Sensorik, um das Rangieren mit dem Fahrzeug zu verbessern: Ein aufwändiges Kamerasystem überträgt jetzt Bilder auf Wunsch auf den Innenspiegel. Und es gibt einen Luftfilter, der das Eindringen selbst ultrafeine Partikel in den Innenraum verhindert – in Zeiten von Corona ist das für viele Kaufinteressenten sicherlich ein interessanteres Feature als die Erweiterung der Farbpalette um einen neuen Grauton.
Bis zu 470 Kilometer Reichweite
An der Reichweite des 293 Kilowatt (kW) starken und bis zu 200 km/h schnellen Elektroautos ändert sich hingegen nichts: Bis zu 470 Kilometer soll man inzwischen mit einer Akkuladung bei zurückhaltender Fahrweise kommen.
Zu Beginn der Serienproduktion der Serienproduktion war die Reichweite nach dem Verbrauchszyklus WLTP noch um 20 Kilometer geringer. Aber die Datenflut, die Jaguar bei den Rennen der eTrophy sammelte, war es möglich, die Software für das Batterie-Management-System zu optimieren und im Dezember vergangenen Jahres einen größeren Teil der Batterie-(Brutto-)Kapazität für den Fahrbetrieb freizugeben.
Doch die Möglichkeiten, aus der eTrophy weiteren „Honig“ für die Perfektionierung des Antriebs zu ziehen, scheinen erschöpft. Jaguar hat sich jedenfalls entschieden, die Rennserie zum Ende der Saison auslaufen zu lassen und sich auf die Boliden der Formula E und des Teams von Panasonic Jaguar Racing zu konzentrieren.