Etwa 45 Minuten wartet im Schnitt ein Taxi am „Droschkenstand“ vor dem Bahnhof, ehe er einen neuen Fahrgast aufnimmt. Die Zeit nutzt der Fahrer, um mit den Kollegen zu klönen oder sich mit einem Kaffee zu stärken. Sein Auto, derzeit meist noch mit einem Dieselmotor betrieben, steht in der Zeit meist nutzlos herum – wenn es in der Warteschlange nicht gerade um eine Position nach vorne bewegt wird.

Die Zeit könnte auch sinnvoller genutzt werden. Erst recht, wenn das Taxi über einen Elektroantrieb verfügt. Zum Laden des Akkus beispielsweise. Aber der Aufbau von Ladesäulen am Straßenrand braucht Zeit und Geld. Auch fehlt es in Großstädten oft an Platz zum Aufbau von Ladesäulen. Und das Hantieren mit dem Ladekabel macht den meisten Taxifahrern ganz bestimmt keinen Spaß. Das induktive, kabellose und elektromagnetische Laden des Akkus über einen Luftspalt hinweg weist da einen Ausweg aus der Misere.

Taxispur vor dem Kölner Hauptbahnhof 
Im Schnitt 45 Minuten warten Droschken auf einen Fahrgast - da bleibt viel Zeit zum Laden des Akkus. Fotos: Dennis Hagemann
Taxispur vor dem Kölner Hauptbahnhof
Im Schnitt 45 Minuten warten Droschken auf einen Fahrgast – da bleibt viel Zeit zum Laden des Akkus. Fotos: Dennis Hagemann

In Köln wird jetzt in einem bundesweit einzigartigen Pilotprojekt ausprobiert, wie alltagstauglich die Technik schon ist. Am Taxistand vor dem Hauptbahnhof wurden dazu sechs 1,5 Quadratmeter große Ladeplatten hintereinander in den Boden versenkt. Genutzt werden sollen sie vorerst bis zum Oktober von fünf Elektro-Taxen des britisch-chinesischen Herstellers LEVC, die von zwei Unternehmen des Kölner Taxiruf beschafft und von dem Spezialunternehmen Intis aus Lathen im Emsland für das induktive Laden umgerüstet wurden – normalerweise wird das Elektroauto mit einer Reichweite von 150 Kilometern ganz konventionell über einen Ladestecker mit Strom versorgt.

Ladestrom gibt es vorerst kostenlos

Das Bundeswirtschaftsministerium fördert das Taxi-Lade-Konzept („Talako“) für den öffentlichen Raum mit zwei Millionen Euro. Der Energieversorger RheinEnergie stellt für den Versuch den Strom kostenlos zur Verfügung. Und die Stadt Köln unterstützte die Taxiunternehmen mit einem Betrag von 48.000 Euro bei der Beschaffung der immerhin 65.000 Euro teuren Elektroautos. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von der Universität Duisburg-Essen. „Wenn nur fünf Prozent aller deutschen Taxis elektrifiziert wären, könnten wir 50.000 Tonnen CO2 po Jahr einsparen“, warb Projektleiterin Heike Proff bei der Inbetriebnahme der Ladespur am Rande der Fachmesse „polisMobility“, auf der neue Mobilitätskonzepte vorgestellt wurden.

Ab in den Untergrund 
Sechs Ladeplatten von Intis wurden in den Seitenstreifen eingebaut. Sechs Taxis können hier zeitgleich induktiv laden.
Ab in den Untergrund
Sechs Ladeplatten von Intis wurden in den Seitenstreifen eingebaut. Sechs Taxis können hier zeitgleich induktiv laden.

Mithilfe der Ladeplatten im Asphalt können die Elektroautos bis zu 22 kW Strom ziehen, ohne dass dazu eine Kabel ausgerollt werden muss. Mithilfe eines Kamerasystems muss das Fahrzeug lediglich genau auf die Ladeplatte navigiert werden.

„In sechs Minuten wird genug Strom für etwa zehn Kilometer geladen“, erklärt Daniel Jaspers vom Forschungsteam. Bei der durchschnittlichen Wartezeit von 45 Minuten würde das Elektro-Taxi also 75 Kilometer Reichweite gewinnen. Pro Schicht legen die Fahrzeuge im Schnitt rund 150 Kilometer im Stadtverkehr zurück – da reichen also zwei Ladestopps am Tag. Für alle Fälle verfügen die Elektro-Taxen von der britischen Insel zudem über einen 1,5 Liter Benziner, der als Bordgenerator oder „Range Extender“ arbeitet und den Akku während der Fahrt wiederbefüllt. Damit erweitert sich der Aktionsradius des Taxis auf über 500 Kilometer.

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1 Kommentar

  1. Duesendaniel

    Endlich geht meine Heimatstadt mal mit etwas voran. Von diesem Projekt habe ich schon vor Jahren gelesen, jetzt scheint es ja tatsächlich umgesetzt zu werden.
    Ich hoffe sehr, dass dieser Versuch von den Fahrern angenommen wird, denn hier haben wir einen echten Hebel bei der CO2-Einsparung. Nicht nur im Fahrbetrieb, sondern auch im Stand, wenn im Winter zum Heizen einfach hemmungslos der Motor laufen gelassen wird. Kostet zwar 80€ Strafe, wird aber nicht geahndet und Standheizungen sind -man fasst es nicht- in Deutschland noch immer nicht Pflicht in Taxis

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