Skodas Citigo ist nach unseren Erfahrungen schon als Benziner ein smartes Kasterl mit seinen nur 3,60 Metern Außenlänge und einem Wendekreis von hübsch handlichen 9,80 Metern. Also Parkplatzkönig (da werden die stets anwesenden SUV-Kohorten immer neidisch) und mit seinen zackigen Reaktionen ein ideales Fluchtauto. Einer von diesen neuen Minis, die drinnen so unverschämt geräumig sind, dass sie in beiden Sitzreihen auch für 1,95-Meter-Menschen (der Autor) passen und ganz hinten dank 250 Liter Ladevolumen noch Platz für den großen Wochenendeinkauf oder einen mindestens mittelgroßen Schäferhund hätten. Mit umgelegten Rücksitzlehnen bieten sich für Aktionen wie Ich-fahr-mal-schnell-zu-IKEA sogar 923 Liter an.
Im Ernst, der rundum freundlich und unaufgeregt gestylte, viersitzige Skoda passt in jede Familie. Zumal er einem, was Verbrauch und sonstige Kosten betrifft, nicht gleich die Haare vom Kopf frisst. Und jetzt kommt er uns sogar als vollelektrisches Modell e iV („innovativ Vehicle“), was ihn unter anderem zum süßen Shuttle für „Fridays for Future“-Demos qualifizieren würde, falls Ihre Kids entsprechende Ambitionen haben. Soll mit seiner Lithium-Ionen-Batterie (36,8 Kilowattstunden, kWh), die sich mit nur 30 Zentimetern Höhe unauffällig im Unterboden versteckt, 260 Kilometer weit kommen. Nahezu geräuschlos natürlich, wenn wir mal vom Fahrtwind und dem Schmirgeln der Reifen absehen.
Angriffslustige Preise
Den Stromer, der übrigens im slowakischen Skoda-Werk Bratislava gebaut wird, gibt es ab 20.950 Euro, und da können Sie natürlich noch die geltenden Förderungssummen abziehen, die in seinem Fall bald von 4000 auf 6000 Euro klettern. Leasen lässt sich Skodas neuer Stromer übrigens auch. Aktuell kriegen Sie ihn für sehr schlanke 145 Euro pro Monat für 36 Monate bei einer Jahresfahrleistung von 10.000 Kilometer. Ziemlich verlockendes, weil wirklich günstiges Angebot.
Seine Erkennungszeichen? Der skoda-typische Kühlergrill ist hier in Wagenfarbe lackiert, auch die Frontstoßstange ist etwas spezieller. Generell inklusive sind Nebelscheinwerfer und LED-Tagfahrlicht, die silberfarbenen, 16 Zoll großen Aluräder gibt es für 730 Extra-Euro, die Citigo e iV-Basisversion Ambition hat nämlich nur schnöde Stahlfüße. Drinnen sehen wir generell ein verfeinertes Armaturenbrett, zur Standardausstattung zählen elektrische Fensterheber, die Climatronic, das Radio „Swing“ und die smarte Smartphone-Dockingstation Move&Fun.
Mit der gleichnamigen App kann unser Mobiltelefon zum Beispiel als zusätzliche Anzeige für Fahrzeugdaten, zur netten musikalischen Streamerei oder als Navi (Google Maps und so) genutzt werden. Über die App ist auch die Klimaanlage per Fernzugriff erreichbar, ideal zum Vorheizen (jetzt im Winter) oder Vorkühlen, praktischerweise wenn der Kleine noch am häuslichen Ladekabel hängt. Logo, sie zeigt uns auch den Ladezustand des Akkus. Und als aufpassende Fahrerhilfe hat der Citigo e iV nicht nur den City-Notbremsassistenten, sondern auch einen wachsamen Spurhalter, der sich natürlich auch abschalten lässt.
