In China werden Entscheidungen ruckzuck umgesetzt. „In der Zeit, in der wir einen Autobahnabschnitt sanieren, stampfen die einen Flughafen aus dem Boden“, hört man an den Stammtischen zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen immer wieder. Der Omoda 4 dürfte den Verfechtern dieser These neue Nahrung geben. Denn bis vor wenigen Tagen lief der B-Segment-Crossover nämlich noch unter der Bezeichnung Omoda 3. „Der Omoda 3 hat seine Mission erfüllt – jetzt schlagen wir mit dem Omoda 4 ein neues Kapitel auf“, erklärt Roy Xie, der für die SUVs im B-Segment verantwortliche Manager. Rumms. Damit hat sich das erledigt. Gut, dann eben Omoda 4.
An den wichtigsten Parametern rüttelt Omoda nicht. Vor allem nicht am Design des Fahrzeugs. Omoda nennt die Formensprache „Cyber-Mecha“ und kreiert damit kein neues Getränk, sondern einen futuristischen Designstil, der Elemente der Science-Fiction, der Cyberpunk-Ästhetik sowie eben der Mecha-Roboter (mechanische Roboter beziehungsweise Maschinen) mit moderner Automobiltechnik verbindet. Klingt spannend – aber was bedeutet das konkret?

Futuristisch ist der Designstil, der Elemente aus Science-Fiction und Cyberpunk-Ästhetik mit der von Spielzeug-Robotern verbindet.
Mit dem Kunstbegriff sind Karosserieflächen gemeint, die mit ihren scharfen, kantigen Winkeln an die Panzerung eines Raumschiffs oder Kampfroboters erinnern. Ergänzt wird das durch scharf konturierte Seitenlinien und eine dynamische Gürtellinie, gut sichtbar zum Beispiel am hinteren Kotflügel. Hinzu kommen markant gestaltete Scheinwerfer- und Heckleuchten. Die Blitz-Grafik der Heckleuchten vermittelt den Eindruck von elektrischer Energie: Die schrägstehenden schmalen LED-Bänder blitzen angriffslustig.
Schalter wie im Raumschiff
Ähnliches gilt für die rote Schutzklappe über dem Startknopf in der Mittelkonsole. Sie stammt aus Kampfjets und gibt es in ähnlicher Form unter anderem auch im Lamborghini Aventador. Trotzdem cool. Schließlich soll sich der Fahrer wie ein Raumschiff-Kommandant fühlen. Dazu passt auch das auf das Wesentliche reduzierte Cockpit mit dem schmalen Instrumentendisplay. Fehlt nur noch, dass der Pilot bei jeder Beschleunigung in bester „Raumschiff Enterprise“-Manier „Warp 5“ fordert. Captain Kirk lässt grüßen.

Das Cockpit des Omoda 4 ist auf das Wesentliche reduziert. Neben dem schmalen Instrumentendisplay hinter dem Lenkrad gibt es einen großen Touchscreen, der im Stand auch Computerspiele ermöglicht. Fotos: Omoda
Allerdings hält sich Omoda bei den Leistungsdaten noch bedeckt. Da der Crossover auf der T1X-Plattform basieren dürfte, wird es vermutlich ein Antriebs-Potpourri geben. Also einen HEV-Vollhybriden (HEV) auf Basis des Chery-Super Hybrid Systems mit 1,5-Liter-Acteco-Benziner und E-Motoren sowie einem Hybrid-Getriebe. Hinzu kommen ein Plug-in-Hybrid-Antriebsstrang, wahrscheinlich ebenfalls mit einem 1,5-Liter-Verbrenner als Basis. Und natürlich einen rein elektrischer Stromer (BEV). Das Kürzel „225T“ am Heck des Premieren-Fahrzeugs lässt auf einen aufgeladenen Motor (T = Turbo) mit einem maximalen Drehmoment von 225 Newtonmetern schließen. Wohin die Reise geht, wird in wenigen Tagen der Omoda 4 Ultra zeigen. „Der ist für die Speed-Fans“, schmunzelt Designer Arturo Arino.
Omoda ruft zur Volksabstimmung
Um im hart umkämpften Markt der SUVs im B-Segment erfolgreich zu sein, schlägt Omoda innovative Wege ein. „Wir wollen die Menschen am Entstehungsprozess des Omoda 4 beteiligen“, erklärt Shawn Xu, Chef der beiden Chery-Tochtermarken Omoda und Jaecoo. Nutzer können Ideen einreichen: Diese reichen von Vorschlägen für das Zubehör bis hin zu Software-Features. Die prüft Omoda dann und setzt sie gegebenenfalls um.

Nutzer des Omoda 4 sollen beim Hersteller Ideen einreichen, wie sich das Fahrzeug weiter verbessern ließe, durch neue Software-Features oder Zubehör-Teile. Das Unternehmen wird die Vorschläge prüfen und umsetzen, wenn sie Sinn machen.
Es bleibt noch genügend Zeit, um das Ergebnis der globalen Volksabstimmung umzusetzen. In etwa einem Jahr soll die Produktion des Crossovers anlaufen. Schließlich soll der Omoda 4 auch Teil eines E-Sport-Ökosystems sein. Während der Mittagspause schnell im Rennspiel ein paar Runden auf der Nordschleife des Nürburgrings drehen? Warum nicht. Dafür würde sich eine Kooperation mit einer tragbaren Spielekonsole wie der Nintendo Switch anbieten. Konkurrenten wie der Hyundai Kona, der Toyota C-HR, der Renault Captur und der MG ZS würden dagegen ziemlich alt aussehen. Zumindest aus Sicht der Gamer.