Der Skoda Kodiaq verdankt seinen Namen einem riesigen Braunbären. So bullig, stark und raffiniert soll er auch sein, dieser tschechische SUV-Partner für Familie und Freizeit. Mit Allwetterkompetenz, viel Ausstattung, fein vernetztem Infotainment, dienstbaren Fahrerassistenten und natürlich Platz bis zum Abwinken. Und seit seinem Start im Jahr 2016 hat dieser voluminöse Hochsitzer weltweit in über 60 Ländern so ziemlich genau 841.900 Käufer gefunden. Skoda-Chef Klaus Zellmer freut sich rückblickend: „Der Kodiaq hat wesentlich zu unserem Wachstum beigetragen und offenbar genau den Nerv unserer Kunden getroffen.“
Mehr Länge, mehr Platz
Und schon präsentiert die tschechische VW-Tochter in der Berliner Show-Hallen „The Tunnel“ (einer riesigen ehemaligen U-Bahn-Location) die zweite Generation ihres SUV-Flaggschiffs. Und EDISON hat sämtliche wichtigen Details. Also: Von den Außenmaßen her ist dieses Modell wie alle Newcomer mutig gewachsen. Mit einer Länge von 4758 Millimetern übertrifft es seinen Vorgänger um immerhin 61 Millimeter, was die Parkplatzsuche in der City ein bisschen schwieriger machen dürfte. Andererseits: So gibt es noch mehr Platz für die maximal sieben Passagiere in drei Sitzreihen.
Höhe (1659 mm) und Breite (1864 mm) des Kodiaq haben sich ohnehin nicht verändert. Und die aufpreispflichtige Siebensitzer-Version profitiert von der hinten um 15 Millimeter gewachsenen Kopffreiheit (920 mm Innenhöhe). Also Bewegungsfreiheit auf allen Plätzen und dazu super Kniefreiheit in der zweiten Sitzreihe. Dies lässt sich verschieben und hat auch wieder neigungsverstellbare Lehnen. Mehr Platz braucht wirklich kein Mensch.
Kodiaq-Bär zieht bis zu 2,5 Tonnen
Irgendwie haben es die Tschechen sogar hinbekommen, dass sich das standardmäßige Laderaumvolumen (bei stehender Rücksitzbank) der Fünfsitzer-Version um 75 auf ungewöhnlich üppige 910 Liter vergrößert hat. Maximal schluckt der Kodiaq nun 2105 Liter, ergo noch einmal 30 Liter mehr als die bisherige Generation. Selbst im Siebensitzer offerieren sich ganz hinten noch 340 Liter Ladevolumen, rund 70 Liter mehr als bisher. IKEA, wir kommen. Oder: Nie wieder den Zoff beim Einladen des Urlaubsgepäcks. Mitnehmen oder nicht mitnehmen? Nee, einfach rein mit dem ganzen Plunder.
Sie haben einen Trailer fürs Bötchen, einen Hänger fürs Pferd oder als Heimwerker eine ganz spezielle Vorliebe für Baumärkte? Auch kein Problem. Bis zu 2,5 Tonnen Last zieht auch der neue Kodiaq-Bär, bei der neuen Plug-in-Version (zu der kommen wir noch) sind es, kleines Manko, nur 1,8 Tonnen. Das wird spannend, denn viele Käufer lieben diesen tschechischen Bären besonders als potentes Zugfahrzeug. Die Räder gibt es wahlweise in Größen zwischen 17 (Serienausstattung) und fetten 20 Zoll. Und was die Außenfarben betrifft: Bei den Metallic-Varianten gibt es nun eine neue, ziemlich krasse Goldbronze-Tönung.
Sorry für diese längeren, rein praktischen Erörterungen, aber jetzt kommen auch ein paar Worte zum völlig neuen Look des Autos. „Ich bin mir sicher, dass wir optisch die richtigen Zutaten gefunden haben, um den Erfolg der zweiten Generation zu sichern“, lobt sich Skodas Chefdesigner Oliver Stefani. Und damit meint er diese neue „Modern Solid“-Designsprache, die sich erfrischend streng ans uralte Prinzip von „Form folgt Funktion“ hält. Keine optischen Kinkerlitzchen, kein Lametta, keine überflüssigen Linien. Stattdessen klare Flächen und kantige Radausschnitte.
Chrom ist out
Ein Prinzip, dass wir schon an der puristisch bulligen Front erkennen sollen, die sich durch einen neuen Grill auszeichnet. Dazu gehören auch Bausteine wie eine neue Generation von LED-Matrix-Scheinwerfern (15 Prozent höhere Lichtausbeute) mit der Winkewinke-Welcome-Funktion, dem verbindenden horizontalen Leuchtband im Frontgrill und etlichen, hübsch schmückenden kristallinen Elementen, die – Stichwort böhmisches Glas – eine schöne tschechische Tradition haben. Oder das neue Schrift-Logo: Sieht aus wie dunkles Chrom, ist aber in Wirklichkeit aus Kunststoff. Klassisch metallisches Chrom ist out. Ganz hinten dann der verlängerte Dachkantenspoiler, unten der integrierte Diffusor.
Auch der neu gezeichnete Innenraum ist erfrischend schnörkelfrei. Alles klar strukturiert, griffgünstig sortiert und auffallend edel. Da fällt dann im Cockpit sofort das neue freistehende, mit 13 Zoll (Serienausstattung 10 Zoll) nun ziemlich üppige Infotainment-Display auf, das sich laut Skoda völlig intuitiv und easy bedienen lassen soll. Und jetzt gibt es auf Wunsch auch ein Head-up-Display, das die wichtigsten Unterwegs-Infos direkt ins Sichtfeld des Fahrers spiegelt.
Schnellzugriff per „Smart Dials“
Erstmals kommen „Smart Dials“ zum Einsatz, und auf diese silberfarbenen Rundlinge sind die Tschechen besonders stolz. Sie übernehmen den Schnellzugriff auf diverse Fahrzeugfunktionen. Drei große Drehregler am oberen Ende der Mittelkonsole, die sich auch zart drücken lassen. Jeder von ihnen hat eine 32 mm große Digitalanzeige. Die beiden äußeren regeln Innenraumtemperatur, Sitzheizung und Sitzbelüftung, der mittlere steuert bis zu vier von den Passagieren ausgewählte Funktionen wie zum Beispiel Radiolautstärke, Gebläsestufen, Fahrmodi oder den Zoom der jeweiligen Navi-Karte. An dieser Stelle muss noch erwähnt werden, dass das serienmäßige automatisierte Doppelkupplungsgetriebe nun über einen Wählhebel am Lenkrad bedient wird. Das wiederum schafft mehr Platz und Stauraum zwischen den Vordersitzen.
Vier USB-Ports mit dem Tempo-Output von 45 Watt lauern zum schnellen Laden auf Smartphones, Tablets oder Laptops. Und in der Phonebox des Kodiaq, die sogar eine Kühlfunktion besitzt, lassen sich mit 15 Watt zwei Smartphones gleichzeitig aufladen. Massagesitze? Sind jetzt jetzt gegen Aufpreis auch zu haben, in Intensität und Wirkungszeit einstellbar. Beheizbares Lenkrad? Selbstverständlich. Und mit dem optionalen Canton-Soundsystem und seinen 14 Highend-Lautsprechern gibt es hier auf Wunsch auch was Feines für die Ohren.
Software-Updates „over the Air“
Nebenbei ist der Tscheche was für kommunikative Menschen. Dank seiner ständigen Internetverbindung kommen Software-Updates ohne Werkstattbesuche bequem „Over the Air“, zudem liefert er onlinebasierte Routenplanungen und verschiedene mobile Dienste von Skoda Connect. Für das neue Plug-in-Modell (zu dem kommen wir gleich) gibt es Fahrzeug-Fernzugriffe fürs Starten und Beenden des Ladevorgangs, die prophylaktische Innenraum-Klimatisierung oder das Managen von Ladeplänen (inklusive optionaler Plug & Charge-Funktionen) für die größere Reise. Und der Service Online-Infotainment bedient mit News, Wetterdaten, Verkehrsnachrichten oder Parkangeboten.
Überall im Auto (in Teppichen, Dachhimmel, Sitzbezügen) finden sich jetzt nachhaltige Materialien wie recyceltes Polyester oder Garne mit einem vierzigprozentigen Anteil von natürlicher Wolle. Was es da nicht alles gibt: Das Leder der ecoSuite-Design Selection wird zum Beispiel in einem umweltfreundlichen Verfahren aus Rückständen der Kaffeebohnenverarbeitung gegerbt. Auch ziemlich bio. Apropos: Wie in der vollelektrischen Enyaq-Modellfamilie bietet der Kodiaq à la Fünf-Sterne-Hotel vier aufsteigende Design Selections. Loft, Lounge, X-shaped und die gerade erwähnte Eco Suite.
