Der US-Elektroautohersteller Tesla hatte im Oktober als erster Ladedienstanbieter in Deutschland ein flexibles Tarifmodell eingeführt – und bessert dieses nun noch einmal nach. Bislang galt: Zwischen 22 und 6 Uhr kostete die Kilowattstunde (je nach Standort) im Supercharger-Netzwerk zwischen 45 und 56 Cent pro Kilowattstunde (kWh), tagsüber zwischen 46 und 74 Cent/kWh. Ab 15. November gilt nun eine neue Regel: Je größer der Andrang, desto teurer die Ladestrompreise.

Neue Tarife an allen Superchargern

Tesla spricht von on-Peak Raten, die künftig zwischen 16 und 20 Uhr gelten und nennt einen „Durchschnittspreis“ für Deutschland von 73 Cent/kWh – bei Spitzenpreisen von aktuell 86 Cent: Superchargerpreise sind immer von den lokalen Netzanbietertarifen abhängig, variieren deshalb in der Regel geringfügig. Den Rest des Tages werden am DC-Schnelllader nunmehr 65 Cent/kWh fällig. So funktioniert Preisbildung in einer Marktwirtschaft – und nach dem Tesla-Prinzip.

Entlastung lokaler Energienetze

„Laden außerhalb der Stoßzeiten bringt nicht nur einen monetären Vorteil für die Kunden, sondern auch eine Entlastung des lokalen Energienetzes“, wirbt Tesla Deutschland für das flexible, zeitabhängige Tarifmodell. Bislang galt das nur für eine Reihe ausgewählter Supercharger-Standorte in Europa – nun gilt sie für alle 900 Standorte in Europa (mit Ausnahme von Island). Welche Kosten tatsächlich am jeweiligen Standort anfallen, erfahren die Besitzer von Tesla-Modellen über ihr Navigationssystem. Fahrer von Fremdfabrikaten – die inzwischen auch an dafür freigegebenen Ladesäulen von Tesla Strom zapfen können – kriegen die Preisinformation über die Tesla-App.

Viele Tesla-Fahrer wechseln zu „Elli“

Es wird spannend sein zu sehen, wie die Community auf das neue Tarifmodell reagiert. Nach den jüngsten Preiserhöhungen und der Flexibilisierung des Tarifs im Oktober hatten viele von ihnen den Superchargern den Rücken gekehrt und hatten sich Ladekarten anderer Ladedienste besorgt. „Elli ist derzeit das Maß der Dinge bei Tesla-Fahrern“, weiß Arne Meusel von CIRRANTiC in München: Beim Ladedienst von Volkswagen kostet die Kilowattstunde Gleichstrom im „Drive Highway“-Tarif für Vielfahrer derzeit nur 47 Cent, an den HighPower-Chargern von Ionity sogar nur 35 Cent bei einer monatlichen Grundgebühr von 12,99 Euro.

Auch IONITY denkt über flexible Tarife nach

Und Ionity könnte auch schon bald dem Tesla-Konzept folgen. „Warum denn nicht? Aber dazu muss man das Ökosystem erst einmal im Tarifsystem bespielen können. Aber für Laufkunden könnte man das anbieten: Komm später wieder, dann gibt es den Strom günstiger. Tesla ist innovationsmäßig oft einen Schritt weiter, ich würde es aber auch für uns nicht ausschließen“, sagt Ionity-CEO Michael Hajesch kürzlich in einem Interview mit EDISON.

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1 Kommentar

  1. Rene

    „Komm später wieder, dann ist es billiger“ – das ist genau die Aussage, die ich auf einer Reise von Stuttgart nach Hamburg sehen will, wenn auf der Autobahn ein Ladestop nötig wird.

    Tankstellen machen das ja auch, aber die Formulierung ist echt lächerlich. Etwas mehr Ehrlichkeit wäre nett:

    „Wenn der Kunde grade keine andere Wahl hat, dann ist das DIE Gelegenheit, ihn übern Tisch zu ziehen“

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