Vor zwei Wochen bestätigte Mini, dass es zum Abschluss der aktuellen Generation eine limitierte Serie von elektrischen Cabriolets geben werden. Die 999 Fahrzeuge zum stattlichen Preis von 60.000 Euro werden schnell ausverkauft sein, denn Mini ist anders – und die Fans der Marke ebenfalls. Der BMW-Ableger aus Oxford hat in den vergangenen Jahren so manche Irrung und Wirrung hinter sich. Mal sollte das Portfolio auf bis zu zehn Fahrzeuge ausgeweitet werden, mal bastelte man an trendigen Lofts in New York herum und träumte von 500.000 oder mehr verkauften Fahrzeugen pro Jahr.

Die Realität sah zumeist etwas anders aus und von den Träumen, den BMW-Ableger nach Smart-Vorbild zu einer kompletten Elektromarke zu machen, ist ebenfalls nicht allzu viel geblieben. Aktueller Stand: Erst zum Jahrzehntewechsel, also um das Jahr 2030, wird Mini komplett elektrisch. Dabei segelt Mini unter dem weiß-blauen Rotorblatt zukünftig nicht mehr allein, sondern mit tatkräftiger Unterstützung des chinesischen Autokonzerns Great Wall Motor (GWM).

Mini Cooper als Dreitürer 
Die Öffnung auf der Motorhaube deutet es an: Der Klassiker wird sowohl als Stromer wie auch mit einem Benziner angeboten.
Mini Cooper als Dreitürer
Die Öffnung auf der Motorhaube deutet es an: Der Klassiker wird sowohl als Stromer wie auch mit einem Benziner angeboten.

Anders als bei Smart, deren Spitze sich mittlerweile hälftig aus Daimler- und Geely-Verantwortlichen zusammensetzt, teilen sich bei Spotlight Automotive Limited, so der Name des Joint Ventures von BMW und GWM, Verantwortliche beider Unternehmen nach dem Prinzip von Gleichheit und Ausgewogenheit die Aufgaben. Great Wall Motor fungiert in erster Linie als Entwicklungs- und Produktionspartner, das Design kommt aus München. Neben der weiterhin bestehenden Fertigung in Oxford und einer neuen in Leipzig sollen zunächst zwei Modelle in Zhangjiagang gefertigt und – nach dem Vorbild des BMW iX3 – vom Hafen Shanghai aus in die ganze Welt exportiert werden.

Mini Aceman nur mit Elektroantrieb

Kernmodell bleibt der 3,86 Meter lange Mini Hatch, der zukünftig unabhängig von der Motorisierung Mini Cooper heißen wird. Es wird ihn in den Versionen E, SE und JWC geben, mit neuen Motoren und unterschiedlichen Akkugrößen. Darüber rangieren zwei Crossover: Der 4,08 Meter lange Mini Aceman und der neue Mini Countryman, der mit einer Länge von 4,43 Metern in den Spuren des BMW iX1 unterwegs sein wird – und wie der in Leipzig produziert wird. Überraschung: nur der große SUV, der zusammen mit dem Mini Cooper auf der IAA im September 2023 seine Premiere feiert, wird als Allradversion zu bekommen sein. Der kleinere Aceman bleibt ein Fronttriebler. Während Cooper und Countryman noch parallel als Verbrenner und mit Elektroantrieb angeboten werden, wird es den Aceman allein als Stromer mit Antriebsleistungen von 130 oder 160 kW geben. Die maximale Ladeleistung wird wie bei allen anderen E-Modellen 130 kW betragen.

Neustart im Herbst
Markenchefin Stefanie Wurst zusammen mit Autor Stefan Grundhoff bei der Besichtigung der noch stark getarnten Autos.

„Das Concept Aceman ermöglicht den Ausblick auf ein völlig neues Fahrzeug, das in der künftigen Modellfamilie die Position zwischen dem Cooper und dem Countryman einnimmt“, sagt Mini-Markenchefin Stefanie Wurst bei der Vorstellung der neuen, noch stark getarnten Modellpalette in München. „Dieses Konzeptfahrzeug spiegelt wider, wie Mini sich in Richtung einer vollelektrischen Zukunft neu erfindet und wofür die Marke steht: ein elektrifiziertes Gokart-Feeling, ein immersives digitales Erlebnis und ein starker Fokus auf einen minimalen ökologischen Fußabdruck.“

Kreative Raumausnutzung

Der Mini Aceman könnte zum neuen Bestseller im kleinen Portfolio werden. „Das rein elektrische Fahrzeugkonzept ermöglicht es, das Design wieder mehr auf die traditionellen Grundwerte von Mini im Sinne des Prinzips von ‚Creative Use of Space‘ zu lenken“, sagt Chefdesigner Oliver Heilmer. „Dadurch entstehen Modelle, die auf der Straße wenig Raum beanspruchen und gleichzeitig in ihrem Inneren mehr Komfort, mehr Vielseitigkeit und mehr Emotionen bieten als jemals zuvor.“

Mini Aceman
Das neue Mitglied der Mini-Familie wird ausschließlich mit Elektroantrieb angeboten, den Cooper gibt es für eine Weile noch auch als Benziner. Fotos: BMW Group

Verabschieden müssen sich die Mini-Fans beim Start der neuen Modellgeneration im Herbst von Ledersitzen. Obwohl sich die feinen Rinderhäute heute noch großer Beliebtheit erfreuen, lässt Mini seinen Kunden in dem Punkt künftig keine Wahl mehr – das Tierwohl geht vor. Man hockt künftig ausschließlich auf Kunststoff und blickt auf das chartakterstarke, aber nicht immer ergonomisch perfekte Centerdisplay in der Mitte der Armaturentafel.

„Rocketman“ fliegt aus der Planung

Bei den Antrieben des Aceman gibt es das gleiche Angebot wie bei den Elektromodellen des Mini Cooper. Die Akkupakete haben Speicherkapazitäten von 40 und 54 kWh, was Reichweiten zwischen 300 und 450 Kilometern ohne Ladestopp ermöglichen würde. Zum Vergleich: Der aktuelle Mini Electric hat einen Stromspeicher mit einer Kapazität von 32,6 kWh an Bord, der ihn im Idealfall 234 Kilometer weit trägt. Ein offenes Cooper Cabrio der neuen Generation ist ebenso gesetzt wie ein Fünftürer.

Keine Chance soll hingegen der lange Jahre diskutierte Mikro-Mini bekommen, der mit der Studie des Rocketman viel Aufmerksamkeit bekam. Und auch der Plug-in-Hybrid-Antrieb, den es heute noch im Countryman gibt, hat ausgedient. Deutlich verschlanken soll sich auch die Palette der Ausstattungsoptionen. Wie schon beim elektrischen Mini Electric gibt es künftig nur noch Ausstattungspakete und Sondermodelle. Die maximale Individualisierung der Autos brachte nur geringe Stückzahlen und mäßigen Deckungsbeiträge, heißt es. Und mit dem Mini will BMW in Zukunft eher noch mehr als weniger Geld verdienen – sonst würde die Kooperation mit GWM ja auch keinen Sinn machen.

Artikel teilen

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert