Patente sind die Produkte von Morgen, heißt es. Zumindest zeigen sie, auf welche Technologien sich Unternehmen und Institutionen bei Forschung und Entwicklung konzentrieren. Geht es dabei um den Antrieb im Auto, ist das Bild eindeutig: Hersteller und Zulieferer setzen noch immer vor allem auf den Verbrenner, der Elektroantrieb spielt weiter eine untergeordnete Rolle – auch wenn sich die Gewichte allmählich verschieben. So haben 2019 das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) und das Europäische Patentamt (EPA) insgesamt 3683 Schutzrechte zum Verbrennungsmotor mit Wirkung für die Bundesrepublik veröffentlicht. Dagegen gab es zum Elektroantrieb nur 660 Patentmeldung, ein Verhältnis von fast 6 zu 1 (siehe auch das Video unten). Aber immerhin schließt sich die Schere allmählich. Denn beim E-Motor stieg die Zahl der Anmeldungen um 42 Prozent gegenüber 2017. Bei Otto- und Dieselmotor sanken sie dagegen um 13 Prozent.
Klar dominieren die deutschen Antragsteller in diesen beiden Technikfeldern. Von ihnen stammen jeweils fast die Hälfte der Anmeldungen, gefolgt von Japan. Beim Elektoantrieb hat Audi die meisten Innovationen schützen lassen vor Toyota und Ford. Beim Verbrenner liegen die Zulieferer Bosch (Platz 1) und Schaeffler (Platz 3) vorn. Auf Rang 2 hat sich Ford geschoben.
Aufholbedarf bei der Brennstoffzelle
Wesentlich schwerer fällt es den Deutschen in ihrem Heimatmarkt eine starke Position in den Schlüsseltechnologien Brennstoffzelle und Batterie aufzubauen. Gerade einmal 30 Prozent der Patentanmeldungen rund um die Wasserstoff-Technik stammen aus der Bundesrepublik. Das reicht nur für Platz 2 hinter Japan. Mit 38 Prozent der Anmeldungen liegen das Land klar vorn. 101 der insgesamt 848 Patente schrieben Toyota-Ingenieure, gefolgt von Audi (99) und Bosch (51). Bei den Akkus kamen wiederum knapp 30 Prozent der insgesamt 2684 Anmeldungen aus Deutschland. Allerdings haben asiatische Erfinder die Nase vorn, Japan Südkorea und China vereinigen rund die Hälfte aller Anmeldungen auf sich.
In beiden Feldern ist die Zahl der Anmeldungen jeweils kräftig gewachsen. Die DPMA-Präsidentin Cornelia Rudloff-Schäffer spricht daher von einer „beeindruckenden Anmeldedynamik“. Und wertet das als Zeichen, dass die Autoindustrie nach dem Abgasskandal 2015 „Entwicklungsressourcen vom Verbrennungsmotor hin zu den neuen Antriebstechniken umgeschichtet“ habe. Allerdings spiegeln die Zahlen nicht den aktuellen Stand, das Patentamt veröffentlicht in der Regel eine Anmeldung erst 18 Monate nach der Einreichung.
Eine starke Position haben sich die hiesigen Unternehmen und Institute beim autonomen Fahren erkämpft. 43 Prozent der 4265 Anträge stammen aus Deutschland, die USA kommen nur auf 20 Prozent. Bei den Einzelanmeldern ragen Bosch, Ford und BMW heraus.
„Die Zahlen zeigen auch, dass es vor allem in Asien und den USA starke Konkurrenten gibt, die um die Technologieführerschaft ringen und diesen neuen Markt ebenfalls für sich erobern wollen“, sagt Patentamts-Chefin Rudloff-Schäffer. Auch wenn die deutschen Hersteller in ihrem Heimatmarkt in vielen Bereichen vorne lägen, gibt sie zu Bedenken, „ist offen“, wie der Wettlauf ausgehe.