Der Ladepark auf dem Gelände der Raststätte Bad Camberg Ost ist ein Hotspot der Elektromobilität. An sechs Hyperchargern von Alpitronic mit zwölf Ladepunkten können hier Reisende, die mit einem Elektroauto auf der Autobahn 3 in Richtung Norden unterwegs sind, mit bis zu 300 kW Gleichstrom ziehen. Und das Angebot wird intensiv wahrgenommen: Nach dem Ladepark-Report von Elvah flossen hier im vergangenen Jahr insgesamt 718 Megawattstunden in die Akkus von Elektroautos. Die Station war damit die zweiterfolgreichste in ganz Hessen und zählte auch bundesweit zu den Standorten mit der besten Auslastung.

Betrieben wurde der Ladepark in Bad Camberg zunächst vom Energieversorger EnBW unter der eigenen Marke Mobility plus. Doch vor kurzem wurde die Anlage „umgeflaggt“, wurden die sechs Ladesäulen neu foliert. Seitdem prangt dort der Schriftzug „mblty“. Dahinter verbirgt sich der neue E-Mobilitätsdienstleister der privaten Autobahn Tank & Rast Gruppe aus Bonn. Das Tochterunternehmen war im vergangenen Dezember aus der Taufe gehoben worden, um sowohl als Ladepunktbetreiber (Charge Point Operator, kurz: CPO) als auch als „Electro Mobility Provider“ (EMP) das Reise mit Elektrofahrzeugen „durch integrierte Angebote einfacher und komfortabler“ zu machen, wie es damals hieß.

Autohof Lederhose  
Die Autobahn Tank & Rast Gruppe hat in den Neubau in Thüringen mit vier Ladepunkten für Elektroautos insgesamt mehr als 1,5 Millionen Euro investiert. Der Rechtsstreit mit Fastned legt der Ladetochter des Unternehmens hier keine Fesseln an. Foto: Tank & Rast
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Die Autobahn Tank & Rast Gruppe hat in den Neubau in Thüringen mit vier Ladepunkten für Elektroautos insgesamt mehr als 1,5 Millionen Euro investiert. Der Rechtsstreit mit Fastned legt der Ladetochter des Unternehmens hier keine Fesseln an. Foto: Tank & Rast

Aktuell betreibt „mblty“ (ausgesprochen: Mobility, die Vokalbuchstaben hat das Marketing weggelassen) an bundesweit sechs Raststätten Ladestationen unter eigenem Namen. Neben der an der Raststätte Camberg Ost eine weitere mit acht 300-kW-Ladepunkten am Standort Werratal Süd (A4) sowie jeweils zehn Ladepunkte an den Raststätten Kraichgau Nord und Süd an der A6 bei Sinsheim. Zwei weitere Stationen auf Raststätten (Hegau West an der A81 und Illertal West an der A7) kamen in der vergangenen Woche (19. Februar) hinzu.

Kein Strategiewechsel bei EnBW

Beide Ladestationen waren zuvor ebenfalls von der EnBW betrieben worden. Unter welchen Bedingungen die Übernahme der lukrativen Standorte vonstatten ging, mochten beide Unternehmen auf Anfrage nicht verraten. Eine EnBW-Sprecherin betonte allerdings, dass das Unternehmen auch weiterhin mit Schnellladestationen an den Bundesautobahnen vertreten sein werde und sich nicht komplett zurückziehe. Im Gegenteil: In Kürze werde man weitere Ladestationen in Ostdeutschland eröffnen. „Dort gibt es noch einige kleine weiße Flecken.“

Neue Optik am alten Platz
An der Technik hat sich nichts geändert. Aber der Hypower Charger an der Raststätte Kraichgau trägt nun das mblty-Logo. Foto: mblty
Neue Optik am alten Platz
An der Technik hat sich nichts geändert. Aber der Hypower Charger an der Raststätte Kraichgau trägt nun das mblty-Logo. Foto: mblty

Im Laufe des Jahres soll auch das „mblty“-Netz weiter wachsen, wie, wann und wo, verrät Tank & Rast noch nicht. Ein Unternehmenssprecher räumte allerdings ein, dass man eigentlich schon weiter sein wollte. Allerdings bremsen die Klagen von Fastned vor dem EuGH in Luxemburg die Expansion.

Rechtsstreit bremst die Expansion von mblty

Der niederländische Ladenetzbetreiber hatte 2022 – zunächst noch gemeinsam mit Tesla und vor dem OLG in Düsseldorf – dagegen geklagt, dass die deutsche Autobahn GmbH des Bundes die Konzessionsverträge der Raststättenbetreiber Tank & Rast sowie Ostdeutsche Autobahntankstellen ohne Ausschreibung um das Ladesäulen-Geschäft erweitert hatte. Somit würde die de-facto-Monopolstellung an den Autobahnraststätten von Tank & Rast auch beim Thema Schnellladen aufrechterhalten, beklagt Fastned.

Noch in Blau-Gelb-Weiß 
Der Ladepark an der Raststätte Camberg West noch im alten Corporate Design von EnBW und mobility+. Foto: Rother
Noch in Blau-Gelb-Weiß
Der Ladepark an der Raststätte Camberg Ost noch im alten Corporate Design von EnBW und mobility+. Foto: Rother

Aufgrund des immer noch schwebenden Rechtsstreits dürfen derzeit die bestehenden Ladestationen entlang der Autobahnen nicht ausgebaut oder technisch verbessert werden. Die Folge: Obwohl E.On eine Reihe alter Triple-Lader inzwischen durch neue Highpower-Charger ersetzt hat, die Gleichstrom mit bis zu 300 kW abgeben könnten, müssen sie auf 50 kW gedrosselt bleiben. Wann der Rechtsstreit beendet sein wird, steht in den Sternen: Am EuGH In Luxemburg wurde der zuständige Richter kürzlich abgelöst.

Mit Mblty-App wird Strom günstiger

Fahrer von Elektroautos tun allerdings gut daran, sich schon jetzt auf die veränderten Bedingungen und den neuen Betreiber vieler Ladeparks einzustellen – und die mblty-App auf ihr Smartphone herunterzuladen. Den nur dann kommen sie in Bad Camberg und den übrigen Standorten der Tank & Rast-Tochter in den Genuss der neuen Konditionen. Mblty berechnet für die Kilowattstunde Gleichstrom 59 Cent – Kunden von EnBW zahlen im Ladetarif S (ohne Monatsgebühr) von mobility+ nun 30 Cent mehr. Auch in Bad Camberg – weil die Station nun von einer anderen Gesellschaft betrieben wird.

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