Porsche lässt am Pazifik zum automobilen Jahresende einmal mehr seine Muskeln spielen. Während andere europäische Autohersteller der einstigen Imagemesse im kalifornischen Herbst längst die kalte Schulter zeigen, sieht das bei den Zuffenhausenern völlig anders aus. Porsche präsentiert auf seiner Lieblingsmesse mit dem Taycan GTS nicht nur eine weitere Variante der erfolgreichen neuen Elektro-Baureihe, sondern zeigt mit dem 500 PS starken und 315 km/h schnellen 718 Cayman GT4 RS auch, wozu Motorenentwickler der alten Schule fähig sind, wenn sie sich nicht um CO2-Flottengrenzwerte scheren müssen.

Die meisten anderen Autohersteller aus Europa lassen Kalifornien in diesem Jahr links liegen. Neben Porsche ist hier nur LandRover präsent. Das lässt viel Raum beispielsweise für den Hyundai-Konzern, der mit seinen beiden Volumenmarken Hyundai und Kia auf der L.A.-Messe selbstbewusster denn je vertreten ist. Eine echte Schau ist dabei der Hyundai Seven, ein sehenswerter Luxuscrossover, der zeigt, wohin die Koreaner in den nächsten Jahren wollen – ins Premiumsegment.

Hyundai SEVEN
Das luxuriöse SUV von 5,30 Metern Länge soll in Jahren die Ioniq-Familie krönen und zunächst mit über 600, später vielleicht sogar über 1 000 Kilometern Reichweite Lust auf lange Reisen mit einem Elektroauto machen. Foto: Hyundai

„Der Seven demonstriert unsere kreative Vision und die progressive technische Entwicklung für die Zukunft der elektrifizierten Mobilität“, sagt Jose Munoz, CEO von Hyundai Motor North America. „Sein innovativer Innenraum, der umweltfreundliche Antriebsstrang und die herausragenden Sicherheits- und Komfortfunktionen zeigen, wie großartig die Zukunft für die Kunden von SUV bei Hyundai wird.“

Hyundai SEVEN mit 350 kW-Charger

Der deutlich über fünf Meter lange Crossover basiert auf der hauseigenen Electric-Global Modular Platform, einer speziellen BEV-Architektur und macht wie schon der kleinere Ioniq 5 mit einem wohnlichen Innenraum und markanten LED-Leuchteneinheiten auf sich aufmerksam. Durch den 350-kW-Charger kann der Luxus-SUV sein Akkupaket in 20 Minuten von 10 auf 80 Prozent nachladen – bis zu einer maximalen Reichweite von knapp 500 Kilometern.

KIA EV9
Das Konzeptauto kommt ohne B-Säule aus, was den Zutritt zum Innenraum erleichtert, die Maßnahmen zum Insassenschutz allerdings erschwert. Der Innenraum des vollelektrischen Kastenwagens lässt sich mit drehbaren Sitzen variabel gestalten. Foto: Kia 

Eine Spur zu ähnlich sieht es mit dem Kia EV9 aus. Der EV9 ist ein Zwillingsmodell des Hyundai Seven und so mag man darüber grübeln, wieso ein Konzern das vermeintliche Schwesterfahrzeug auf die gleiche Messe nur ein paar hundert Meter weiter zeigt. Der Kia EV9 wirkt noch gefälliger als der Ausblick auf den Ioniq 7 und ist dabei deutlich realitätsnäher.

Vinfast ab Ende 2022 auch in Europa

Chefdesigner Karim Habib: „Wir haben unsere Absichten klar formuliert – ein weltweit führender Anbieter von nachhaltigen Mobilitätslösungen zu werden – und sind heute stolz darauf, der Welt unsere Elektro-SUV-Studie zu zeigen. Sie verbindet einen hochentwickelten emissionsfreien Antrieb mit einem topaktuellen Außendesign und einem zeitgemäßen, auf innovativer Technik basierenden Innenraum.“

Vinfast e35
In Vietnam sollen die Auslieferungen des vollelektrischen SUV noch in diesme Jahr beginnen. Der Export nach Europa startet Ende 2022. Der e35 soll unter anderem dem BMW iX3 Konkurrenz machen, mit einer 90 kWh-Batterie und 500 Kilometern Reichweite.

Auch andere Asiaten spielen in L.A. groß auf. Vor allem der vietnamesische Hersteller Vinfast mit dem neuen deutschen CEO Michael Lohscheller. Der darf auf der Autoshow nicht nur die beiden neuen elektrischen SUV-Modelle VF e36 und VF e35 vorstellen, sondern gleich noch die Gründung der US-Zentrale in Los Angeles verkünden. „Unsere Zukunft ist elektrisch und mit den beiden neuen SUV werden wir im vierten Quartal 2022 auch nach Deutschland kommen“, bestätigt der ehemalige Opel-CEO.

Fisker Ocean – eine schier endlose Geschichte

Bereits eine große Nummer in den USA ist Subaru. Und so überrascht es nicht, dass der Messestand der Allrad-Japaner der bei weitem größte auf der amerikanischen Leistungsschau ist. Erstmals zu sehen: der Subaru Solterra als Zwillingsmodell der elektrischen Toyota bZ4X, der ebenfalls erstmals in der Millionenmetropole am Pazifik zu bestaunen ist. Nissan glänzt in Downtown Los Angeles mit dem Elektro-Crossover des Ariya – das Schwestermodell des neuen Renault Mégane E-TECH wird in Europa von vielen schon sehnsüchtig erwartet.

Fisker Ocean
Der Crossover soll ab November kommenden Jahres bei Magna Steyr in Graz produziert werden. Foto: Grundhoff

Viel Geduld brauchen auch die Fans des Fisker Ocean. Zum wiederholten Male zeigte Henrik Fisker in L.A. die Serienversion seines Elektro-SUV. Immerhin steht jetzt fest, dass die Produktion des 4,64 Meter lamgen Crossover im November kommenden Jahres bei MagnaSteyr in Graz anlaufen soll. Genannt wird eine Antriebsleistung von 400 kW, eine elektrische Reichweite von rund 480 Kilometer und ein Einstiegspreis von etwa 42.000 Euro.

Ford F-150 Lightning: Ein echter Gamechanger?

Da sieht es mit dem elektrischen Ford F-150 Lightning schon besser aus. Er könnte in den USA auch mit seiner Möglichkeit zum bidirektionalen Laden zu einem echten Gamechanger werden. Mit mehr als 150.000 Vorbestellungen nährt das meistverkaufte US-Auto der vergangenen vier Jahrzehnten die Hoffnung, dass die große Antriebswende nun auch außerhalb Kalifornierens Fahrt aufnehmen wird. Die Produktion des elektrischen Pick-up hat bereits im September in Dearborne begonnen – der Verkauf beginnt im kommenden Frühjahr. Als Basispreis sind 40.000 Dollar, umgerechnet etwa 35.000 Euro genannt.

Ford F-150 Lightning
Ab Frühjahr 2022 soll der vollelektrische Pick-up zu Preisen ab 40.000 Dollar, mit einer Reichweite zwischen 370 und 480 Kilometern sowie mit der Fähigkeit zum bidirektionalen Laden in Nordamerika Menschen für die Elektromobilität begeistern.
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