Elektrische Reichweite von über 100 Kilometer
Dazu die mittlerweile berühmten Skoda-Gefälligkeiten («Simply Clever«), die uns das anstrengende Leben leichter machen sollen. Beispiele? Die Kästen mit den Regenschirmen in den Vordertüren, der Eiskratzer in der Tankklappe, die vielen praktischen Ablagefächer, der ausfahrbare Türkantenschutz, die seitlich ausklappbaren Schlafpolster de Fondsitze und der Doppelhalter für die Einhand-Flaschenöffnung. Neu sind ein Displayreiniger und ein praktisches Ablagefach im Mitteltunnel vor der Rücksitzbank.
Über die Benzin- und Dieselmotoren mit Leistungen von 110 kW (150 PS) bis 150 kW (204 PS) wollen wir, typisch EDISON, nicht weiter reden. Die machen trotz aller Fortschritte (Mildhybrid-Technologie und so) genau das, was sie sollen, bleiben aber eben typische Verbrenner. Aber es gibt jetzt eine interessante elektrische Neuheit. Denn den Kodiaq iV gibt es zum ersten Mal in einer wirklich bemerkenswerten Plug-in-Version. Die flüsterleise Teilzeitstromer-Variante offeriert mit der Gesamtleistung von 150 kW (204 PS), die über ein Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe an die Vorderräder übertragen werden, eine elektrische Reichweite von etwas über 100 Kilometern nach aktueller WLTP-Norm. Die beiden Bausteine: ein 1,5-Liter großer Turbobenziner mit 110 kW (150 PS) und ein passender Elektromotor.
Schnellladen mit bis zu 50 kW
Rund 80 Kilometer E-Betrieb dürften also immer drin sein. Und im reinen City-Betrieb, bei dem der Plug-in-Kollege ja ständig elektrische Energie beim Bremsen und Ausrollen zurückholt (Rekuperation), soll die mögliche Reichweite sogar noch wachsen. Geladen wird die Lithium-Ionen-Batterie, die eine Kapazität von immerhin 25,7 kWh hat, per Gleichstrom-Schnellladen mit bis zu 50 kW in knapp 30 Minuten oder mit Wechselstrom in drei Stunden mit bis zu 11 kW. Und trotz des relativ großen Akkus im Unterboden offeriert diese Plug-in-Version als Fünfsitzer noch ein Standard-Ladevolumen von ordentlichen 745 Litern.
Logisch, den intelligenten Anhänger-Rangierassistenten, der uns beim rückwärtigen Einparken freundlicherweise das Fummeln am Lenkrad abnimmt, gibt es hier natürlich auch. Nie wieder Panik, Knopfdruck genügt. Ganz neu ist ein elektronischer Heinzelmann, der sich bis zu fünf Einparkmanöver über Distanzen von bis zu 50 Metern merken kann. Der Clou: Diese Aktionen lassen sich drinnen übers Infotainment-Menü, aber auch von draußen steuern. Eine App macht unser Smartphone in diesem Fall zum Joystick, mit dem das große Auto völlig entspannt eingeparkt wird. Dieses nette Feature ist für den neuen Kodiaq jedoch erst im zweiten Halbjahr 2024 zu haben.
Jede Menge Assistenzsysteme
Unterwegs können Sie dann auf die sicherheitsrelevanten Assistenssysteme bauen. Quasi alles ist zu haben. Der klassische Front Assist warnt und bremst bei Kollisionsgefahr. Dazu Abbiegeaufpasser (bremst automatisch), Ausstiegswarner (verhindert die typische Radfahrer-Türchrash-Falle), Ausweichassistent (verstärkte Lenkbewegungen) und so weiter. Der Radar-Tempomat hält brav den Abstand zum Vordermann, der Lane Assist die Spur. Weitere Helfer beobachten engagiert die Umgebung, checken Verkehrszeichen, reagieren auf Speedlimits oder sorgen als Stauassistent dafür, dass der Kodiaq im zähfließenden Verkehr korrekt vorausfahrenden Fahrzeugen folgt. Automatisches Anfahren, Bremsen und Lenken.
