Der nächste AMG-Superstar kann seine Verwandtschaft zum Mercedes EQXX nicht verheimlichen. Die elegante Karosserie mit den fließenden Formen, dem langen Radstand und vor allem dem markanten Heck des Vision AMG erinnert an den Reichweiten-König. Möglichst viele Kilometer mit einer Batterieladung abzuspulen, wird bei dem Hypercar der Affalterbacher Mercedes-Tuner nicht ganz oben auf der Agenda stehen. „Das Auto wird mehr Leistung haben als alles, was wir aktuell haben“, macht Mercedes-Chefdesigner Gorden Wagener klar. Zur Erinnerung: Das Hybrid-Showcar „Project One“, das Mercedes-Benz 2017 auf der IAA in Frankfurt vorstellte, sollte mehr als 735 kW (1000 PS) Leistung haben – durch die Kombination eines Verbrennungsmotors mit einem Elektroantrieb.

2025 könnte Auto auf die Straße kommen

„Wenn wir so etwas zeigen, dann wird es auch kommen“, ergänzt Wagener lächelnd. Also gibt die Studie Vision AMG nun einen Ausblick auf den elektrischen Übersportler, der voraussichtlich 2025/26 auf die Straße kommen soll. Die Basis für den Elektro-Kraftprotz bildet die neue AMG.EA Plattform, die die Affalterbacher Ingenieure aktuell entwickeln. Ab 2025 soll sie eine von insgesamt drei neuen Mercedes-Architekturen für Elektroautos sein.

Gran Turismo für die Generation E
Der "Vision AMG" zitiert Elemente des klassischen Sportwagenbaus bei Mercedes. Die wichtigste Rolle spielt aber die Aerodynamik.
Gran Turismo für die Generation E
Der „Vision AMG“ zitiert Elemente des klassischen Sportwagenbaus bei Mercedes. Die wichtigste Rolle spielt aber die Aerodynamik.

Angetrieben werden soll die elektro-Flunder von Axialflussmotoren. Die kommen vom britischen Unternehmen „Yasa“, das sich auf diese Antriebe spezialisiert hat – AMG hat das Unternehmen im Sommer vergangenen Jahres übernommen. Bei diesen E-Maschinen handelt es sich um eine besondere Bauform von Permanent erregten Synchronmaschinen (PSM). Anders als bei den gebräuchlichen Radialflussmotoren bestehen Axialflussmotoren aus mehreren Rotor- und Stator-Scheiben, die im Wechsel auf einer Achse sitzen. Der magnetische Fluss verläuft dabei parallel zur Drehachse, darum die Bezeichnung Axialflussmotor. Sie sind kompakt, laufen sehr ruhig und generieren ein hohes Drehmoment ohne eine ausgeprägte Wärmeentwicklung. Das passt alles in die elektrische Zukunft der Mercedes-Sportdivision. „AMG erfindet sich neu“, sagt Chef Philipp Schiemer.

Viertüren im klassischen GT-Stil

So revolutionär der Antrieb, so konventionell die Formensprache: Ein kurzer Überhang vorne, eine weit vorne sitzende, stark geneigte Frontscheibe und die betont breiten Schultern hinten verleihen dem Sportler einen dynamischen Auftritt im klassischen Stil.

„Ich liebe ausgestellte Kotflügel. Wie bei den Le-Mans-Rennwagen“, sagt Mercedes-Chefdesigner Gorden Wagener. Aerodynamik spielt natürlich eine Rolle: Der „Greenhouse“ genannte Fahrgastabteil des Hypersportlers fügt sich in das elegante Erscheinungsbild ein. Die Dachlinie verjüngt sich und geht direkt in den Heckspoiler über. Dieser aerodynamische Kniff, der für Anpressdruck sorgt, ist ein Klassiker, wenn es um das Entwickeln von Sportwagen geht.

Fake-Pipes 
Was aussieht wie eine sechsflutige Auspuffanlage, sind die Rückleuchten des visionären Sportwagens. Lärm macht hier nichts mehr.
Fake-Pipes
Was aussieht wie eine sechsflutige Auspuffanlage, sind die Rückleuchten des visionären Sportwagens. Lärm macht hier nichts mehr. Fotos: Mercedes-Benz

Der Vision AMG ist deutlich flacher als der Mercedes EQS. Dennoch lässt die Studie vermuten, dass es sich bei der Serienversion um einen viertürigen Sportler handelt, der den Reise- und Platzkomfort eines Gran Turismo bieten soll. Um das umzusetzen, haben die Ingenieure einen speziellen Unterboden gestaltet, der der Batterie, die sich zwischen den beiden Achsen befindet, beherbergt, ohne den Raum der Passagiere im Innenraum allzu sehr einzuschränken.

Sechs Auspuffrohre – als Rücklichter

Vorne blicken zweimal drei LED-Elemente in Form eines Sterns selbstbewusst in die Welt. Allerdings werden die es wohl so nicht in die Serie schaffen. Grund sind gesetzliche Vorgaben. Also wird es auf klassische Scheinwerfer hinauslaufen, die aber diese Signatur haben werden. Die beiden horizontal verlaufenden Leuchtbänder der Front sind sogar erlaubt, so lange der Abstand nicht größer als 7,5 Zentimeter ist.

Ganz ohne Krawall geht es aber auch bei diesem visionären AMG nicht. Zumindest optisch. Hinten liefern die sechs angedeuteten Auspuffrohre zusammen mit dem darunterliegenden Diffusor den angemessenen Abschluss. Allerdings stellen die illuminierten Röhren die Rücklichter dar – Lärm und Abgase werden nicht mehr aus ihnen strömen.

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