In der 1400 Euro teueren Style-Ausstattung offeriert das Autochen für die kuschlige Stimmung eine Ambientebeleuchtung am Armaturenbrett, elektrisch verstell-/beheizbare Außenspiegel, schwarz-coole Aluräder, ein Multifunktionslederlenkrad (das mit Knöpfchen für alles Mögliche) und höhenverstellbare Vordersitze (Stoffbezüge). Ein „Funktionspaket 1“ addiert dazu den Multimediahalter, den Mini-Mülleimer und sinnige Netzhalter im Kofferraum. Gegen zusätzliche 390 Euro gibt es ein „Komfortpaket“ mit beheizbaren Vordersitzen, vier Lautsprechern extra und Einparkpiepsern hinten, die man nicht braucht, weil der Tscheche wunderbar übersichtlich ist. Und „Komfort Plus“ für 740 Euro bietet Angenehmes wie eine Frontscheibenheizung, Licht- und Regensensoren oder das Abbiegelicht für die Nebelscheinwerfer. Wer will, bekommt gegen Aufpreis auch einen verstellbaren Kofferraumboden, den Tempomaten und tarnendes Sunset-Glas für die hinteren Scheiben.
Genug Ampel-Prestige
Genug erzählt, rein in den Flitzer. Dank seiner großen Türen ist der Einstieg bequem, und die für ein Auto dieser Klasse großflächigen Vordersitze, die selbst unsereins bis zu den Schultern reichen, gefallen erst recht. Okay, kurzer Dreh am Zündschlüssel (der zündet nix, hat aber die gängige Form), los geht’s. Oha, trotz seiner 1238 Kilo Lebendgewicht geht der frontgetriebene Kurze ab wie die sprichwörtliche Katze von Schmidts. Null bis Tempo 60 ohne quietschende Reifen in glaubhaften 4,9 Sekunden, unsere Nebenleute in den schwereren Kutschen wirkten an den Ampeln jedenfalls ziemlich überrascht. Und wenn Sie es wissen wollen: Bis Tempo Hundert dauert’s laut Skoda 12,3 Sekunden, und die künstlich begrenzte Höchstgeschwindigkeit liegt bei 130 km/h.
Auch okay, aber rasen können die anderen, zumal die Stärken des Citigo, das wird schnell klar, eben mehr in der City und deren direkter Umgebung liegen (sagt ja schon der Name). Dort kann sich der Kleine schließlich per in vier Stufen einstellbarer Rekuperation mit jeder (hier natürlich häufigeren) Ausrollerei ein bisschen Energie zurückholen. Funktioniert easy: Fahrstufen-Wählhebel nach links für die Stufen eins bis drei oder in Position „B“ zur Stufe vier. Bei den letzteren leuchtet dann auch das Bremslicht, da bremst der Wagen schön kalkulierbar bis zum Stand. Kennen die E-Profis. Welche Stufe nehmen? Geschmacksache oder einfach nach Sparlaune, wir waren meist mit 2 und 3 unterwegs.
Als Belohnung für unsere insgesamt relaxte Fahrweise erfreute uns die Momentanverbrauchsanzeige mit Werten zwischen 12 und 14 kWh pro 100 Kilometer. Außerhalb der City waren es auch mal bis 16 kWh. Skoda verspricht einen Durchschnittsverbrauch von 12,8 kWh, das ist also nicht weit weg vom wahren Leben. Wobei wir die meiste Zeit im normalen Eco-Modus unterwegs waren, denn der beim Stromverbrauch noch mehr knausernde Eco+-Modus — maximal 40 statt 60 kW Leistung, weniger Heizungsleistung — war uns bei fast winterlichen Temperaturen um 9 Grad schlicht zu ungemütlich.
In der Stadt oder auf einer kurvenreichen Landstraße zeigt der Citigo auch mal gern, was so ein verdammt tiefer Schwerpunkt (richtig, die 248 Kilo schwere Batterie zwischen den Achsen im Wagenboden) so alles bewirkt. Fegt bei Bedarf wie ein Irrwisch um die Ecken, liegt satt auf der Piste wie ein Großer. „Gute Querdynamik“, heißt das im Deutsch der Fahrwerksprofis.