Bliebe noch zu erwähnen, dass es zusätzlich zu den erwähnten Design Selections noch den etwas wilderen Sportline-Dress gibt, der auch fürs neue Plug-in-Modell bestellt werden kann. Mit viel hochglänzendem Schwarzlack auf der Außenhaut, betont coolen Metalldekor-Oberflächen im Interieur und ganz speziellen anthrazitfarbenen, 19 Zoll großen Leichtmetallrädern. Dazu motivierende Sportsitze mit integrierten Kopfstützen und rabenschwarzen Mikrofaserbezügen mit Kontrastnähten.
Preise dürften auf über 40.000 Euro steigen
Okay, damit durften viele Geschmäcker bedient sein. Nur über die Preise des neuen Kodiaq, der bei uns ab Dezember bestellt werden kann und dann hierzulande im Frühjahr zu den Händlern rollt, will Skoda noch nicht viel verraten. Klar, billiger wird er nicht, wir rechnen fest mit Preisen knapp über 40.000 Euro. Und für den reizvollen Teilzeit-Stromer, der mit etwas Verspätung im nächsten Juli startet, dürften dann wohl mindestens 5000 zusätzliche Euro fällig sein. Aber dafür könnten wir mit dem Plug-in-Hybrid, wenn wir hier mal eine Großstadt wie Berlin als Maßstab nehmen, vermutlich die ganze Arbeitswoche per Strom in die Firma pendeln.
Fast zeitgleich mit dem neuen Kodiaq startet im Frühjahr (Ende erstes Quartal) der komplett neue Skoda Superb, erneut als Limousine und voluminöser Kombi, den Skoda ja vorn immer mit C schreibt. Und auch den Superb wird es erstmals als Plug-in-Hybrid mit über 100 Kilometer Reichweite geben.
Spannende Skoda-Vollstromer in Sicht
Falls Ihnen nun dieser tschechische Bär generell zu gewaltig und der Luxusliner Superb zu teuer ist oder Sie prinzipiell lieber was Vollelektrisches hätten: Bei Skoda gibt es demnächst auch Günstigeres in Vollstromer-Ausführung. So startet im zweiten Quartal nächsten Jahres der rund 4,50 Meter lange E-Nachfolger des Kompakt-SUV Karoq mit einer elektrischen Reichweite von über 400 Kilometern. Der heißt jetzt tatsächlich Elroq und soll laut Skoda ein unglaublich praktisches Auto sein und die volle Modern Solid-Designsprache zeigen. „Da werden wir viele Superlative von uns zeigen“, schwärmt Skoda-Chef Klaus Zellmer. „Dieses Auto wird richtig gut“.
Frühestens Ende 2025 folgt dann der avisierte, gut vier Meter lange, frontgetriebene City-Crossover im Format des VW ID.2all der keine 25.000 Euro kosten soll. „Das wird ein Hochsitzer mit schöner Übersicht — und unser neuer Einstieg in Skodas Elektromobilität“, so Zellmer gegenüber EDISON. Den Namen des Autos sei hier allerdings noch geheim: „Beim Arbeitstitel A0 BEV wird es natürlich nicht bleiben.“
Citigo-Nachfolger „härteste Nuss“
Und darunter kommt ja noch ein vollelektrischer Mini in der Größe des bisherigen Skoda Citigo, der keine 20.000 Euro kosten soll. Eine Herausforderung für die Marke, denn die teuren Lithium-Batterien machen bei den Stromern schließlich bis zu 40 Prozent der Gesamtkosten aus. Zellmer: „Das ist die härteste Nuss bei den derzeitigen Rohstoffpreisen“. Zumal Skoda ja auch bei diesem Modell einen hohen Anspruch in punkto Design, Qualität und Sicherheit habe. Die Entscheidung, wo denn dieses Auto produziert werden soll, sei noch immer offen.
Erst 2027, so der aktuelle Stand, käme dann der angekündigte, extrem geräumige Kombi. Mit einer Länge von 4,70 Metern fast exakt im Format des aktuellen Verkaufsrenners Skoda Octavia (Zellmer: „Das genau ist unsere Zielrichtung“). Dürfte, nach allem was zu hören ist, eine elektrische Reichweite von bis zu 700 Kilometern bieten. Also gleichermaßen für Familientouren und für die professionelle Business-Langstrecke interessant. Mindestens 500 Liter Standard-Ladevolumen, angetriebene Hinterachse. Sogar eine Allradversion ist in der Planung.