Die Urlaubszeit steht vor der Tür und die viele Familien fahren wieder mit dem eigenen Auto nach Italien, Dänemark oder zum Ferienhaus in Kroatien. Und immer mehr von ihnen sind mit einem Elektroauto unterwegs. Warum auch nicht. Reichweitenangst muss inzwischen niemand mehr haben. Denn die Zahl der Schnellladesäulen oder High Power Chargern, an denen dank Ladeleistungen von bis zu 400 Kilowatt in einer halben Stunde der Akku des Stromers wieder aufgefüllt werden kann, steigt stetig.
Nicht nur entlang der Autobahnen in Deutschland, sondern auch in den meisten Nachbarländern in Europa. In Italien sind aktuell rund 4000 Ladestationen für Elektroautos in Betrieb, auch 25 High Power Charger von Ionity. Vor allem Ewiva, das Gemeinschaftsunternehmen des Energieversorgers Enel mit dem Volkswagen-Konzern, legt sich beim Ausbau des Ladenetzes gerade mächtig ins Zeug. In Spanien ist der Energieversorger Endesa einer der großen Treiber beim Ausbau des Ladenetzes für Elektroautos. Das Unternehmen hat über das Tochterunternehmen Endesa Xway mittlerweile landesweit über 4000 violette Ladestationen installiert. An der Hälfte davon fließt der Strom wenigstens mit 50 kW.
Meist reicht die Ladekarte von daheim
Und auch in Frankreich geht es zügig voran. Allein Ionity hat dort mittlerweile über 100 Ladestationen. Zudem hat TotalEnergy sein Angebot massiv ausgebaut – das Netz an Ladestationen ist im Nachbarland fast inzwischen so dicht geknüpft wie hierzulande. In Kroatien, Tschechien und Griechenland besteht hingegen noch großer Nachholbedarf – da ist eine sorgfältige Planung der Reiseroute nötig, um nicht vor Erreichen des Urlaubsorts mit leerem Akku zu stranden.
Doch wie wird im Ausland eigentlich der Strom am Charger bezahlt? Funktioniert die heimische Ladekarte und tut es die Lade-App auf dem eigenen Smartphone?

Zusammen mit dem Volkswagen-Konzern baut der Energieversorger Enel in Italien ein Schnellladenetz für Elektroautos auf. Foto: Enel
Das gute Nachricht vorweg: Die meisten Ladekarten verrichten auch im europäischen Ausland sicher ihren Dienst – leider jedoch nicht an jeder Ladesäule und somit bei jedem Anbieter. Daher empfiehlt sich voran ein kurzer Check, wo sich die Ladesäulen an der Route befinden und wer diese betreibt. Besonders einfach ist das bei den Ladekarten der jeweiligen Autohersteller. Denn viele der Autohersteller haben die eigene Ladekarte in einen sogenannten Ladeverbund wie zum Beispiel Ionity eingebracht. Bis zum Jahre 2025 sollen es insgesamt 7.000 Ladestationen sein, an denen das Elektroauto nicht nur nachgeladen, sondern auch per App oder Ladekarte genauso wie in Deutschland bezahlt werden kann.
Vorsicht bei den Preisen
Die Preise sind abhängig von den Ladetarifen des Ladepunktbetreibers oder Mobility-Service-Providers und unterscheiden sind in den einzelnen Ländern mitunter beträchtlich. Hilfreich ist hier unter anderem die Moovility-App. Sie zeigt nicht nur den Standort der Ladesäulen und deren Verfügbarkeit an, sondern verrät auch, über welchen Anbieter der Strom für das Elektroauto am günstigsten bezogen werden kann. Auch eine direkte Bezahlung über die Wallet-Funktion ist möglich.
Per Roaming-Verträge haben die meisten Ladeanbieter, die wir aus Deutschland kennen, ihren Kunden mittlerweile auch Zugang zu den Ladestationen im Ausland verschafft. EnBW etwa betreibt im so genannten Hypernetz in 17 Ländern eigene Ladestationen. Europaweit können auf diese Weise über 400.000 Ladepunkte mit der Ladekarte oder -App der EnBW freigeschaltet werden – je nach Tarif zu Kosten zwischen 39 und 61 Eurocent pro Kilowattstunde. Einer besonderen Freischaltung für das Ausland bedarf es dabei nicht.

Unter der Marke x-Way baut der Energieversorger Endesa in Spanien sein Ladenetz auf. Die violetten Ladesäulen sind in den Städten mittlerweile nicht mehr zu übersehen. Bild: Endesa
An den Ladesäulen von Aral Pulse (in Deutschland) bzw. BP Pulse (im Ausland) lässt es sich an immer mehr Tankstellen auch Strom nachtanken. Vorteil dabei: Die meisten der blauen oder grünen Ladesäulen sind mit 300 Kilowatt nicht nur sehr schnell, sondern man kann an ihnen neben mit der „Fuel & Charge“-Karte für Gewerbekunden auch mit der ganz normalen Kreditkarte die Stromrechnung bezahlen. Und das zu Preisen, die von der jeweiligen Tankstelle festgelegt und vor dem Ladevorgang auf dem Display der Ladesäule angezeigt werden. Die Preise am 300-kW-Hypercharger liegen zumeist bei 0,79 Euro pro Kilowattstunde.
Tesla-Supercharger öffnen sich für Fremdfabrikate
Und noch ein Tipp: An immer mehr europäischen Superchargern können mittlerweile nicht nur Tesla-Modelle nachladen, sondern auch Elektroautos von Fremdfabrikaten Strom zapfen. Da diese Tesla-Ladestationen an den Hauptverkehrsadern nicht nur zahlreich, sondern auch mit einer entsprechend hohen Ladegeschwindigkeit von 250 kW ausgestattet sind, dürfte es sich der ein oder andere Langstreckenurlauber überlegen, ob die Tesla-App nicht die rechte Ergänzung zur eigenen Ladekarte sein könnte.

Das US-Unternehmen hat inzwischen vieler seiner Schnellladestationen auch für Fahrer von Fremdfabrikaten geöffnet. Foto: Tesla
Einfach die Tesla-App als Nutzer eines Fremdfabrik auf dem eigenen Smartphone installieren und die Ladesäule anfahren, wenn diese in der App oder auf der Navigationskarte als nutzbar für Fremdmarken angezeigt wird. Die Kosten sind von Ort und Zeit anhängig, liegen jedoch zumeist unter 0,70 Euro pro Kilowattstunde und damit oftmals unter denen von EnBW oder Ionity. Ein weiterer Vorteil: über die Tesla-App kann man weltweit laden und damit auch das Elektroauto betanken, wenn man einmal mit einem Elektroauto in Asien oder den USA unterwegs sein sollte.
Für alle Fälle eine zweite Ladekarte
Vor der Fahrt mit dem Elektroauto in den Urlaub muss man sich also keine Sorgen machen, ob im Ausland Ladesäulen vorhanden sind und wie abgerechnet wird. In den meisten Fällen reicht die ganz normale Lade-App oder die Ladekarte, mit der man auch im Alltag unterwegs ist. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte sich aber noch wenigstens eine zweite Ladekarte / -App sichern, um keine Überraschungen zu erleben. Dann kann der Urlaub wie gewünscht in der eigenen Einfahrt beginnen.