Und beim abschließenden Einparken erfreut uns wieder diese nette Übersichtlichkeit, weil eben der Heckabschluss so gut im Blick ist. Einverstanden, für halssteifere ältere Semester ist das natürlich etwas schwieriger (Psst, im Bruder VW e up gibt es dafür sogar eine Rückfahrkamera). Aber selbst Jüngere, die zum Beispiel von einem Diesel umsteigen, werden nach einer längeren Tour merken, dass sie gerade ziemlich entspannt sind, weil es unterwegs so ungewohnt ruhig war. Kein Dröhnen und Piepen in den Ohren. Nichts. Wind-, Abroll- und Antriebsgeräusche gehen im Citigo e iV gefühlt gegen Null. Und auch die penible Verarbeitungsqualität des Autos muss noch schnell gelobt werden, aber da spielt Skoda ja mittlerweile ohnehin ganz vorn mit. Dagegen wirken die angekündigten, von uns schon öfter erwähnten Start up-Elektroautos eGo Life und Sono Sion plötzlich wie unausgereifte Bastelmodelle. Zumal sie preislich kaum mithalten können.
Schnellladen kostet extra
Wie es mit dem Aufladen des Stromers aussieht? An der normalen Haushaltssteckdose (2,3 kW) dauert Vollladen laut Skoda bis zu 12,5 Stunden, das zieht sich. Mit einer AC-Wallbox geht das mit mit 7,2 kW in gut vier Stunden, bis der Akku zu 80 Prozent gefüllt ist. Und an einer DC-Schnellladesäule steht dieser Citigo rund eine Stunde (80 Prozent), denn mehr als 40 kW kann er nicht ziehen. Da könnte die Kaffeepause auf der Autobahn auch ein ausführliches Picknick werden oder wir spielen mit den Kids noch drei Runden „Mensch ärgere Dich nicht“. Apropos: Für die Möglichkeit per CCS schnellen Gleichstrom laden zu können, verlangt Skoda in der Basisausstattung Ambition happige 590 Euro Aufpreis, die Style-Version hat das inklusive.
Bliebe noch zu erwähnen, dass der Citigo-Fahrer nach einem Rechenexempel von Skoda mit vier Euro pro 100 Kilometer über die Runden kommen soll, wenn er das Auto nur zu Hause lädt. Bei einem Durchschnittstarif von 30 Cent pro Kilowattstunde. Klingt natürlich supergut, müsste man mal testen, dafür war unsere erste Bekanntschaft zu kurz. Nach noch etwas grober Hochrechnung sollte der Kleine mit einer Batterieladung aber locker zwischen 160 und gut 200 Kilometer weit kommen, je nach Fahrstil, Temperatur, dem Einsatz der Klimaanlage und so weiter. „Ich bin mit dem Auto in Berlin rund 300 Kilometer elektrisch gefahren“, schwört uns ein Skoda-Techniker. Klar die City ist sein Terrain (Rekuperation!).
Skodas Deutschland-Geschäftsführer Frank Jürgens ist jedenfalls schon ganz glücklich, weil der Citigo e iV offenbar auf großes Interesse stößt: „Der Vorverkauf läuft sehr gut!“ Das Modell werde in der kleinen Baureihe garantiert „einen relevanten Verkaufsanteil“ holen. Konkrete Zahlen möchte er auf Nachfrage aber dennoch nicht nennen, die gäbe Skoda nicht raus. Schade eigentlich.
Ob wir den elektrischen Citigo empfehlen würden? Klares Ja. Nur, wie schon gesagt, seine optisch etwas unterschiedlichen, aber sonst fast baugleichen Brüder heißen VW e-up (ab 21.975 Euro) und Seat Mii electric (20.659 Euro), da fällt Entscheidung schwer, zumal die Ausstattungen nicht ganz identisch sind. Der VW ist aus Prinzip einen Tick teurer, uns gefällt eben gerade der Skoda, zumal der diese typischen Simply-Clever-Gimmicks hat. Den coolen Getränkehalter oder die Netzabtrennungen und praktischen Taschenhaken im Kofferraum. Wann der schon bestellbare Citigo e iV bei den deutschen Skoda-Händlern ist? Rechnen Sie mal mit Januar.