Lotus hat viel vor – wieder einmal. Doch nach zahllosen Versuchen, zu einer sportlichen Edelmarke der Neuzeit zu werden, machen die Chinesen nunmehr Ernst. Nach dem Power-SUV Eletre wirkt der Taycan-Konkurrent Lotus Emeya, aus Wuhan in alle Welt exportiert, noch stimmiger.

Das gilt nicht allein für die Technik des 5,14 Meter langen Viertürer-Coupés, sondern auch für sein Design. Die Formen, von Wund und Designabteilung gleichermaßen schwungvoll geformt, sind emotional, sportlich und auch irgendwie anders – auffällig, ohne wirklich aufzufallen. Schon das dürfte so manchem Interessenten in dieser elitären Fahrzeugklasse gefallen.

450 kW reichen völlig aus

Das gilt aber mehr denn je für den Antrieb. Denn hier bieten die drei Versionen Emeya, Emeya S und Emeya R mit bis zu 667 kW oder 905 PS Antriebsleistung genau das, was die meisten Sportwagenfans von einem Lotus der Neuzeit erwarten dürften. Der einstige Colin-Chapman-Slogan, ein Auto so leicht und drahtig wie nur möglich zu machen, ist bei den Elektrokunden ohnehin vergessen.

Flott nicht nur beim Ampelstart
Aus dem Stand geht es in 4,2 Sekunden auf Tempo 100. Auf der Autobahn sind standesgemäß 256 km/h Spitze drin.
Flott nicht nur beim Ampelstart
Aus dem Stand geht es in 4,2 Sekunden auf Tempo 100. Auf der Autobahn sind standesgemäß 256 km/h Spitze drin.

Für viele dürfte die mittlere Emeya-Version mit 450 kW oder 603 PS Leistung und einem maximalen Drehmoment von 710 Nm genau die rechte Wahl sein. Denn mit seinem Leergewicht von knapp 2,5 Tonnen will der elektrische Allradler auch standesgemäß bewegt werden. Das ist mit der S-Version allemal möglich und so kommt hinter dem Steuer kein ernsthafter Wunsch auf, sich für die deutlich kraftvollere R-Variante mit 675 kW (905 PS) Antriebsleistung und 985 Newtonmeter Drehmoment zu entscheiden.

2,5 Tonnen Gewicht lasten schwer

Aus dem Stand geht es mehr als sportlich in 4,2 Sekunden auf Tempo 100 und Lotus erspart seinen Kunden die Peinlichkeit, auf der linken Autobahnspur von deutlich schwächeren Fahrzeugen übertrumpft zu werden. So darf der Viertürer standesgemäße 256 km/h Spitze laufen. Für gute Verzögerungswerte sorgt eine Bremsanlage mit 412 mm großen Scheiben vorn und 397 mm hinten. Das Bremsgefühl ist solide – besser leider nicht. Wie so oft bei Elektromodellen.

Große Klappe 
Der Lotus Emeya ist nicht nur sportlich, sondern auch durchaus praktisch. In den Laderaum passen bei voller Bestuhlung immerhin 426 Liter. Bei umgelegter Rücksitzbank sind es sogar 1.388 Liter. Das ist allemal groß genug für eine Ferienreise.
Große Klappe
Der Lotus Emeya ist nicht nur sportlich, sondern auch durchaus praktisch. In den Laderaum passen bei voller Bestuhlung immerhin 426 Liter. Bei umgelegter Rücksitzbank sind es sogar 1.388 Liter. Das ist allemal groß genug für eine Ferienreise.

Die breite Spur und die stattlichen 22-Zöller mit 265er-Pneus vorn und breiten 305er Walzen hinten sorgen dafür, dass der Emeya auch bei schneller Gangart stets ebenso souverän wie entspannt unterwegs ist und die variable Luftfeder für den nötigen Komfort sorgt. Noch entspannter wird es mit dem optionalen „Dynamic Handling“-Paket mit Wankstabilisierung.

Das Leergewicht von 2,5 Tonnen ist mehr als stattlich und trotz der üppigen Motorleistung ist es nicht nur auf kurvigen Landstraßen zu spüren. Doch der Schub der mehr als 700 Nm aus jedem Geschwindigkeitsbereich ist imposant. Es tröstet einen ebenso über eine wohl sinnvolle Weight-Watchers-Kur hinweg wie der niedrige Schwerpunkt des Batteriepakets.

Über 500 Kilometer Reichweite

Das garantiert mit seiner Kapazität von 102 kWh nicht nur Reichweiten von über 550 Kilometern, sondern auch jenen niedrigen Schwerpunkt, mit dem der Emeya so viel Laune macht, wie nur wenige andere Elektroautos aktuell auf den internationalen Märkten. Dabei ist die Lenkung sehr direkt und bei höheren Geschwindigkeiten unabhängig vom etwas überfrachteten Lenkrad etwas zu spitz für ein Fahrzeug dieser Größe und dieses Gewichts. Hier will der Lotus seine historisch fast vergessenen Chapman-Gene in die elektrische Neuzeit holen.

Nur das Nötigste
Die Instrumentierung ist sparsam. Das Digitaldisplay hinter dem Lenkrad ist nur ein schmaler Informationsschacht. Es genügt, da die meisten Informationen auf dem 15,1-Zoll-Touchscreen und dem Head-Up-Display eingeblendet werden.
Nur das Nötigste
Die Instrumentierung ist sparsam. Das Digitaldisplay hinter dem Lenkrad ist nur ein schmaler Informationsschacht. Es genügt, da die meisten Informationen auf dem 15,1-Zoll-Touchscreen und dem Head-Up-Display eingeblendet werden.

Doch so direkt muss die Lenkung gerade um die Mittellage nicht ansprechen – die 1,46 Meter flache Coupélimousine ist auch so sportlich genug. Und bei einem Elektrofahrzeug neuester Bauart wichtiger denn je: Es ist nicht nur auf der Straße schneller denn je. Denn während einige Konkurrenten (abseits von Audi Etron GT, Porsche Taycan oder Lucid Air) noch mit der Ladegeschwindigkeit hadern, schöpft der mindestens 126.950 Euro teure Emeya S aus dem Vollen. An einem Hypercharger erstarkt das Akkupaket dank einer maximalen Ladeleistung von 350 Kilowatt in weniger als 20 Minuten von zehn auf 80 Prozent. An 400kW-Ladesäulen soll der Ladevorgang sogar schon nach nicht einmal einer Viertelstunde beendet sein.

Lotus einmal lautlos

Nicht allein wegen des 3,07 Meter langen Radstandes ist das Platzangebot im Lotus Emeya S stattlich. Nicht ganz so opulent wie im Lucid Air, doch auch nicht so beengt wie im Porsche Taycan oder einem Mercedes EQS – hier lässt es sich gerade zu viert mit dem Executive Paket vortrefflich reisen. Dabei ist der Laderaum mit einem Volumen von 426 bis 1.388 Litern nicht riesig, aber allemal groß genug für eine Ferienreise. Auch weil unter der vorderen Haube mit 31 Litern praktisches Gepäckvolumen für das Ladegeschirr ist.

Die Instrumentierung ist sparsam. Das Digitaldisplay hinter dem Lenkrad ist kaum mehr als ein schmaler Informationsschacht mit stattlicher Breite. Es genügt aber, da die meisten Zustände auf dem zentralen 15,1-Zoll-Touchscreen und dem 51 Zoll großen Head-Up-Display eingeblendet werden. Auch der Beifahrer kann sich über ein 12,6 Zoll großes Display freuen, auf dem sich zum Beispiel Entertainment-Informationen widerspiegeln. Noch mehr Spaß macht es jedoch, aus den Scheiben zu spähen und bei hohen Tempi das niedrige Geräuschniveau zu genießen. Auch etwas Neues in einem Lotus.

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