Einen Neuwagen von Jaguar? Gibt es derzeit nicht. Auf der Website des britischen Unternehmens werden aktuell nur noch Gebrauchtwagen angeboten. Zu zum Teil spektakulären Preisen. Den vollelektrischen Jaguar i-Pace EV400 etwa gibt es dort schon für unter 30.000 Euro. Es handelt sich um drei Jahre alte Leasing-Rückläufer, zum Teil mit Vollausstattung und mit zwischen 45.000 und 60.000 Kilometern auf dem Tacho. Neu wurden sie seinerzeit für über 90.000 Euro angeboten. Nun werden die letzten Exemplare des „Auto des Jahres 2019“ in einer Art Schlussverkauf verramscht: Alles muss raus.
Denn Ende kommenden Jahres will Jaguar-Chef Rawdon Glover einen kompletten Neustart hinlegen. Als reiner Elektroauto-Hersteller und direkter Konkurrent von Tesla. Die Produktion der Verbrenner-Modelle XE, XF und F-Type in Großbritannien wurde bereits im Sommer gestoppt. Und bei Magna-Steyr in Graz ist die Produktion des i-Pace kürzlich still und leise ausgelaufen – das in die Jahre gekommene Elektro-SUV hatte sich zuletzt nur noch sporadisch verkauft. Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) weist für Deutschland im Oktober nur noch drei Neuzulassungen des Modells aus.
Wieder Fahrt aufnehmen will Jaguar erst wieder Ende 2025 – mit einem komplett neuen Markenauftritt ohne Raubkatze sowie einem viertürigen, fünf Meter langen und 575 PS (735 kW) starken Elektro-GT. Der über 100.000 Euro teure Luxusstromer soll mit einer Akkuladung über 700 Kilometer zurücklegen können und maximal 15 Minuten benötigen, um den Ladestand von 10 auf 80 Prozent anzuheben, verriet Glover im Sommer in einem Interview.
Schwieriger zu verkaufen aber dürfte das neue Corporate Design – bei der Vorstellung im Internet gab es bereits heftige Reaktionen darauf. Glover gibt sich – noch – unerschrocken: „Um eine weltweit so bekannte Marke zurückzubringen, mussten wir furchtlos sein. Jaguar war immer dann am besten, wenn es darum ging, Konventionen herauszufordern.“
Präsentation des neuen GT auf der „Art Week“ Miami
Weitere Details werden am 2. Dezember verraten – bei der offiziellen Weltpremiere eines seriennahen Designstudie auf der Miami Art Week. Für das neue Modell hat Jaguar die Jaguar Electric Architecture (JEA) entwickelt. Sie zeichnet sich durch einen langen Radstand und ein 800-Volt-Bordnetz für hohe Ladeleistungen aus. Die Plattform wird zu einem späteren Zeitpunkt auch ein großer Elektro-SUV sowie eine große Limousine in der Größe eines Bentley Flying Spur nutzen, wollen britische Medien erfahren haben.
Der GT steht aber auch für eine neue mutige Designsprache, die Jaguar künftig auszeichnen soll – mit den Traditionen wird auch hier radikal gebrochen. Bei dem Prototypen, der gerade auf dem Testgelände von Jaguar in Solihull seine ersten Kilometer abspult, ist davon allerdings noch nichts zu sehen: Das langgestreckte Fahrzeug dreht seine Runden noch im Tarnkleid.